Auf einem beigen Hintergrund sieht man zwei Polaroids. Das linke Polaroid zeigt ist ein Polaroid mit dem Logo des Projekts. Das Logo zeigt auf einem dunkelgrünen Hintergrund einen Kopfhörer und den Schriftzug "Suehören" in Schreibschrift. Darunter steht in Druckschrift "Interview mit einer Stimme". Die Zeichnung und die Schrift sind weiß. Rechts ist ein Portrait-Foto der Sprecherin Dagmar Bittner. Auf dem breiten unteren Rand des Polaroids steht ihr Name.

Suehören – Interview mit einer Stimme – Dagmar Bittner

Guden!
Und schon geht es weiter mit dem nächsten Interview und Dagmar Bittner. Dagmar begleitet mich auch schon seit Jahren und ist Sprecherin von zwei meiner liebsten „All time favourite“-Bücher (die ich beide auch schon mehrfach gelesen/gehört habe). Habe mich sehr über dieses Interview gefreut!

Dagmar Bittner ist Schauspielerin, Hörbuchsprecherin und Synchronschauspielerin.
Seit fast 15 Jahren ist Dagmar inzwischen als Sprecherin tätig und war dabei schon in Synchron, Games, Werbung, Imagefilmen Dokumentationen, Podcasts und vielem mehr zu hören. Die Liste der Hörbücher, die Dagmar schon eingesprochen hat, fasst inzwischen über 300 Hörbücher.

Dagmar findet ihr auch hier –> Webseite   Instagram

 

S: Vielen Dank, dass du mit dabei bist. Hab mich sehr gefreut, dass du zugesagt hast.

DB: Sehr gerne. Freut mich, dass ich gefragt wurde.

S: Du darfst jetzt erstmal eine Aufgabe erledigen und dich in drei Sätzen vorstellen.

DB: Hallo, ich bin Dagmar Bittner. Drei Sätze, das ist ja schon anspruchsvoll. Ich bin Hörbuchsprecherin und ich liebe meinen Job. Und ich freu mich, dass ihr meine Stimme so gerne hört.

S: Das klang gut. Ich weiß, dass ihr nicht so viele reguläre Arbeitstage habt, aber wie sieht denn für dich der ideale Arbeitstag aus, wenn du ihn dir aussuchen oder basteln könntest?

DB: Hm…also wichtig für den idealen Arbeitstag ist, dass ich ausschlafen kann. Der Rest ist eigentlich egal. Wenn man mich um 7 Uhr aus dem Bett zerrt, bin ich pampig. Ansonsten ist der Tag gerne abwechslungsreich und auch gerne kurz (lacht). Also so ein bisschen von allem vielleicht. Zwei Stunden Hörbuch und ein Werbespot und dazwischen mal auf jeden Fall was essen und ganz viel Kaffee trinken und ein bisschen in der Sonne liegen und Hörbuch vorbereiten und dann nochmal etwas aufnehmen. Synchron oder so und dann um vier Feierabend.

S: Das klingt gut. Es ist faszinierend (grinst). Die Frage hat jede Person gestellt bekommen und es gab bisher keinen, der um sieben im Studio stehen wollte. Ich weiß auch warum, weil Stimme aufwärmen und so.

DB: Ja, es gibt ein paar Kollegen und Kolleginnen, die Frühaufsteher sind, aber das sind meist die mit Kindern, die eh raus müssen.

S: Ja genau. Aber der Rest immer so neun oder zehn.

DB: Ja, ich komm tatsächlich auch sehr schwer zum Einschlafen. Das ist egal wie früh ich ins Bett gehe, vor zwölf schlafe ich nicht ein. Deshalb hasse ich es auch total früh aufzustehen. Da bin ich einfach müde.

S: Das verstehe ich. Gibt es denn irgendetwas, was du unbedingt dabei haben musst, wenn du ins Studio fährst zum Aufnehmen?

