Guden!
Heute geht es weiter mit dem nächsten Interview! Die nächste in der Reihe ist Pia-Rhona Saxe.
Pia-Rhona Saxe ist Hörbuch- und Hörspielsprecherin und Podcasterin.
Schon seit ihrer Kindheit lebt sich Pia gerne kreativ aus, egal ob im Schauspiel, Gesang oder Sprechen. Seit 2019 ist sie als Sprecherin tätig und vertonte seitdem verschiedenste Projekte. Ob Fantasy, Romance oder Jugendbuch, man kann sie fast überall finden und die Liste ihrer Werke ist nicht wirklich kurz.
Aber auch im Podcastbereich ist Pia vertreten mit ihrem eigenen Podcast „Pia liest“ und dem True Crime-Format „Stimmen im Kopf“, dass sie mit ihrer Freundin Denise hostet.
Pia findet ihr auch hier –> Webseite Instagram Instagram von „Stimmen im Kopf“ „Stimmen im Kopf“ auf Spotify „Pia liest“ auf Spotify
Sue (S): Vielen Dank, dass du mitmachst. Das hat mich sehr gefreut. Und du darfst direkt mit der ersten Sache starten und dich in drei Sätzen vorstellen.
Pia-Rhona Saxe (PRS): Bitte warten Sie, ich habe mir Notizen gemacht (lacht). Schachtelsätze sind erlaubt, ja?
Mein Name ist Pia-Rhona Saxe und ich bin 33 Jahre alt, Sprecherin, vor allem im Hörbuchbereich, aus dem Ruhrgebiet und seit 2021 vollständig selbstständig mit dieser Kiste. Außerdem habe ich zwei Podcasts und jetzt habe ich so viele Schachtelsätze gebaut, dass die Informationen eigentlich alle schon verbaut sind.
S: Das ist okay (lacht). Du kommst eigentlich aus einer ganz anderen Ecke beruflich. Nämlich aus der Justiz. Wie bist du vom Amtsgericht zum Sprechen gekommen?
PRS: Also die Geschichte erzähle ich immer wieder gerne, obwohl ich sie schon Millionen Mal erzählt habe. Aber es ist eigentlich eine sehr schöne, fast romantische Geschichte.
Und zwar saß ich eines Tages in meinem Amtsbüro und dort war ein älterer Herr, dem ich ein Protokoll vorgelesen hatte, was ich vorher aufgenommen habe. Und unter diesen Protokollen steht immer so ein Passus „vorgelesen, genehmigt und unterschrieben.“ d.h ich bin da sehr regelkonform und ich lese das vor. Und dann sagt dieser ältere Mann zu mir „Frau Saxe, Sie haben so eine schöne Stimme. Sie sollten mal etwas Netteres lesen, als dieses Amtszeug“.
Und das fiel zusammen mit einem anderen Ereignis, nämlich dass ich am Abend vorher einen Podcast gehört hatte von Laura Malina Sailer. Sie macht u. A. Themen wie Persönlichkeitsentwicklung. Und da ging es mit einem Interviewgast um das Thema „Berufung finden“. Ich war mir eigentlich gar nicht bewusst, dass ich nicht ganz happy war mit dem was ich da machte, aber ich hatte diesen Podcast gehört und irgendwie hat der so reingeknallt. In dem Podcast hieß es „Wenn du deine Berufung finden willst, hör mal auf das, was dein Umfeld dir sagt und wenn es noch so klein ist“. Und dann hab ich fünf Minuten nachdem der raus war, beim Logopäden angerufen und habe mir ein Berufssprechertraining gebucht, weil ich gar nicht wusste, wo ich dahin muss. Ich hatte ja gar keine Ahnung. Wie fang ich das an, wie komm ich da hin? Und die erste Anlaufstelle war dann für mich Logopädie, weil ich einfach an Sprechtraining dachte. Dann hatte ich da ein paar Stunden und traf mich eine Woche später mit einer alten Freundin, die ich 8 Jahre nicht gesehen hatte. Und der hab ich das erzählt, also die ganze Story. Und dann saß sie da und hat gesagt „Ich arbeite ja bei einem Verlag und wir machen gerade so Geschichten für Menschen mit Demenz und die wollen wir auch auditiv rausbringen. Wir suchen da perspektivisch gerade eine Sprecherin. Hättest du da Lust drauf?“ Das war buchstäblich eine Woche, nachdem ich dieses erste Training hatte. Und dann haben die tatsächlich sofort “Ja” gesagt. Dann war ich schneller selbstständig neben dem Job als ich gucken konnte. War wie auf dem Silbertablett serviert. Und dann habe ich mit dem Sprechen angefangen.
