Auf einem beigen Hintergrund sieht man zwei Polaroids. Das linke Polaroid zeigt ist ein Polaroid mit dem Logo des Projekts. Das Logo zeigt auf einem dunkelgrünen Hintergrund einen Kopfhörer und den Schriftzug "Suehören" in Schreibschrift. Darunter steht in Druckschrift "Interview mit einer Stimme". Die Zeichnung und die Schrift sind weiß. Rechts ist ein Portrait-Foto des Schauspielers Kai Hochhäusler. Auf dem breiten unteren Rand des Polaroids steht sein Name.

Suehören – Interview mit einer Stimme – Kai Hochhäusler

Guden!
Von meinem nächsten Interviewgast gibt es leider noch nicht so viele Dinge 😀 Finde ich sehr schade, weil ich die Stimme von Kai Hochhäusler sehr gerne höre, aber er arbeitet daran diesen Suestand zu ändern.

Kai Hochhäusler ist Schauspieler und Sprecher.
Nach einer Ausbildung zum Automobilkaufmann und einer Tätigkeit in einem Immobilienbüro entschied sich Kai für den Besuch eines Orientierungsworkshops an der Schule für Schauspiel Hamburg. Im Anschluß absolvierte er bis 2021 seine Schauspielausbildung. Seitdem konnte man ihn in verschiedenen Projekten vor der Kamera, auf der Bühne und vor dem Mikro sehen und hören.

Kai findet ihr auch hier –>   Instagram

 

S: Erstmal vielen Dank, dass du mit dabei bist. Du warst tatsächlich die 24. Zusage und hast damit „Suehören“ voll gemacht (grinst). Du darfst jetzt erstmal eine Aufgabe erfüllen und dich in 3 Sätzen vorstellen.

KH: Ich bin Kai Hochhäusler, ich bin Schauspieler und Sprecher. Und ich war vorher mal etwas anderes.

S: Du hast mir damit die perfekte Überleitung gegeben. Du hast unter anderem Autos verkauft und Ferienwohnungen vermietet. Wie kamst du zum Schauspielen und Sprechen?