DB: Mein Tablet, weil da ist mein Text drauf. Und ein Ladekabel, weil ich meistens vergessen habe es aufzuladen. Dann merke ich im Studio, das man mit 12% Akku nicht weit kommt. Und dann noch das Handy, damit man die Fahrkarte dabei hat. Kaffee gibt es im Studio, den brauche ich zwar dringend, aber der ist schon da, den muss ich nicht mitnehmen.

S: Kaffee brauche ich auch sehr viel pro Tag. Aber ich bin Sozialarbeiterin. Wenn wir eins haben, dann Kaffee. Das ist wirklich so (grinst). Apropos Text. Es gibt ja Sprecher*innen, die ihre Texte akribisch vorbereiten mit Farben, Anmerkungen, was man so alles braucht. Andere lesen es einmal und es reicht ihnen. Wieder andere lesen es gar nicht. Zu welchem Team gehörst du?

DB: Eher Team akribisch. Wobei es ein bisschen Genre-Abhängig bzw. Text-Abhängig ist. Es gibt Texte, vor allem bei New Adult, die bleiben eng an wenigen Figuren. Da hat man hat „sie“ und „ihn“ und jeweils den besten Freund und die beste Freundin und mehr Figuren kommen nicht vor und es ist sehr klar von der Storyline. Dann reicht es mir, wenn ich den Text überfliege und mir die wörtlichen Reden farbig markiere. Ich hab gerne so einen farblichen Marker, damit ich sofort merke, wer spricht und dann nochmal hinten fett dran, wenn da „flüsterte er“ steht. Das sind die Fehler, die man am leichtesten macht. Und dann scann ich nochmal diagonal, ob da irgendwelche Fremdwörter oder Städtenamen drin sind. Ansonsten geht das relativ schnell.
Und dann gibt es Bücher wie „Fourth Wing“ (lacht). Dann sitz ich so da und ja…dann ist es eigentlich schon sehr akribisch und sehr genau. Und wirklich immer eingekringelt, wer da spricht, weil da so viele Figuren sind. Weil die auch alle so durcheinander reden und manchmal weiß man gar nicht, wer das ist, weil sich das erst eine halbe Seite später klärt. Und dann muss ich die ganzen Aussprachen nachschlagen und gucken, wie die ganzen Stimmen waren, oder ob das Studio da nochmal was raussuchen muss. Oder was auch sehr akribisch bei mir vorbereitet wird, sind historische Sachen, die auf wahren Begebenheiten beruhen. Weil das peinlich ist, wenn man Sachen nicht richtig ausspricht. Wenn da vielleicht historische Persönlichkeiten vorkommen, die einen bestimmten Sprachduktus hatten, dass man da besser vorbereitet ist.
Aber ich bin gelassener geworden. Ich habe tatsächlich ganz am Anfang wirklich jeden Satz und jede Betonung markiert (lacht), als ich neu war. Das mache ich nicht mehr, weil ich mittlerweile weiß, dass ich auch sehr gut primavista lesen kann. Aber ich mag das Gefühl nicht. Primavista lesen ist immer so ohne Netz. Das kann gut gehen und es kann aber auch nur gut geraten sein. Und dieses Gefühl so in der Schwebe zu sein und nicht zu wissen, was da kommt, das mag ich nicht. Ich will nicht auf der letzten Seite feststellen, dass bestimmte Sachen als Information vielleicht wichtig gewesen wären, um vorne die Figuren besser oder schöner anlegen zu können.

S: Von wegen „Fourth Wing” als Beispiel, da hatte ich als Gedanken unter anderem „Herr der Ringe“. Mit den ganzen Zwergen und den Städten und dem elbischen dazwischen. Und…ja (lacht)

DB: Das ist oft so. Epische Fantasy ist tatsächlich mit am anstrengendsten und Vorbereitung intensivsten.

S: Das kann ich mir vorstellen.
Du bist ja sehr lange im Geschäft. Alleine deine Hörbuchliste hat irgendwie um die 300 Titel, wenn nicht sogar noch mehr. Gibt es aber trotzdem noch etwas, was du als Thema oder Genre unbedingt ausprobieren möchtest?

DB: Hm…

S: Oder hattest du schon alles?