Das ist die mega Kurzfassung. Dazwischen liegen jede Menge andere Ereignisse und dazwischen liegen auch jede Menge Fortbildungen und gute Gespräche mit Mentor*innen. Jetzt sitze ich hier und bin seit 3 Jahren selbstständig und hab 2021 dann meine Amtstube komplett gegen das Studio tauschen können, weil es so gut lief.
S: Worüber ich nicht ganz unfroh bin (lacht). Ich weiß, das ihr wenig reguläre Arbeitstage habt. Aber wie sieht für dich denn der ideale Arbeitstag aus in deiner Vorstellung?
PRS: Ich hab schon oft sehr reguläre Arbeitstage, weil ich bin zwar verheiratet, wir haben aber keine Kinder und d. h. ich habe wenig Variablen, die einen ganz regulären Arbeitstag durchkreuzen könnten. Die einzige Variable bin ich.
Und mein Arbeitstag sieht eigentlich so aus, dass ich morgens aufstehe, tatsächlich auch mindestens 2h bevor ich anfange zu sprechen. Auch ganz egal, wie weit das Studio entfernt ist. Selbst wenn das Studio bei mir zuhause ist, was nicht mehr oft der Fall ist. Dann mach ich mich fertig, trinke einen Kaffee oder Tee und muss was frühstücken. Auch wenn mir das eigentlich zu früh ist, da ich so früh nicht gerne esse. Aber ich muss irgendwas essen. Danach mach ich mich auf ins Studio. Je nachdem wo ich hinfahre, dauert es so zwischen 45 Minuten und 1 Stunde 15 Minuten. Und dann bin ich im Studio. Dort krieg ich auch nochmal einen Tee oder so und dann geht es los. Dann habe ich mein Skript dabei und arbeite vier bis fünf Stunden mit maximal einer Stunde Pause dazwischen. Und danach hab ich Feierabend. Möchte man meinen – denn meistens ist das so, zumindest beim aktuellen Pensum ist das so, dass ich danach noch beschäftigt bin, das Hörbuch für den nächsten Tag oder das nächste Hörbuch nach dem aktuellen Hörbuch vorzubereiten.
Die entspanntesten Tage mit der meisten Ruhe sind die Vorbereitungstage. Wenn ich zuhause bleiben kann. Ich muss noch nicht frühstücken, es reicht wenn ich Tee oder Kaffee trinke und dann kann ich mich ins Buch schmeißen und kann die Geschichte vorbereiten, die ich erzählen darf. Und das hat keinen Anfang und kein Ende, da kann man dazwischen auch mal eine Wäsche anschmeißen. So wäre der reguläre Arbeitstag.
S: Zum Vorbereiten kommen wir gleich noch zurück. Aber dazwischen gibt es da noch irgendetwas, was du immer mit ins Studio mitnehmen musst?
PRS: Ja, diverses. Tee. Tee ist das allerwichtigste. Ohne Tee funktioniere ich im Studio nicht. Egal ob Sommer oder Winter. Außerdem mein Tablet. Ich bin papierlos und die Texte sind so vorbereitet, dass ich das Tablet brauche. Einen Labello. Du kannst dir vorstellen: Nach 4h sind die Lippen knusprig. Und Essen! Essen ist ganz ganz wichtig. Sonst gibt es Magengeräusche und die Konzentration geht flöten, wenn du nichts gegessen hast. Das ist auch der Grund, warum ich mir morgens was reinzwänge.
S: Kenne ich. Wenn ich irgendwelche Prüfungen in der Uni hatte, ich habe gegenüber meines Hauses einen Bäcker gehabt und dessen Schokodonuts gingen immer. Egal ob Zug oder Auto, einmal zum Bäcker, Schokodonut kaufen und ins jeweilige Gefährt steigen und vor der Prüfung mind. einen halben Donut essen.