KH: Schauspiel hat erst das Sprechen hervorgebracht, muss ich sagen. Schauspiel war mein Traumberuf seit Kindheit an. Aber ich habe das nicht richtig ernst genommen. Ich habe nicht gedacht, dass es das ist, wo ich wirklich das Zeug zu habe. Es ist nicht so, dass mir das mein engster Kreis irgendwie verboten hat, sondern ich selber hab mir das nicht zugetraut. Als Kind habe ich schon Filme gesuchtet und auch mehrmals, teilweise 30fach, wenn ich den Film mochte. Das waren dann die Hollywoodfilme, die im Fernsehen liefen und ich war schnell weg von den Kinderfilmen und habe auch schnell FSK16 als Kind geschaut. Das soll meine Eltern jetzt nicht in ein schlechtes Licht bringen, sie konnten mich echt nicht davon abbringen (lacht).  Und da fand ich es schon immer enorm faszinierend und ich dachte, dass ich das auch kann.
Konkreter wurde es dann, als mir Leute vermehrt gesagt haben, dass ich Talent habe, weil ich es immer gut schaffe Leute zu imitieren, wie Prominente oder in der Schule waren es die Mitschüler oder Lehrer. Und dann hieß es immer so „Kai, mach den nochmal nach oder mach den nochmal“ und alle haben sich immer scheckig gelacht und sagten mir: „Alter, mach was draus.“ Ich habe immer abgewunken mit „Nee, warum sollte ich das machen. Es gibt doch schon so viele. Warum sollte ich denn Schauspieler werden?“ Und so kam es, dass ich nach dem Abitur erstmal nicht wusste, was ich machen  soll, weil ich das erstmal ad acta gelegt hatte. Und dann habe ich mich für eine kaufmännische Ausbildung entschieden und hab mich für den Automobilkaufmann entschieden. Dann habe ich das drei Jahre lang gemacht und hab schnell gemerkt, dass ich kein Verkäufer werden will. Nichts gegen diesen Beruf, aber ich merkte einfach schnell, dass ich damit nicht alt werden möchte. Die Ausbildung an sich war aber eine tolle Zeit. Und auch da zog sich das weiter, dass Leute im Autohaus zu mir gesagt haben, dass ich die und die Kollegen imitieren sollte. Das zog sich immer weiter so durch, mein ganzes Leben lang.
Und dann kam es so, dass ich gesagt habe, dass ich einem weiteren Kindheitstraum nachgehen will. Einer USA-Reise, die daraus bestand, dass ich Filmorte besuche. Also habe ich mir eine Route gesteckt nach Drehorten, ich habe das recherchiert, ich habe die Adressen rausgeschrieben, ich habe mir dadurch eine Route gesteckt und dann habe ich eigentlich nur Flüge und einen Mietwagen gebucht und den Rest habe ich frei Schnauze gemacht. Und da hätte ich eigentlich auch merken sollen, dass da irgendwas in mir ist, was nicht so richtig ausgelebt werden kann. Aber die Zeit war noch nicht reif genug, ich bin wieder zurückgekommen und war wieder bei der gleichen Frage „Was machst du jetzt eigentlich?“.
Dann habe ich drüber nachgedacht, dass mich die Immobilienbranche schon immer interessiert hat. Aber ständig mit dem Gedanken, dass ich jetzt 40 Jahre lang so was „Herkömmliches“, sag ich jetzt mal, machen, was Sicheres, wie es dir immer suggeriert wird und dann bin ich über Kontakte über einen befreundeten Makler in ein Immobilienbüro gerutscht, was in Dangast an der Nordseeküste ist. Und dann wurde da plötzlich was in der Ferienvermietung als Festanstellung frei. Habe dort aber eigentlich nach einem halben Jahr schon gemerkt, das ist jetzt auch nicht der Ort an dem ich alt werde. Das habe ich dann 2 ½ Jahre gemacht und war mittlerweile 25.
Es hat mich nicht in Ruhe gelassen mit der Schauspielerei und ich wollte das ausprobieren, bevor ich mich mit 40 in den Arsch beiße, weil ich es nicht getan habe. Dann habe ich recherchiert und plötzlich wuchs das in mir und kam aus mir hervor wie ein Unkraut aus so einer Straße, das sich durchschlängelt und dann wurde mir eine Schauspielschule empfohlen und ich hatte gesehen, dass die auch Orientierungskurse machen. Ich habe dann einen 4tägigen Orientierungskurs gebucht, der als Schnupperkurs gilt, aber es kann sein, wenn du dich ordentlich anstellst, dass sie dir einen Ausbildungsvertrag anbieten für diese Schauspielausbildung. Und das ist dann passiert. Ich habe halt gedacht, ich geh da jetzt hin und die sagen „Nee, lass mal“, dann weiß ich Bescheid und dann kann ich diesen Traum, der vielleicht nur eine Blase war, in Ruhe lassen und kann das als Fehleinschätzung sehen oder die wollen mich haben und geh‘ aufs Ganze und werde jetzt Schauspieler.

S: Wie gut, dass du es gemacht hast.

KH: Ja! Auf jeden Fall, ich bereue es auch überhaupt nicht. Und aus dieser Schauspielausbildung ist der Sprecherjob entstanden, als “Lausch Medien” junge Sprechertalente gesucht hat. Und dann unsere Schauspielschule eben auch angeschrieben hat. Dachte ich mir „Wolltest du ja auch mal machen“ und hab sie angeschrieben. Die haben mich dann zu einem Online-Casting pandemie-bedingt eingeladen. Und dann sollte ich einen Text vorlesen und dann haben sie gesagt, dass ich herkommen soll, weil sie ein Hörbuch für mich haben. Und so kam ich ins Studio und zu meinem ersten Sprecherjob.

S: Pia Saxe meinte in ihrem Interview, weil sie es in einem Podcast gehört hatte, man sollte mehr seinem Umfeld zuhören (grinst). Hat bei dir ein wenig gedauert, aber wie gut, dass du es trotzdem getan hast.