DB: Ich glaube ich hatte tatsächlich schon das meiste. Zumindest im Hörbuch. Also ich hab mich ein bisschen da rein gekämpft in den Romantasy/Fantasybereich und Jugendbuch, weil ich am Anfang sehr auf Liebesroman festgelegt worden bin. Ich hab einfach viele Liebesromanbuchungen bekommen und dann denken alle „Das macht sie. Dann buch ich sie nochmal“. Aber ich wollte immer in Richtung Jugendbuch und Fantasy und hab da echt gekämpft und es immer wieder kund getan. Und jetzt bin ich da und bin da mega glücklich, von dem her kann ich jetzt gar nicht sagen, dass da ein riesengroßer Wunsch hängt. Ich glaube es ist eher dieser Wunsch wirklich immer wieder schöne Bücher zu machen, die einen berühren. Und natürlich gerne erfolgreiche Bücher.
Weil es macht einfach total Spaß, wenn die Sachen, die man macht, nicht nur schön sind, sondern auch gehört werden und man positives Feedback bekommt und merkt, wie vielen Leuten man eine Freude macht. Und man auch so nette Nachrichten bekommt. Es tut der Seele einfach gut. Das ist das, was ich mir für die Zukunft wünsche, dass da einfach richtig schöne Titel dabei sind, die auch Anerkennung finden. Ansonsten im Sprechen… Ja, einfach schöne Synchronrollen zwischendrin mal. Aber dadurch, dass ich nicht in einer Synchronstadt wohne, müsste ich mehr für tun, müsste mehr für opfern und dafür bin ich nicht bereit. Ich freue mich immer, wenn mal was vom Baum abfällt, das nehme ich super gerne mit. Da gab es auch schon richtig schöne Rollen, aber ich glaube nicht, dass ich mal Feststimme von X werde, weil die Gegebenheiten einfach nicht da sind.

S: Du bist in sehr vielen Bereichen zu finden. Deine Hörbuchliste ist nicht nur lang, sondern du bist auch noch im Synchron, in Games und Hörspielen.

DB: Games am wenigsten tatsächlich.

S: Ja, am wenigsten, aber du hast es schon gemacht. Gibt es einen Bereich, bei dem du sagst, da hängt mein Herz dran. Wenn ich mich für einen bis zum Ende des Arbeitslebens entscheiden müsste, den würde ich behalten, welcher wäre es?

DB: Aus Vernunftgründen “Hörbuch”, weil davon kann man leben. Was ich vorhin schon gesagt habe, ich liebe halt die Abwechslung. Wenn ich mich für eines entscheiden müsste, wäre es echt hart. Ähm…ich wäre auch mit nur Hörspiel happy. Nur Synchron…weiß ich nicht. Nee. Und nur Werbung gar nicht. Wenn ich das so ranken müsste wäre es Hörbuch, Hörspiel, alles andere was spielt und ganz unten so Informationstexte, wie man ein Blutdruckmessgerät bedient oder so.

S: Ja, das stelle ich mir, ehrlich gesagt, sehr langweilig vor.

DB: Ich will spielen und erzählen und interpretieren, und ich glaube das kann ich am meisten im Hörbuch.

S: Deine Hörbücher sind ja auch nie so straight und ruhig gelesen. Du bist ja immer etwas lebendiger, finde ich.

DB: Ruhig kann ich auch nicht (lacht).

S: Ja und das finde ich gut, weil so bleibt man dabei, wenn man zum Beispiel einen Kobold im Kopf hat. Von daher ist das genau der richtige Weg anscheinend. Gibt es denn ein Buch, das du unbedingt einlesen wollen würdest? Selbst wenn es ein Hörbuch gibt und die jetzt eine Neuaufnahme machen würden, bei dem du sagst „Fragt mich bitte“.

