Auf einem beigen Hintergrund sieht man zwei Polaroids. Links ist im Polaroid das Logo des Projekts. Das Logo zeigt auf einem dunkelgrünen Hintergrund einen Kopfhörer und den Schriftzug "Suehören" in Schreibschrift. Darunter steht in Druckschrift "Interview mit einer Stimme". Die Zeichnung und die Schrift sind weiß. Das rechte Polaroid zeigt ein Portrait-Foto der Sprecherin Henrike Tönnes. Auf dem breiten unteren Rand des Polaroids steht ihr Name.

Suehören – Interview mit einer Stimme – Henrike Tönnes

Guden!
Das nächste Interview kommt diesmal sehr schnell, weil der Monat Mai auch schon wieder fast vorbei ist. Diesmal mit Henrike Tönnes.
Dieses Interview zu posten, stimmt mich tatsächlich auch ein bisschen traurig. Denn Henrike vertonte mit drei weiteren lieben Menschen die Bücher der “Let’s be”-Reihe (wer mir auf Instagram folgt, wurde mit dieser Reihe in den letzten Monaten etwas zugespamt ^^). Meine geliebte New York Clique, die mich seit Februar 2023 begleitet und der ich jetzt Lebewohl sagen muss, da die Trilogie leider beendet ist. Und mit Henrikes Interview geht jetzt das letzte Interview der Sprechenden aus dieser Clique online. Das ist ein bisschen wie ein weiterer Abschied von dieser Freundesgruppe.

Henrike Tönnes ist Sprecherin, Moderatorin, Sängerin und Coach.
Nachdem sie einen Master in Anglistik und Komparatistik absolviert hatte, ging es für Henrike vorerst ans Theater, bis sie sich zur professionellen Sprecherin ausbilden ließ. Außerdem ist sie ausgebildete Jazz- und Popsängerin, steht als Moderatorin regelmäßig auf der Bühne und unterrichtet und coacht an verschiedenen Universitäten, Fachhochschulen und in der freien Wirtschaft.
Kaum ein Text ist vor ihr sicher und man findet sie inzwischen in fast jedem Bereich des professionellen Sprechens. Und das nicht nur in Deutsch, sondern auch in British English.

Henrike findet ihr auch hier –> Webseite   Instagram

 

S: Erstmal vielen Dank, dass du zugesagt hast. Hat mich sehr gefreut. Du darfst als erstes eine Aufgabe erledigen und dich in 3 Sätzen vorstellen. Es dürfen auch mehr als drei sein und sie dürfen sehr verschachtelt sein.

HT: Ich bin Henrike Tönnes, ich bin Sprecherin aus dem Ruhrpott. Ich mache viel Hörbuch, Hörspiel, Games, Werbung, eigentlich alles, was mir vor die Membran kommt. Und das waren nur zwei Sätze…aber reicht vielleicht auch. Wir könnten vielleicht noch sagen ich bin Sprecherin, Moderatorin und Sängerin.

S: Aber du bist theoretisch nicht nur Sprecherin und Moderatorin und Sängerin. Sondern du bietest auch Coachings an.

HT: Richtig, ich bin auch noch Coach!

S: Wie kamst du dazu? Und worin kann man sich von dir eigentlich coachen lassen?