KH: Aber das war ja trotzdem abgespeichert, weißt du. Ich habe ja immer wieder gedacht „Vielleicht haben die Leute recht“ und sogar in meinem Abibuch, wo jeder eine einzelne Seite mit Steckbrief hat und da schreiben ja immer andere über dich. Und dann „Wo ist er oder sie in 10 Jahren“. Und dann war das einmal „Verkäufer im Autohaus“, das Zweite weiß ich gar nicht mehr und das dritte war „Schauspieler bei Switch Reloaded“.

S: Also, ich kenne ja deine Dieter Bohlen-Imitationen, weil du das in deinen Highlights hast (lacht). Und typisch Sprecher machst du halt irgendwen nach und gibst witzige Geräusche von dir.

KH: Jap. Richtig. Das lieben wir.

S: Ich weiß. Ich war in den letzten zwei Wochen immer wieder mit Sprechenden unterwegs gewesen. Ich hatte immer Hintergrundmusik (lacht). Wenn bei dir Sprechen auf dem Tagesplan steht, wie sieht für dich der ideale Arbeitstag aus?

KH: Ich würde dann morgens den Text zu meinem geliebten Kaffee und einem Slow Morning das erste Mal lesen, damit ich erstmal weiß, worum geht es eigentlich. Und dann geht es ins Studio. Das ist bei mir nochmal anders, weil ich habe meine Privatwohnung und eine Sprecherkabine im Büro meines Vaters. Da war noch ein Zimmer frei. In meiner Wohnung wäre es auch sehr eng geworden und ich fahr so zehn Minuten durch die Stadt und nehme dann dort immer auf. Was den Vorteil hat, dass ich zuhause, wo ich auch gerade bin, immer zuhause bin und drüben ist Arbeit. Ich mach dann immer meine eigenen festgelegten Bürozeiten. Hier zuhause lerne ich den Text und würde den morgens auch nochmal lesen und dann würde ich rüber fahren und in die Exekutive gehen. Also einsprechen, wahrscheinlich vielleicht auch gleich schneiden. Und das so von einer Länge von drei bis fünf Stunden diese Session. Weil dann qualmt der Kopf. Und dann gibt es nachmittags nochmal einen schönen Kaffee und dann…weiß ich nicht, vielleicht…das muss man eben bedenken, ich bin hauptberuflich Schauspieler, also vielleicht abends eine Theatervorstellung, die ich spiele oder ich gehe zu einer Aufführung oder etwas essen.

S: Theater ist immer gut (grinst).

KH: Theater ist immer gut. Immer. Ich habe ja auch gerade John Malkovich auf der Bühne gesehen. Das war sehr großartig.

S: Das war sehr schön, wie ich bei vier oder fünf verschiedenen Leuten diese Aufführung in der Story gesehen habe. Ihr wart alle bei derselben Theatervorstellung anscheinend (grinst). Und es waren alles Menschen, die sprechen. Alle irgendwie aus der Sprechbubble, was ich sehr witzig fand.

KH: Auch das, du hast irgendwann ein Gefühl dafür, du achtest sehr darauf, wie andere sprechen. Sei es im Alltag oder sei es ein John Malkovich. Das war ganz einzigartig, wie er gesprochen hat und wie er die Sätze betont hat und wie seine Rolle angelegt war. Das war sehr spannend. Gerade, wenn man in diesem Beruf zu tun hat, achtest du da mehr drauf.

S: Ich will ja nix sagen, aber selbst ich achte schon mehr auf sowas als im Oktober letzten Jahres, bevor ich das erste Interview hatte (lacht). Mir fallen auch jetzt immer mehr Labiale und solche Dinge auf, weil ich mit Leuten geredet habe, die auch Dialogbücher geschrieben haben. Das ist voll frech, wenn man dann einfach nur eine Serie gucken will.

KH: Und natürlich wäre es schön, wenn man zwischen dem Ende der Session und dem Theaterbesuch noch eine Mail reinkriegt mit einer neuen Anfrage.

S: Ich bin sehr dafür. Gerade bei dir, weil von dir gibt es ja noch nicht so viele Sprechsachen (grinst).