DB: Das ist wahnsinnig schwer zu beantworten. Es gibt Bücher, die ich eigentlich wahnsinnig gerne lesen würde, aber wo ich auch gleichzeitig weiß, dass es gar nicht gut wäre, wenn ich sie lese, weil sie entweder schon großartig sind. Also ich bin zum Beispiel total neidisch auf Annina Braunmüller, dass sie „Zeitenzauber“ gelesen hat. Aber sie hat das einfach so geil gemacht, ich kann es nur schlechter machen. Wenn ich es nur gleich gut machen könnte ist es kein Gewinn für das Buch. Ein Buch, bei dem ich mir immer denke „Oha, das ist so ein Lieblingsbuch von mir“, wäre „Rebecca“ von Daphne Du Maurier, aber da gibt es aber auch schon eine wunderbare Ausgabe von Andreas Fröhlich. Und wo ich auch nicht weiß, ob ich mit meiner Erzählweise tatsächlich perfekt passe…ich glaube ich bin zu modern für diese Literatur. Von dem her, glaube ich, dass das, was ich dem Buch eigentlich mitgeben wollen würde, ich vielleicht gar nicht zu 100% umsetzen könnte. Und dass das deswegen dem Buch gar nicht gerecht werden würde. Ich höre allerdings auch nur Hörbücher an, bei denen mir  die Erzähler gefallen. Aber wenn sie mir gefallen, gibt es keinen Grund, warum ich das nochmal machen wollen würde.

S: Das verstehe ich. Chantal Busse war im Interview so fies und hat die Frage mir einfach zurückgespielt und ich war so „Äääääääh.“ Ich kann meine Lieblingsbücher nicht einlesen, weil Vincent oder Pia oder du sie gelesen haben. Und ich denk mir so „Neeeein, das funktioniert so nicht“. Also von daher, verstehe ich das gut mit dem Zwiespalt. Aber ich habe auch nie behauptet, dass meine Fragen nicht fies sind (lacht).
Gab es denn Momente, an denen du am liebsten hingeschmissen hättest? Und wenn es sie schon gab oder noch gibt, was tust du dann?

DB: Nein, keine einzige Sekunde. Nicht eine. Ich hatte vorher einen Job, den ich gehasst habe. Das Hörbuchsprechen ist quasi mein zweites Leben und beste Entscheidung ever. Und es klingt so kitschig, wenn ich so sage, seit ich selbstständig bin, gab es nicht eine einzige Sekunde. Es gibt Momente, in denen ich mir denke „Das ist jetzt ein Scheißjob“. Und trotzdem liebe ich diesen Moment, weil ich weiß, dass ich nicht in einem doofen Büro hocke und für irgendeinen Chef irgendeinen Mist mache, hinter dem ich nicht stehen kann, dien ich überhaupt nicht verstehe. Auch langweilige Momente, wenn man nochmal so Retakes machen muss, weil sich der Kunde zum 5. Mal umentschieden hat, selbst das liebe ich noch, weil ich weiß, dass ich einen Beruf machen darf, der mir Freude macht. Von dem ich gut leben kann. Der ein Privileg ist, wo ich immer wieder auch positives Feedback bekomme. Das ist ja auch so viel wert. Wenn du im Berufsleben einfach mal auf nette Menschen trifft, die dir sagen, dass du heute etwas gut gemacht hast. Von dem her gibt es das gar nicht.

S: Finde ich sehr positiv, weil es gibt genug Menschen, die immer mal sagen „Nein, das hätte ich am liebsten dann hingeworfen“.

DB: Ich weiß. Und das tut mir so in der Seele weh. Es gibt so viele Menschen, denen ich begegne, wo als erstes der Spruch kommt „Boah, schon wieder Montag“. Das kenne ich nicht mehr.  Ich bin so: „Yay, cool, schon wieder Montag!“. Aber ich kenne es von früher von mir noch, ich weiß, wie es diesen Leuten geht. Ich weiß in welcher Situation sie gefangen sind und ich weiß, wie unfassbar schwer das ist zu überlegen, ob man einen Weg daraus findet. Meistens ist es ja nicht so katastrophal, es ist ja nur ein bisschen schlimm. Aber auch nicht gut. Und es tut mir immer sehr weh zu sehen, wie Menschen, die eigentlich woanders unfassbar glücklich wären und auch glänzen könnten und eine Bereicherung für alle wären, in einem falschen Bereich oder mit falschen Leuten, die ihr Potential nicht erkennen oder nicht wertschätzen, da so gegängelt werden und traurig sind. Von dem her fühle ich mich da sehr privilegiert und sehr glücklich, dass ich das jetzt machen darf, was mir Freude macht.