HT: Ich war zuerst Coach quasi. Bevor ich komplett nur das Sprechen und Moderieren und Singen gemacht habe, habe ich an den Unis in NRW gearbeitet und hab da shcon Unterricht gegeben, erst Englischunterricht und danach alles, was mit Performance im weitesten Sinne zu tun hat. Erst für die Studierenden, dann auch für die Mitarbeitenden der Ruhr-Uni beispielsweise. Weil ich halt neben meinem Studium parallel immer schon kreativ gearbeitet habe und dann kommt eben die Mitarbeiterschulung auf einen zu und fragt, ob man da helfen könnte. Und da ich immer Ja sagen, wenn jemand mit so einer Aufgabe an mich herantritt, bin ich da so reingerutscht. Mit der Expertise, bei mir kann man quasi präsentieren und moderieren lernen. Auch im Sprechen coache ich. Ich habe schon Kolleginnen und Kollegen beim Hörbuch unterstützt. Vor allem Dingen, weil ich neben dem Studium ausgebildete Theaterpädagogin bin. Ich hab vor allen Dingen Rollenarbeit und all diese Dinge als Steckenpferd. Ich könnte jetzt auch noch weitererzählen…aber ich würde sagen von mir kann man alles lernen, was irgendwie mit Geschichten erzählen auf Bühnen zu tun hat. Den Begriff Bühne kann man ein wenig dehnen und sagen auch vor dem Mikrofon.

S: Tatsächlich habe ich erst durch Stories von dir bzw. Repost von Stories einer Sprechenden kapiert, dass diese Person inzwischen auch Hörbücher spricht.

HT: Ah! Chrissy (lacht)

S: Richtig. Für mich war Chrissy (Anmerkung: Christina-Ann Zalamea, Sprecherin von “Nimona” und Raya aus “Raya und der letzte Drache”) immer YouTuberin und danach machte sie Disneyfilme als Stimme. Und dann hab ich plötzlich die Hörbücher bei ihr entdeckt. Fand ich schon ein bisschen witzig.

HT: Ich sag wie es ist. Ich bin Fangirl.

S: Ich versuch den Begriff irgendwie zu vermeiden (lacht). Ich denk immer so, natürlich bin ich auch Fan von euch allen, aber ich arbeite auch mit euch und irgendwie fühlt sich das dann für mich strange an, mich als Fangirl zu bezeichnen.

HT: Ich finde, das ist so ein Begriff, der funktioniert auf Augenhöhe ganz prima. Ist ja immer die Frage, wie nehme ich das wahr. Heißt ja nicht, dass ich, obwohl ich ein Fan von jemandem bin, nicht mit der Person auf Augenhöhe bin.

S: Ich weiß, das ihr wenig reguläre Arbeitstage habt. Wie sieht denn bei dir der ideale Arbeitstag aus? Wenn du dir vorstellen würdest, dass du morgen zur Arbeit musst, was gehört dann zu deinem Wunschprogramm?

HT: Also es gehört auf jeden Fall dazu, dass er am besten nicht vor neun Uhr startet. Und alles andere…ist tatsächlich vollkommen egal. Das Schöne ist, wo ich jetzt so darüber nachdenke, weil ja kein Tag ist, wie der Andere. Und keine Aufgabe, die ich habe ist wie die andere. Gibt es auch kein Ideal eigentlich. Denn jedes Projekt oder jede Veranstaltung oder jeder Job hat eben die Struktur, die er hat und die ist dann in dem Moment das Ideal. Also ich habe da irgendwie keine Wünsche. Das kann mal ein 12h Tag sein, aber das kann mal ein 3h Tag sein. Das ist wirklich immer projektbezogen. Anders kann ich das gar nicht sagen.

S: Was völlig okay ist.

HT: Das Ding ist halt, ich bin kein Morgenmuffel, ich bin gut drauf. Das ist alles gut. Aber ich sag mal, vor neun ist mein Gehirn noch nicht so der Mannschaftskapitän. Es wäre gut, wenn da keine wichtigen Dinge wären und man mir nichts anvertraut, was wichtig ist. Ich kann mich da schon mal gut in die Maske setzen oder Warm Up machen. Wenn es sein muss, greife ich wieder auf die schauspielerischen Fähigkeiten zurück und spiele die wache Person. Und die Stimme ist da ja auch noch nicht aufgewärmt fürs Sprechen.

S: Passend dazu hat jede Person so ihre Essentials, die sie immer dabei haben muss. Was brauchst du, wenn du für die Hörbuchaufnahme ins Studio fährst?