KH: Ich bin dabei. Aber es ist tough. Man darf sich nicht unterkriegen lassen. Aber das sagen alle, die da die Anfänge hatten. Bleib dran und das ist auch im Schauspiel nicht anders. Bleib dran, vertrau darauf, dass du deine Qualitäten hast, mach dich nicht klein, lass dich nicht unterkriegen. Ja, und ich bleibe dran.

S: Hab ich ungefähr schon 13 Mal gehört und das ist heute das 13. Interview (grinst).
Was musst du unbedingt dabei haben, wenn du für eine Hörbuchaufnahme ins Studio fährst? Egal ob Tonstudio oder dein eigenes?

KH: Einfach eine wunderbar funktionierende Stimme. Weil die ist jeden Tag anders. Also, die letzten zwei Wochen war ich geplagt von einer Erkältung. Und ich höre es immer noch und ich hoffe es ist nächste Woche weg, weil ich dann was einsprechen will. Und wenn das alles frei ist und du kannst die ganze Range nutzen, die du hast. Aber es ist nicht so, dass ich einen Stressball oder mein Lieblingskuscheltier brauche.

S: Es gibt Sprecher*innen, die ihre Texte akribisch vorbereiten mit Anmerkungen und verschiedenen Farben, andere lesen es einmal und das reicht ihnen. Was machst du vorher mit dem Text?

KH: Es ist so ein Zwischending, aber eher in Richtung zweiterem. Ich lese es auf jeden Fall einmal vorab und während ich es lese und dabei auch verstehe worum es da inhaltlich geht, mache ich schon einzelne Markierungen. Das ist aber eher, dass ich das bei so langen Schachtelsätzen mache. Damit ich verstehe, wie dieser Satz ist. Vielleicht mach ich dann noch so ein paar Markierungen und manchmal auch mit verschiedenen Farben. Ich mache das nach Gefühl, weil jeder Text eine andere Dynamik hat. Wenn ich irgendwo eine Stelle hab, die knifflig werden könnte, weiß ich das und gehe schön behutsam ran, aber ich muss es nicht drei oder viermal lesen. Die Zeit habe ich auch einfach nicht. Muss sich irgendwie auch bezahlt machen. Wenn du das Verhältnis Vorarbeit zu eigentlicher Arbeit 70-30 ist, haut das irgendwie nicht hin. Sollte für mich eher anders rum sein.

S: Joa, das wäre schon gut.

KH: Also einmal lesen und markieren und dann kann es schon los gehen.

S: Let’s gooo. Bist du vor Aufnahmen noch aufgeregt oder gehst du locker an die Sache ran?

KH: Die Aufregung kommt tatsächlich immer. Eine Aufregung, Nervosität ist es nicht. Aber wenn ich zuhause bei mir auf Aufnahme klicke, ist alles plötzlich anders. Also eine gewisse Grundanspannung ist da, aber dass ich mich derart verrückt mache, ist es auch nicht. Ich groove mich dann ein und dann wird es besser. Auch wenn ich merke, es läuft gut. Und es kommt natürlich auf die Texte an.

S: Könnt ihr mir mal alle etwas von eurer entspannten Aufregung abgeben? Die letzten zwei Stunden vor einem Interview sind immer der Horror (lacht). Das ist richtig schlimm bei mir.

KH: Aber das ist ja auch eine Sache der Einstellung, glaube ich. Ich weiß du willst mir nix böses und du kannst dir ja sicher sein, dass ich dir auch nix böses will. Ist auch etwas, was man verinnerlichen muss, glaube ich.

S: Das ändert nix bei mir (grinst). Auch wenn du nicht der erste bist, der mir das sagt.
Ein Mensch kann ja nicht nur auf der Bühne, vor der Kamera oder vor dem Mikro stehen. Was ist dein Ausgleich zum Schauspielen und Sprechen?