PRS: Auf jeden Fall. Zucker, irgendwas, was das Hirn anschmeißt. Was schnell nochmal die Reserven auffüllt.
S: Es gibt Sprecher*innen, die ihre Texte einmal lesen, wenn überhaupt. Vielleicht auch gar nicht, also Primavista. Andere markieren das ganze mit verschiedenen Farben und Anmerkungen und Betonungen. Zu welchem Team gehörst du?
PRS: Ich bin auf jeden Fall Team letzteres. Also meine Texte sind wild und bunt und bemalt. Ich bereite alles ganz akribisch vor. Ich bin der Auffassung, das wir eine Verantwortung dafür tragen das Endprodukt so aufzubereiten, dass der Hörer*die Hörerin nichts mehr damit zu tun hat, sich zu überlegen, wie die Betonung richtig wäre. d.h. ich empfinde eine große Verantwortung für mich persönlich, das Teil so abzuliefern, das es ein Ding ist, was man bei alltäglichen Arbeiten oder im Auto hören kann. Das der Inhalt reinfließt in die*den Konsumenten.
Deswegen bereite ich das Hörbuch so akribisch wie möglich vor, um da auch gut durchzukommen, währenddessen und um am Ende diese Produktqualität zu gewährleisten.
S: Was definitiv funktioniert. Ich weiß nicht, wie viele Jahre ich so war „Hörbücher? Ich und mein ADHS, no way, das funktioniert nicht“. Aber dann hab ich angefangen zu arbeiten und hab im Juli auf dem Arbeitsweg das erste Mal Carolin Sophie Göbel gehört, sie hat „Kingdom of the Wicked“ eingelesen, und es war so cool. Und dann hab ich endlich mal “Lets be wild” gehört und seitdem läuft das ja eh immer wieder durch. Ich bin, glaub ich, beim dritten Mal “Lets be wild”, d.h. “Let’s be Bold” hab ich zwei Mal gehört.
PRS: Du hörst die Reihe also immer wieder von vorne? Dann gibt es ja bald Nachschub für dich (lacht).
S: Ich habe vor der NiCon, wo ich Vincent Fallow das erste Mal getroffen habe, “Lets be Bold” beendet und ich hatte eine Freundin dabei, die hatte nichts mit euch oder Anabelle und Nicole zu tun. Auf der Rückfahrt haben wir “Lets be Wild” angemacht und die ersten vier Kapitel gehört. Und ich hab dann bei mir in Bookbeat einfach weitergehört. Aber die Freundin hat inzwischen auch beide Bücher gehört.
PRS: Sehr schön! Das ist auch eine tolle Reihe, die die beiden da geschrieben haben. Für uns auch. Wir Sprecher*innen sind auch total beseelt von dieser Reihe und dieser WG.
S: Das hat man in anderen Interviews auch gemerkt. Oder per Textnachricht in Discord und Instagram.
Gibt es denn ein ähnlich tolles Buch, dass du unbedingt einlesen wollen würdest. Und wenn es das schon als Aufnahme gibt, wenn es eine Neuaufnahme gibt, sagst du „Fragt mich bitte dafür an“.
PRS: Die “Tribute von Panem” (lacht).
S: Diese Antwort wundert mich einfach null.
PRS: Also Maria Koschny hat es natürlich toll gemacht und natürlich könnte es keiner jetzt besser als die Synchronstimme von Katniss Everdeen. Aber ich liebe die “Tribute von Panem” und es ist mein liebstes Franchise. Meiner bescheidenen Meinung nach auch etwas, was man als Schullektüre zum Thema “Dystopien” in den Leistungskursen dringend lesen sollte, weil es besser ist, als alles, was es zu dem Thema gibt oder was es gab, als ich mein Abitur gemacht habe vor inzwischen 15 Jahren.
S: Schullektüre definitiv. Ich habe vor acht Jahren Abi gemacht. Und wir hatten “Woyzeck”, was ich gruselig fand und wir hatten “Jugend ohne Gott”, das fand ich besser, hab ich sogar im Regal behalten. Und andere haben Percy Jackson gelesen, um etwas über Mythologie zu lernen.
PRS: Aber hattest du Grundkurs oder Leistungskurs?