HT: Wasser. Ich brauch nix. Ich hab nix dabei tatsächlich. Ich brauche Wasser. Wenn ich kriegen kann, nehme ich auch mal einen Ingwertee oder so und ich brauche irgendwas zum Essen für die Mittagspause. Aber da kann ich dann in der Mittagspause zum Bäcker gehen. Ich schleppe nichts mit mir herum.

S: Es ist so schön. Auf die Frage habe ich wirklich schon alles gehört. Eine Person hat kurz ihr Täschchen geholt, wo sie alles mögliche drin hat. Andere haben so 5 Dinge aufgezählt und du so…Wasser, das reicht.

HT: Das ist wirklich so, ich brauche nichts. Ich hatte eine Phase, in der ich mir ein zweites Paar Kopfhörer gekauft habe. Und der Witz ist, ich habe die bisher nur viermal ausgeführt. Ansonsten hängen sie immer, wenn ich in ein Fremdstudio komme, an der Tür, weil ich sie vergesse. Das wäre ein Essential, aber ich vergesse sie halt (lacht).

S: Fühle ich. Es gibt Sprecher*innen, die die Texte für ihre Hörbücher akribisch vorbereiten mit Farben und Anmerkungen, andere lesen es einmal und das reicht ihnen, wieder andere lesen es gar nicht vorher. Was machst du?

HT: Gar nicht finde ich schwierig für mich. Ich bereite das immer vor. Ich relativiere das ein bisschen, denn die Intesität der Vorbereitung ist schwankend. Wenn ich davon ausgehe, dass ich den 12. Band einer Cozy Crime Reihe lese, da liegen die Charaktere einfach an. Da brauche ich nicht mehr viel. Da lese ich quer und gucke „Okay, wie geht die Story? Wen haben wir da alles? Wo gehen die Rollen hin, wo geht die Geschichte hin?“. Da brauche ich mir auch die Hauptcharaktere nicht mehr drauf schaffen, ja? Ich markiere relativ wenig im Vergleich zu vielen Kolleg*innen, weil mich das stört. Ich markiere Wörter, die wichtig sind in längeren Passagen oder in langen Schachtelsätzen. Manchmal gibt es mal einen vereinzelten Bogen, manchmal wird etwas unterstrichen. Manchmal schreibe ich mir an den Rand, wenn es mir jetzt aus dem Überblick des Lesens nicht sofort deutlich wird, dann schreibe ich mir die Emotionen an den Rand oder mache ein Kürzel oder einen Smiley hin. Manchmal auch nur ein Ausrufezeichen. Für mich ist es wirklich wichtigg, dass da so wenig wie möglich drin steht. Mich lenkt das sonst ab. Bei mir ist es auch nicht so, dass die Charaktere unterschiedliche Farben kriegen oder so. Das schaffe ich nicht. Da müsste ich mir zu viel noch außerhalb merken. Ich würde sagen es ist gründlich vorbereitet, aber es ist wenig markiert. Man könnte, wenn man sich mein Skript anguckt, auch behaupten, dass ich es nicht so viel vorbereite.

S: Du machst den Job ja auch sehr gut, also muss da irgendwie schon Vorbereitung da sein (grinst).

HT: Ich danke dir für die Blumen (lacht).

S: Du weißt, dass das nicht nur einmal heute kommen wird von mir. Welche Momente liebst du denn am meisten am Sprecherin sein?