S: Aber auf der anderen Seite motiviert ihr Hörbuchsprechenden andere Menschen dazu ihren Träumen zu folgen. Was ja auch wieder gut ist.

DB: Tun wir das? Wenn wir das tun, ist das toll.

S: Also bei mir sowieso, aber ich glaube auch bei anderen. Weil es gibt ja auch genug, die festgestellt habe, dass man Hörbuchsprechen als Beruf machen kann und dann haben sie auch damit angefangen. Ihr habt euch teilweise ja sogar gegenseitig in die Branche gezogen, was ja auch sehr cool ist.

DB: Das stimmt, ja.

S: Da hatte ich jetzt genug Beispiele hier sitzen nach 15 Interviews (lacht). Ist dir denn etwas aus all deiner Zeit als Sprecherin besonders in Erinnerung geblieben? Zum Beispiel ein bestimmtes Projekt oder so?

DB: Also natürlich Lesungen, ganz klar. Weil das einfach unfassbar viel Spaß mach. Wenn ich im Studio bin, hab ich ja keinen Kontakt zu den Leuten, die zuhören. Ich kriege dann im Nachhinein irgendwelche Rezensionen um die Ohren geknallt. Die meisten sind positiv, aber es gibt immer mal Leute, die mir erklären, dass ich bei Aldi an der Kasse besser aufgehoben wäre. Das ist dann schön, wenn man die Leute live sieht, für die man das macht und man sieht die leuchtenden Augen. Und davon vor allem die letzte Lesung mit Julia Dippel für „A Song to Raise a Storm“. Es war einfach so lustig, weil wir so auf einer Wellenlänge schwingen. Es ist so…zwei Hühner auf einem Haufen (lacht). Nein, es macht so unfassbar viel Spaß und da ist so viel Improvisation dabei. Das ist echt richtig cool! Ansonsten gibt es auch ein paar lustige Momente aus dem Studio. Was war denn das? (überlegt) Irgendwie hab ich mal was gelesen und dann hat der Techniker gesagt „Du sollst nicht atmen“. Das war so scherzhaft gemeint, weil er das irgendwie bearbeiten muss. Und dann kam der nächste Satz, in dem das Wort „atmen“ drin stand und ich hab das einfach eiskalt nicht mitgelesen. Da sind wir alle in Lachen ausgebrochen (lacht).

S: Blooper sind einfach das Beste. Ist einfach so.

DB: Ja und einmal hatte ich, eines dieser Hardcore-Erotikbücher gelesen. Da gab es einmal ein Buch, das war schon sehr…wo man sich schon im Kopf gefragt hat, wie viele Arme haben die gerade und ist das anatomisch überhaupt möglich (lacht). Und da weiß ich noch, da hab ich meinen Techniker durch die Scheibe gesehen und das war so eine Szene, bei der ich mich so zusammenreißen musste, nicht zu lachen, weil es so absurd war. Und dann seh ich durch die Scheibe, dass der Techniker so wegkippt und den Kopf auf die Tastatur knallt. UEs hat uns so zerrissen! Und dann haben wir weitergemacht, wir wollten ja auch durchkommen, und durch die Scheibe hab ich gesehen, wie er echt alles gibt, um nicht zu lachen und mich nicht abzulenken. Er wurde ganz rot und ist in seinem Stuhl immer weiter nach unten gerutscht, damit ich ihn nicht sehen muss. Zum Brüllen. Es war tatsächlich das einzige Mal im Studio, wo wir abgebrochen haben und fünf Minuten Pause gemacht haben. Es ging bei uns beiden einfach nicht mehr. Normalerweise kriege ich das sehr professionell durch, aber das war so ein Dauerlachflash.

S: Ja, manchmal hängt man sehr drin und braucht erstmal einen Cut. Dann geht es wieder.
Hast du denn einen Tipp für alle Sprechanfänger*innen da draußen, die auch professioneller sprechen wollen, egal ob hauptberuflich oder nebenberuflich?