S: Ich hatte dank dem Fachabi nur Grundkurs. Aber selbst da, es hätte so gut gepasst. Aber nein, natürlich nicht. Heutzutage ändert sich zum Glück etwas und es werden mehr Biografien von Transmenschen gelesen oder so etwas und auch “Tribute von Panem” rückt mehr in den Fokus und ich finde das so gut! Vor allem, wenn Schüler*innen nicht lesen, gibt es inzwischen so viele Hörbücher zu diesen Büchern, anders als bei “Woyzeck” und Co. So dass die auch richtig im Unterricht mitmachen könnten. Was wieder ein Pluspunkt wäre, wenn man modernere Bücher nimmt.
PRS: Auf jeden Fall. Obwohl ich nicht weiß, ob die Klassiker nicht inzwischen auch alle mal verhörbucht wurden.
S: Jaaaa, größtenteils. Aber wenn deine Mutter das gleiche Buch wie du in der Schule gelesen ha, ist das ein bisschen traurig. Warum?
PRS: Finde ich auch! Aber tatsächlich ist es ja so: Die Dystopiegeschichte muss ja zum Thema passen. Ich weiß gar nicht, ob wir Dystopia nur in Englisch hatten, aber selbst da könnte man die “Hunger Games” lesen. Völlig egal. Das ist Belletristik, das bekommst du im Englisch Leistungskurs auf jeden Fall gut hin. Würde ich jetzt behaupten. “Tribute von Panem” for Schullektüre.
S: Ja total. Ist halt Jugendbuch und deswegen geht es in Englisch auch ganz gut.
Gibt es denn ein Projekt an das du gerne zurückdenkst, was du gemacht hast?
PRS: Ja. Darf ich zwei nennen? Das eine ist natürlich die “Chroniken der Seelenwächter”. War mein Start in die Selbstständigkeit, gewissermaßen. Nicole ist für mich eine gute Freundin inzwischen und da denke ich immer wieder gerne daran zurück. Viele, viele Stunden im Studio. Viele Stunden bei “Lausch Medien” in Hamburg, die ich auch sehr liebe. Tolle Zeiten, good Times.
Und das zweite…dieses Buch hat meine Seele gefressen, das hatte ich bis dato nicht und seitdem auch nicht wieder und das ist „No longer alone“ von Merit Niemeitz. Das schönste Buch, das ich jemals sprechen durfte. Ich habe noch nie so geweint im Studio. Ich habe noch nie so gefühlt. Also ich meine, ich fühle immer im Studio, aber da war es so, dass ich es schon beim Vorbereiten gemerkt habe. Die Handlung ist fantastisch, es ist wahnsinnig spannend. Darüber hinaus: Es war eine New Adult-Anfrage. Bei einer New Adult-Anfrage weiß ich immer „Okay, da habe ich eine entspannte Vorbereitung, entspannte Geschichte“. Das ist kein großes Kino oft. Aber das Buch…das hat mir schon ab Seite 5 die Schuhe ausgezogen beim Vorbereiten. Das werde ich niemals vergessen. Das hat mir neue Erkenntnisse beschert über mein ganzes Dasein als Sprecherin. Das hat echt viel mit mir gemacht und mein Selbstverständnis nochmal ganz doll verändert.
Ach so und darüber hinaus denke ich auch noch an dieses Hörbuch zurück, da es das einzige Buch ist, bei dem ich sage „Es ist nicht egal, ob ihr es lest oder hört. Lest es!“ Weil die Worte von Merit Niemeitz so extrem gut gewählt sind, dass das was da drin steckt zwischen den Zeilen, dass das, was da in den Worten, unter den Worten steckt, das kann gar nicht rauskommen, wenn man das Hörbuch hört. Ich habe wirklich alles gegeben. Aber um das wirklich sacken zu lassen, um an einem Satz mal innehalten zu können und das „Uff“ zu merken, was die Sätze mit einem machen, dafür müsste man es lesen.
S: Das ist voll schwer dann. Dann muss man es einfach zwei Mal konsumieren.
PRS: You do you.
S: Als würde ich das nicht tun (lacht).