KH: Sport. Ich gehe gerne zum Sport, wenn es nicht allzu stressig drumherum ist. Und ansonsten ich schaue dann tatsächlich Filme. Das entspannt mich trotzdem auch wenn es mit meinem Beruf zu tun hat und natürlich was mit Freunden und der Familie unternehmen. Also wirklich unter Leute gehen, essen gehen, liebe ich und das ist der Ausgleich, wo es dann einfach mal nicht um den Beruf geht. Manchmal gibt es so Tage, da möchte ich dann ganz aufgeregt von meinem Beruf erzählen, aber wenn die Leute jedes Mal fragen, wie es so läuft, dann antwortest du manchmal auch einfach mal mit einem „Gut“. Ich habe nicht immer Lust den Leuten ständig zu erzählen, wie es läuft, weil dafür gibt es ja auch so etwas wie Social Media.

S: Andere Menschen mit Normalo-Jobs haben ja auch nicht immer Lust über ihre Arbeit zu sprechen. Und an sich ist das bei euch ja auch „nur“ ein Beruf, auch wenn ihr mehr in der Öffentlichkeit steht. Auch wenn ich oft das Gefühl habe, dass ich das mehr verinnerlicht habe als andere Menschen auf Social Media.
Gibt es denn ein Buch, dass du unbedingt einlesen wollen würdest, egal, ob es das schon als Hörbuch gibt?

KH: Ich hatte mal von einem Buch gehört bei einem Podcast und das fand ich sehr spannend und fand die Story sehr spannend. Ist aber auch extrem düster und zwar ist es „Die Straße“ von Cormack McCarthy. Es handelt von einer postapokalyptischen Welt, man weiß nicht, was da genau passiert ist, aber ein Vater zieht mit seinem Sohn durch diese dystopische Landschaft und da passieren halt verschiedene Dinge. Es ist extrem aufwühlend und berührend und auf so etwas hätte ich Bock. Also ich hab eauch als Schauspieler „leider“ sehr oft Bock auf Drama. Dramatisches zu spielen, in die Rollen einzuwerfen, mich richtig da reinzufühlen – das ist irgendwie das, was ich leidenschaftlich gerne mache.

S: Passend dazu: Hast du eine Traumrolle, die du unbedingt mal in Synchron, Hörbuch oder Hörspiel sprechen möchtest? Oder ein bestimmtes Genre, außer Drama, in das du unbedingt rein möchtest?

KH: Da habe ich mir tatsächlich noch keine Gedanken zu gemacht (überlegt)

S: Tja, ich habe nie behauptet, dass meine Fragen alle leicht sind (lacht).

KH: Nö, nö. Das ist eine gute Frage. Jetzt gerade so, wenn ich überlege, ich habe gerade den neusten “Batman” mit Robert Pattinson gesehen. Und seine Rolle als Batman ist ja auch sehr düster, wie sie den aufgezogen haben. Ich habe ihn auf Englisch gesehen und weiß deshalb nicht, wie die deutsche Synchro ist. Der ist zwar drei Stunden lang, aber fühlt sich nicht an wie drei Stunden. Also der war echt gut und da hätte ich gesagt, das würde ich einsprechen wollen.

S: Ja, wer will nicht Batman sein? DC ist zwar nicht ganz meine Heimat wie Marvel, aber wer will keinen Superhelden sprechen?

KH: Oder einen Ryan Gosling einzusprechen, wäre auch cool. So ein bisschen Protagonisten-Rollen mit so einem doppelten Boden. Die einfach auch so ein bisschen düstere Seiten an sich haben. Das finde ich enorm spannend.

S: Ich stelle es mir zumindest auch sehr spannend vor, weil da ja mehr dahinter ist, als nur ein bisschen quasi labern. Die haben dann ja noch einen tieferen Kern, den man erkunden kann und so.
Gab es denn Momente, in denen du am liebsten alles hingeschmissen hättest? Und wenn es sie gab oder gibt, was tust da dagegen?