DB: Selbstkritisch sein im positivsten Sinne. Das heißt wirklich ehrlich sich selbst anhören und sich selbst vergleichen mit, was du selber gut findest auf dem Markt, um zu gucken, ob du da schon bist. Nicht im selbstzerstörerischen Sinn, ständig an sich zu zweifeln. Sondern auch erkennen „Okay, jetzt bin ich da. Jetzt kann ich zumindest im Einsteigerbereich schon mal rausgehen“. Ich glaube diese Selbstkritik ist das Wichtigste, sonst kommst du nicht weiter, entwickelst dich nicht. Der Markt ist einfach sehr voll. Ich glaube die Leute, die selbstkritisch sind, werden besser und setzen sich durch. Und das zweite ist Durchhaltevermögen. Ich glaube, dass manche Leute, die sehr gut sind, vielleicht auch zu früh aufgeben.

 

S: Klingt gut. Damit hast du tatsächlich den offiziellen Fragenteil schon fertig.

DB: Und jetzt kommt der spaßige Teil (grinst).

S: Richtig! Jetzt kommt ein „This or That“ dank meiner Instagram-Community. Du kannst dich entweder immer nur für das Wort entscheiden und wir machen weiter oder du schiebst noch ein oder zwei Sätze ein, warum du dich gerade für diese Sache entscheidest.
Hörspiel oder Hörbuch?

DB: Die Mischung (grinst). Wegen der Abwechslung. Aber mit leichter Tendenz mittlerweile zu Hörbuch. Obwohl ich beides sehr liebe.

S: Kaffee oder Tee?

DB: Kaffee

S: Lange Aufnahme über mehrere Stunden oder kurze Aufnahme über mehrere Tage?

DB: Bei Hörbuch tatsächlich die lange Aufnahme, weil es dann endlich mal fertig ist. Aber generell mag ich kleinere Häppchen auch.

S: Pizza oder Pommes?

DB: Pizza

S: Sommer oder Winter?

DB: Sommer

S: Synchronauftrag oder Lesungsauftrag?

DB: Lesung.

S: Homestudio oder Tonstudio?

DB: Kommt drauf an, wo das Tonstudio ist. Wenn ich da bis nach Hamburg fahren muss, ist es natürlich chilliger von zuhause aus aufzunehmen. Mit Homestudio meine ich aber, dass zugeschaltet sein. Also immer, dass das Tonstudio zugeschaltet ist. Ich hasse es alleine da zusitzen und das Zeug alleine zu machen.

S: O-Ton oder Synchro beim Selber gucken.

DB: Kommt auf die Sprache an. Mein Finnisch ist jetzt nicht so gut. Und ich guck ganz gerne nordische Krimiserien an und überhaupt so skandinavische Serien. Bei Englisch oft OmU. Dann muss ich mich nicht ganz so konzentrieren. Gerade wenn so krasse Dialekte sind, nehme ich die Informationen mit, aber ich sehe zumindest, ob ich das Wort richtig verstanden habe. Ich les dann den Untertitel auch auf Englisch und nicht auf deutsch. Aber das hilft mir nochmal beim Hörverständnis.

S: Und das letzte ist Serie oder Film gucken?

DB: Serie.

S: Das ist tatsächlich sehr unterschiedlich, ob Serie oder Film. Finde ich sehr faszinierend.

DB: Glaube ich. Aber ich liebe so Miniserien. Weil ich schon eine fertige Story erzählt haben möchte. Nicht so Open End, was Netflix und Co machen. Und dann wird nach einer Staffel abgebrochen. Das hasse ich wie die Pest. Aber so diese sechsteiligen oder achteiligen Serien oder so, wo genug Zeit für Charakterentwicklung ist und die Story nicht so hopplahopp, das liebe ich total.

Das war es schon mit Dagmar Bittner und unserem Interview. Die Socials von Dagmar findet ihr oben, falls ihr jetzt neugierig geworden seid. Wir lesen uns in diesem Format dann wieder in zwei Wochen! 

Habt eine schöne Zeit!
Eure Sue

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