PRS: Ein wunderschönes Buch. Also die “Mulberry Mansion”-Reihe insgesamt von Merit Niemeitz kann ich empfehlen. Ich habe die anderen beiden Bücher auch gehört, die die Kolleginnen vor mir gelesen haben, weil da ein Pärchenwechsel stattgefunden hat innerhalb der Reihe. Kann ich wärmstens empfehlen, diese Reihe ist fantastisch.
S: Sprecherin sein ist nicht immer so leicht. Es ist ja auch mal mit Druck verbunden. Gab es Momente, in denen du am liebsten alles hingeschmissen hättest und wenn es sie gab oder noch gibt, was tust du dann?
PRS: Also alles hinschmeißen den Gedanken hatte ich noch nie. Du musst dir überlegen, der Tag, an dem ich selbstständig wurde, ist wie ein 2. Geburtstag. Das ist ein neues Leben. Ich hatte noch nie den Gedanken daran hinzuschmeißen.
Allerdings habe ich, da möchte ich ganz ehrlich sein, gerade im Augenblick eine recht schwere Phase, weil ich mich übernommen habe. Das ist auch ein Risiko des Selbstständigseins und das ist die Kehrseite dieser Medaille von „Es ist nichts zu tun“, wo es auch Menschen gibt, die damit zu kämpfen haben. Gott sei dank ist das nicht der Fall. Ich möchte mich nicht beschweren. Aber ich habe mich selbst so zugeschissen mit Aufträgen, dass ich gerade einfach nicht weiß, wo oben und unten ist. Und jetzt gerade ist eine Phase, da muss ich wirklich sehr aufpassen, dass Lachanfälle nicht in Weinen überschlagen. Und dann hilft nur nicht den ganzen Berg zu betrachten, sondern Schrittchen für Schrittchen für Schrittchen und gut zu priorisieren, damit die Überlastung nicht überhand nimmt. So. Und dann kommt man auch gut durch diese Phasen.
Und wichtig ist auch, dass man dann so nicht weitermacht, sondern dass man irgendwann checkt „Okay ich muss mal eine andere Frequenz in diese Geschichte bringen, um mich wieder zurückzunehmen stückweit“.
S: Das mit dem großen Berg kenne ich ein bisschen. Bei mir ist es nur ein bisschen kleiner, weil ich ja auch noch regulär arbeiten gehe. Aber ich hatte jetzt vier, fünf Interviews hintereinander innerhalb von drei, vier Wochen und ich muss die alle noch transkribieren. Und dann war ich so „Okay, cool! Am Ende scheitert alles“, aber irgendwann war ich dann doch so „Ich nehm mir jetzt das erste und ignoriere die anderen“. Dadurch ging es wieder, aber teilweise habe ich mich gefragt, was ich mir für das Ende des Jahres 2023 angetan habe.
PRS: Du hast halt einen regulären Job noch und hast dir nebenher noch so viel drauf geschafft. Du kennst das. Es macht halt trotzdem so viel Freude. Es macht sooo wahnsinnig viel Freude. Aber man muss eben gerade bei den Sachen, die so viel Freude machen, gut auf sich aufpassen.
S: Ich hab dann auch einfach gesagt, wenn nicht so viel kommt im Dezember auf dem Blog, bis die Interviews anfangen, dann ist das so. Blog ist nicht unbedingt Hauptfokus. Auch auf Instagram wenn zwischen meinem festen Post am Montag nur ein anderer Post ist, dann ist das so. Und wenn es drei sind, ist auch schön, aber es ist halt kein Muss. Weil ich aber auch null auf Interaktion oder Zahlen gucke, weil es soll Spaß machen und den würde ich mir genau dann kaputt machen.
PRS: Ich finde es krass und sehr ambitioniert von dir, dass du überhaupt so einen Uploadplan hast. Das ist nämlich genau das, was gerade bei meinem aktuellen Pensum hinten überfällt. Wenn einer was postet, kann ich reposten, aber ansonsten kann ich gerade gar nix machen.
S: Dafür sind mein Fotoaccount und mein Schreibaccount beide gerade quasi tot. Für den Montagspost wird immer in Notion vorgeschrieben, so dass ich es am Ende nur noch rauskopiere. Immer wenn ich mal an der Bahn stehe, schreib ich weiter an den Posts und dann ist der Beitrag zum Glück meistens rechtzeitig fertig.