KH: Die gab es bisher nicht. Ich bin jetzt in diesem Beruf, die Schauspielschule mit eingerechnet, seit September 2018 dabei und hinschmeißen wollte ich bis heute nicht. Weil ausgelernt bin ich jetzt fast 3 Jahre mit dem Beruf und jetzt den Kopf in den Sand zu stecken, nee. Es läuft echt gut und natürlich gibt es harte Zeiten, aber ich denke mir immer „Das gehört dazu. Und du hast später was davon. Du hast später was davon auch mal ganz am Anfang gewesen zu sein“. Es kann nicht alles linear sein und steigend hoch gehen. Das haben mir alle gesagt.
Es geht in Wellen, man hat immer mit Schicksalsschlägen zu tun und das klingt jetzt wie so ein Kalenderspruch, aber da ist schon was dran. Und ich frag mich immer „Liebst du den Beruf? Ja. Willst du weitermachen? Ja, ich bin ja noch nicht fertig“. Also mach ich weiter. Und ich denk mir so die Energie herbei, wenn sie mal kurz fehlen sollte. Und jetzt aufzugeben…das wäre das Dümmste, was man machen kann. Jetzt wo ich gerade anfange dieses Fundament zu legen. So wie du sagst „Es gibt so wenig von dir zum Hören“, aber ich bin dran. Es braucht nur Zeit (grinst). Und wenn du dann das Fundament hast und die Kontakte, dann geht es weiter nach oben. Und dann kannst du das Haus, das Schloss bauen, was auch immer.

S: Ist nur schlecht, wenn Menschen keine Geduld haben und deswegen eigentlich nicht warten wollen, um mehr zu hören (grinst).

KH: Ich war während der Schauspielausbildung auch extrem ungeduldig und wollte ganz viel auf einmal, bis ich gemerkt habe, dass darunter auch ein bisschen deine schauspielerische Qualität leidet. Nicht Qualität…aber dein Pensum ist zu viel. Du machst von allem irgendwie ein bisschen, aber du machst halt nicht alles zu Ende. Du willst dann zu viel und dann habe ich gedacht, dass ich lieber eins nach dem anderen mache. Und dann melden sich die Leute auch bei dir „Bei dir scheint es ja echt zu laufen“. Dabei denk ich dann kurz „Meinst du? Ich finde, das könnte auch noch mehr sein“. Aber ich merk dann, dass ich eigentlich ganz gut aufgestellt bin.

S: Als würde ich das aus dem Bloggen nicht kennen. Gerade nach 11 Jahren. Da schreibt man dann mal nur eine Rezension und dann kommen wieder 5 Dinge auf einmal und begräbt einige Dinge zwischendurch. Ich kenne das auf jeden Fall.
Hast du denn einen Tipp für alle Sprechanfänger*innen da draußen, egal ob sie es nebenberuflich oder hauptberuflich machen möchten mit dem professionelleren Sprechen?

KH: Was ich ja schon anfangs erzählt habe, ist darauf zu hören, wenn man Talent hat oder wenn man meint Talent zu haben. Ein gewisses Gefühl für Textverständnis zu haben, Empathie für die Stories zu haben, um dich da rein zu fühlen. Dich nicht davon abbringen lassen. Dich nicht klein machen lassen. Und hab den Mut die entsprechenden Leute anzusprechen. Bei mir ist das ja nochmal was anderes, weil ich über die Schauspielerei reingekommen bin. Gerade die Berühmten sind immer irgendwie Sprecher, haben schon Hörspiele eingesprochen und haben sich da irgendwie reingegroovt. Weil dieses Sprecherbusiness weiß, die haben ein gewisses Textverständnis, die können sich hineinversetzen, die können spielen und dann geht das schneller von der Hand. Und wenn jetzt aber jemand wie Pia aus dem Beruf der Justiz da reinkommt, aber die ist auch echt ein Sonderfall, weil sie so ein zäher Hund ist. Sie ist so ein zäher Hund, aber sie ist eigentlich Vorbild, wie man es machen sollte. Nämlich nicht von dieser Linie abzugehen. Geh immer weiter und lass dich nicht unterkriegen von irgendwelchen – pardon – Arschloch-Studios, die dir nicht antworten, die dich abweisen und es nicht persönlich zu nehmen und zu sagen „Nee, ich glaub an mich und mach weiter“ und jetzt ist sie da, wo sie ist. Und das ist tatsächlich sehr inspirierend.
Und für mich als Schauspieler war es aber so, ich kann ja jetzt nicht nur Theater spielen, sondern ich find es auch interessant vor der Kamera zu sein. Aber das ist ein ganz anderes Schauspiel. Und dann kam die Sprecherei und dann dachte ich, dass ich dieses dritte Standbein haben möchte. Und da denke ich, da kann ich mein künstlerisches Talent auch sehr gut zum Ausdruck bringen. Und schön, dass Mutter Natur mir eine schöne Stimme verliehen hat. Und wo dann auch Leute von außen kommen und …ich weiß nicht, wenn du Leuten eine Sprachnachricht schickst und dann kommt jemand und sagt dir, dass du eine angenehme Stimme hast. So kam es dann.
Es geht ja gerade in diesem Beruf darum, was macht dich als Person aus, was macht dich einzigartig. Und nicht was macht dich perfekt. Und es geht selten darum, wer ist besser oder schlechter. Das ist eine total giftige Einstellung. Die bringt dich nicht weiter. Das heißt vergleiche dich nicht mit anderen und bleibe dir selber treu und denk „Ich habe die Qualität für…“. Beispielweise bei mir „Ich habe die Qualität für Romance“ oder hab schauspielerisch die Qualität für Drama und Komödie. Und dann „Vertraue auf deine Intuition und geh den Stärken nach“. Du kannst natürlich immer mal versuchen deine Schwachstellen zu verbessern, aber du hast so viele Stärken. Bau die noch aus. Denn dafür wollen die Leute dich haben. Das war jetzt sehr viel, glaube ich.