PRS: Kenn ich. Ich mach mein Social Media Büro immer auf dem Stepper im Fitti. Dazu werden sich jetzt die Zeiten gesellen, in denen mein Auto an der Schnellladstation steht und lädt (lacht).
S: Fühl ich. Ich hab für jeden Gast, den ich bis jetzt hatte, immer eine Rate-Story gemacht mit drei Hinweisen und einer Fragebox. Und ich war wirklich kurz davor hinzuschreiben bei dir “Macht Social Media im Fitnessstudio”. Hab es dann am Ende aber angepasst an „Ich habe sie zu meiner Sportfluencerin ernannt“, weil ich das witziger fand.
Gibt es denn so Momente, von denen du sagst „Jep, deshalb liebe ich es zu sprechen. Diese Momente liebe ich am Sprechen?”
PRS: Ja, eine Million.
S: Du darfst auch mehr als einen sagen, wenn du möchtest.
PRS: Zum einen den Moment, wenn ich anfange ein neues Buch vorzubereiten, wenn ich die ersten paar Seiten lese und merke, welche Stimmung ein neuer Roman hat und auf was ich mich eingelassen habe. Es ist immer so eine Wundertüte, weil du nur die Möglichkeit hast nach Bauchgefühl zu entscheiden, was du sprichst. Ich hab ganz oft das Gefühl, das ich Erfahrungen machen darf – sowohl schöne, wie auch schlechte – die ich sonst gar nicht machen würde. Das klingt super pathetisch, aber für mich ist das tatsächlich so wie eine zweite Haut oder so. Also wenn ich richtig andocken kann mit einer Protagonistin, dann ist das so als würde sich so eine zweite Haut über mich drüber stülpen. Dann ist Pia jemand, der ganz untergründig stattfindet. Dann ist das als wäre Pia die Maschine, die das ausführt. Und da spricht aber jemand anderes. Also das, was da passiert, ist die Geschichte von jemand anderem. Das ist nicht meine Geschichte. Aber trotzdem löst diese fremde Geschichte bei mir Gefühle aus. Und wenn es dann passiert, dass ich in dieses Gefühl rein darf, dann ist das unbeschreiblich. Das ist so wertungsfrei unbeschreiblich. Es ist erstmal egal, ob das ein gutes Gefühl oder ein schlechtes Gefühl ist, weil es halt krass ist, dieses Privileg zu haben, wie aus zweiter Hand eine Erfahrung machen zu dürfen, die gar nicht die eigene ist. Ich hoffe, dass ist irgendwie verständlich.
Und dann gibt es noch so Momente, wenn mir Geschichten anvertraut werden, die sehr persönlich sind, wo die Autor*innen ein Stück ihrer eigenen Seele reingelegt haben. Ich spreche gerade den dritten Band einer Reihe und diese Geschichte ist sehr persönlich für die schreibende Person. Und das mir diese Geschichte anvertraut wurde und das ich dieses Vorwort sprechen darf, in dem steht „In der Protagonistin liegen all meine Ängste, all meine Gedanken“ usw. Das ist ein großes Privileg, das ist eine große Verantwortung und eine große Ehre. Manchmal sitz ich da und muss darüber heulen, auch aufgrund der Erfahrungen teilweise und aufgrund dessen, was da passiert und wie die Ängste sind oder auch die Fragen und Gespräche. Aber vor allem auch, weil ich das als einen Segen empfinde, das ich das tun darf. Und das ich diese Geschichten erzählen darf, die teilweise so unglaublich persönlich sind für die Menschen, die sie geschrieben haben.
S: Was ist denn dein Ausgleich zum Sprechen? Mal abgesehen von dem offensichtlichen Fitnessding, was man regelmäßig in deiner Story sieht? (lacht)
PRS: “Sims” (lacht).
S: Hach, ich liebe “Sims”.
PRS: Jap, tatsächlich ist “Sims” mein Ausgleich zum Sprechen. Dabei höre ich Hörbuch oder gucke „Sam & Colby“. Das sind YouTuber, die machen so Geisterintervestigations. Und das läuft dann nebenbei. Und dann spiel ich einfach “Sims”. Und in “Sims”, habe ich eine WG mit Nina Schönrock, Henrike Tönnes und meiner Freundin Denise, die mit mir zusammen unseren Podcast “Stimmen im Kopf” macht. Und diese WG spiele ich immer.
S: Warum wundert mich das nicht? Aber schön, so ähnliche WGs hatte ich jetzt auch schon im Kopf mit irgendwelchen Sprechenden oder Figuren, die von diesen Menschen gesprochen wurden.
PRS: Ich kann nur empfehlen diese Figuren in “Sims” nachzubauen.
S: Hab ich tatsächlich früher schon. Es gibt auch eine Anabelle Stehl in “Sims” bei mir. Die hab ich während eines ihrer “Sims”-Streams mal gebastelt. Ich hab irgendwann damit zwar aufgehört, aber eigentlich liebe ich “Sims” und könnte da Stunden verbringen. Es gibt diese Leute, die bauen nur und es gibt Leute, die alles machen. Und ich hatte lange eine Großfamilie mit 6 Kindern, die dann auch ausgezogen sind zum Studieren und so.
PRS: Kenne ich. Ich spiele auch gerne Storylines und so und dann gucken wer mit wem und so weiter.
S: Hast du denn einen Tipp für alle Sprechanfänger*innen da draußen, die auch professioneller sprechen möchten? Nicht unbedingt hauptberuflich, sondern auch nebenberuflich.
PRS: Ja, einfach machen. Und ausnutzen, das der innere Kritiker am Anfang schweigt. Weil du es nicht besser weißt. Das ist meine Erfahrung. Ich hab mich ja auf den Markt geschmissen und hab gesagt “Ich bin Pia-Rhona Saxe und ich kann alles”. Und ich konnte nichts. Das weiß ich im Nachhinein. Nichts destotrotz hat es irgendwie funktioniert mich auf den Markt zu mogeln. Es war ein bisschen “Fake it till you make it”. Natürlich habe ich dann Fortbildungen und sowas gemacht. Hab ja auch wunderbare Mentor*innen gefunden, die mir da als sehr erfahrene Praktiker ordentlich auf den Weg geholfen haben.
Es gibt so drei Säulen irgendwie. Mut…Mut im Sinne von „der innere Kritiker ist noch nicht da“. Du weißt noch nicht, was du tust. Es ist erstmal okay.
Fortbildungen. Auch Logopädie. Liebe Freunde, geht zum Logopäden bitte, weil man erstmal schauen muss, ist eure Stimme gesund, um einen wirtschaftlichen Gebrauch über Stunden und das vier, fünf Tage die Woche, durchzuhalten. Im Hörbuchbereich insbesondere.
Sucht euch gute Mentor*innen. Guckt nach Praktiker*innen, die wirklich im Job sind. Keine Kurse, die versprechen „Ich mache dich in x Tagen definitiv zur Hörbuchsprecher*in“. Bitte nicht auf so einen Quatsch reinfallen. Es kann dir keiner so eine Garantie geben. Es gibt ja diesen blöden Spruch „Talent und Fleiß schlägt alles. Fleiß ohne Talent schlägt nur Talent“. Du wirst vielleicht länger brauchen oder du wirst über Umwege dahinkommen, wo du hinwillst. Wenn es dir zum Beispiel an der Begabung fehlt. Oder du setzt dich auf den Hosenboden, dann kommst du schneller an dein Ziel. Achte darauf, dass die Leute, die dich coachen in der Praxis erfolgreich sind. Und zwar nicht für Verlag XY, sondern für die großen.
Und das dritte ist Geduld.
Es gibt vier Säulen, sorry. Geduld, Nummer drei, und Dran bleiben. Nummer 4 Netzwerk. Da müssen wir alle durch. Für mich als Introvert-Pia, die ich nun mal bin, die aber gottseidank nicht so wirkt, ist das manchmal nicht leicht. Und dennoch: Ein organisches Netzwerk. Wenn du dich wirklich für die Menschen interessierst, mit denen du dich umgibst. Und du hast das richtige Netzwerk und die Menschen tun dir gut, dann können diese Menschen zu Freunden werden. Und das ist tatsächlich auch etwas, was den Einstieg in die Branche gewissermaßen erleichtert, weil du über Ecken immer irgendwo hinkommst. So.