S: Das ist überhaupt nicht schlimm. Andere Interviews waren länger (lacht). Witzig finde ich nur, dass ich darauf gewartet habe, dass Lausch erwähnt wird…und Pia (grinst).

Du hast tatsächlich den offiziellen Fragenteil geschafft. Aber es kommt noch eine Sache. Ich habe mit meiner Instagramcommunity zusammen ein „This or That“ gemacht und du darfst dich immer für einen Begriff entscheiden. Entweder du sagst immer nur das Wort oder du erklärst noch in 1-2 Sätzen, warum du die Sache gewählt hast. Bei dir geht es allerdings nicht nur um Sprechen, sondern auch ums Schauspiel, da du nun mal Schauspieler bist.
Home Studio oder Tonstudio?

KH: Tonstudio

S: Schauspielen vor der Kamera oder auf der Bühne?

KH: Ich wusste, dass das kommt… auf der Bühne.

S: Kaffee oder Tee?

KH: Kaffee!

S: Lange Aufnahme über mehrere Stunden oder kurze Aufnahme über mehrere Tage?

KH: Lange Aufnahme über mehrere Stunden.

S: Pizza oder Pommes?

KH: Pizza.

S: O-Ton oder Synchro beim Selber gucken?

KH: O-Ton.

S: Sommer oder Winter?

KH: Soooommmer!

S: Wenn du selber liest, Taschenbuch- oder Hardcover-Ausgabe?

KH: Hardcover.

S: Und Serie oder Film gucken?

KH: Oh ja und das ist jetzt gerade echt ein Problem. Ich war früher so pro Film. Aber Serien werden immer besser. Es gibt so viele und du kannst natürlich immer noch spätabends so eine Folge gucken. Einen Film schaffst du nicht mehr. Trotzdem sage ich Film, weil Film erzählt eine ganz eigene abgeschlossene Story ist und ich finde, das hat immer so was ganz Eigenständiges. Während eine Serie zwar auch was Eigenständiges hat, aber da sind verschiedene Folgen, die dann gerne mal unterschiedlich sind. Ich mag dann doch lieber die eigenen Stories. Wenn ich an Quentin Tarantino denke, da ist jeder Film so was Einzigartiges, so eine Schatztruhe. Da denk ich mir „Film ist auch einfach geil“. Und damit bin ich auch groß geworden mit solchen Filmen.

 

Das war es schon mit Kai Hochhäusler und unserem Interview. Den Instagram-Account von Kai findet ihr oben, falls ihr jetzt neugierig geworden seid. Wir lesen uns in diesem Format dann wieder in einer Wochen! 

Habt eine schöne Zeit!
Eure Sue

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