Und nicht zuletzt, das ist Säule Nummer 1 und dabei bleibe ich. Einfach machen. Bewerbt euch. Seht zu, dass ihr diese ganzen Grundsteine legt und dann Bewerbungen losschicken. An die Adressen, die im Internet stehen. Ihr braucht da keine Menschen, die euch irgendwelche Wegweiser, Abkürzungen, sonst was bieten. Ihr könnt einfach loslegen, aber lasst eure Mentor*innen da nochmal drüber gucken. Und guckt, dass ihr vernünftige Hörproben habt.
S: Das Schöne ist, als du mit der ersten Säule anfingst, war ich direkt so „Joa, wenn hier so ein Louis Thiele mit dabei wäre, würde der bestimmt mit seinem “Aller Anfang ist machen“ kommen. Was bei ihm sogar zu einem Podcast wurde mit diesem Titel.
PRS: Der wird auch sehr sicher dasselbe sagen. Wir sind ja befreundet, der Louis und ich (lacht).
S: Du hast es übrigens geschafft, aber nach den Fragen gibt es noch eine Sache, die wir machen müssen.
Ich habe mit meiner Instagramcommunity ein This or That erstellt und da musst du jetzt einmal durch. Du darfst entweder nur mit dem Wort antworten oder du sagst nochmal ein, zwei, fünf Sätze dazu. Das ist beides völlig okay.
Hörspiel oder Hörbuch?
PRS: Hörbuch
S: Kaffee oder Tee?
PRS: Kaffee
S: Synchronauftrag oder Lesungsauftrag?
PRS: Lesung
S: Pizza oder Pommes?
PRS: Pommes!
S: Lange Aufnahme über mehrere Stunden oder kurze Aufnahme über mehrere Tage?
PRS: Lange Aufnahme über mehrere Stunden
S: Sommer oder Winter?
PRS: Das ist super schwierig. Den Sommer aus praktischen Gründen, obwohl ich den Winter grad sehr fühle.
S: Das ist völlig okay. Home Studio oder Tonstudio?
PRS: Tonstudio
S: Wenn du selbst liest, Hardcover oder Taschenbuch?
PRS: Boah, ich hab immer nur auf dem Kindle gelesen. Hardcover
S: Ich habe Kindle und Tolino, aber alleine “Let’s Be Wild” und “Let’s Be Bold” steht im Regal trotzdem doppelt.
PRS: Ich würde sagen, wenn ich dann schon wirklich lesen würde und ein schönes Buch in den Händen haben möchte, dann lieber Hardcover. Also so haptisch.
S: Wenn du selber etwas guckst, O-Ton oder Synchro?
PRS: Synchro! Wir haben eine ganz tolle Synchro! Und ich höre meine Kolleg*innen einfach sehr sehr gern. Und mein Englisch ist gut, aber nicht so gut, dass mein Kopf währenddessen übersetzen kann, ohne dass ich mich sehr konzentrieren muss. Und das strengt mich an. Und wenn ich mich berieseln will, muss das einfach Synchro sein.
S: Das fühle ich. Ich kann englisch auch nur bei den Serien, die ich so 5x geguckt habe, das kann ich dann eh oft auswendig oder wenn ich wirklich fit bin, also vormittags. Aber Serien gucke ich vor allem abends.
Wenn du dich entscheiden müsstest zwischen Serie oder Fi…
PRS: Serie! Sowas von Serie. Ich hasse Filme (lacht).
S: Find ich gut. Ich mag Filme, so ist es nicht. Aber ich liebe Serien. Ich bin dann ja auch schneller fertig mit einer Folge.
PRS: Das ist die Sache. Ich kann auch eine Filmlänge in Serie gucken mit mehreren Folgen, aber ich hab das Gefühl, ich binde mich nicht so lange. Klingt das blöd? Wenn die Folge dann fertig ist, kann ich sagen “Nein oder ich guck doch noch eine”.
S: Damit hast du es tatsächlich geschafft mit dem Interview.
Das war es schon mit Pia Saxe und unserem Interview. Die Social Links von Pia und die Links zu ihren Podcasts findet ihr oben, falls ihr jetzt neugierig geworden seid. Wir lesen uns in diesem Format dann wieder in zwei Wochen!
Habt eine schöne Zeit!
Eure Sue
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