HT: Ich liebe am allermeisten die Momente zusammen mit zum Beispiel der Person, die ich auf dem Ohr habe, also wenn man sich mit dem Tonfachmenschen irgendwie gemeinsam kaputt lacht über was oder favorite of all times sind Blooper. Das ist schön. Das ist so schön, wenn man es teilen kann. Blooper sind super (lacht). Das war nicht gewollt. Ich wünschte das wäre gewollt gewesen (lacht). Und ansonsten…ich liebe die Momente, wenn ich auch höre, wie Dinge zusammenkommen. Zum Beispiel in der Werbung ist es total cool, wenn man rumschraubt und rumschraubt und versucht die Sätze zu machen im Aufnahmeprozess und dann nochmal das ganze Ding so einigermaßen abgespielt bekommt. Fertige Ergebnisse finde ich toll. Wobei beim Hörbuch, ich höre mir meine Hörbücher nicht nochmal an. So viel Zeit habe ich gar nicht. Bei kleineren Sachen finde ich das aber super.

S: Ich wollte schon fragen, ob du Hörbücher und Hörspiele nochmal anhörst (lacht).

HT: Nee, nee. Dafür habe ich viel zu viele tolle Kollegen, die wunderbaren Audiocontent machen und da komme ich schon nicht zu. Jetzt laber ich schon den ganzen Tag und dann soll ich mir abends mich noch anhören. Dann möchte ich lieber tolle Podcasts oder anderen Kollegen bei Hörbüchern zuhören. Also Kontrollhören gibt es mal hier oder da, aber sonst nee. So selbstabsorbiert, bin ich dann doch nicht.

S: Ganz viele Sprechende sagen auch in irgendwelchen Making Offs oder Interviews, dass sie sich selbst ungern nochmal anhören, weil sie da nicht so Bock drauf haben.

HT:  Nee, ungern nicht. Das habe ich gelernt. Das war am Anfang so. Am Anfang fand ich das ganz fürchterlich. Ich kann nicht sagen ungern. Aber es kommt einfach nicht vor, so richtig. Außer es ist halt was mega Wichtiges. Zum Beispiel bei den drei Fragezeichen ist es schon so. Das liegt aber dran, dass es halt so nah für mich ist. Das ist so ein Bucket List Kindheitstraum-Ding. Da möchte ich dann schon die Szenen hören, wo ich drin bin. Aber nicht alles. Das geht auch gar nicht.

S: Du bist ja schon ein paar Jahre dabei. Hast du ein Highlight-Projekt aus all der Zeit? Es muss nicht nur Hörbuch sein, es kann auch ein Hörspiel sein oder eine Synchro?

HT: Das ist eine richtig gemeine Frage. Weil ich würde eigentlich immer mit dem Projekt antworten, in dem ich gerade drin stecke. Aber natürlich gibt es Dinge, die einem nah am Herzen sind. Zum Beispiel…brauche ich dir wahrscheinlich nicht zu nennen und du grinst schon wissend (lacht). Die ganze „Let’s be“-Reihe. Da liegt es wirklich daran, wie es entstanden ist und was das ist und wer da mitmacht. Das ist unfassbar. Da könnte man alleine aus der Entstehungsgeschichte wieder ein Buch schreiben. Ein weiteres sind die “Drei Fragezeichen” für mich. Das fand ich riesig. Das Problem ist halt, es gibt keine Low Lights. Deswegen ist es auch schwierig Highlights zu benennen. Und klar, immer wieder ein Highlight ist mittlerweile „Molly Murphy“, weil sie mir in den 12 Bänden, die ich sie jetzt schon begleiten darf, sehr ans Herz gewachsen ist. Das ist einfach eine schöne Reihe. Die habe ich richtig gerne. Da würde ich immer sagen, dass es ein Highlight ist. Daran das Highlight ist vor allem die Aufnahme mit Tongötze, weil die Jungs und Mädels da Zucker sind. Das ist für mich einfach so ein bisschen zuhause sein.

S: Es ist so schön, dass mir bei euch allen vier vorher klar gewesen, was bei einer Frage dieser Art genannt wird. Es haben ausnahmslos alle vier diese Reihe genannt.

HT: Sowas kommt nicht eben mal vorbei, ohne das es dich wirklich berührt.

S: Du liest ja auch selber relativ viel. Es gab mal einen Instagrambeitrag mit zwei Büchern neben dem Bett und sowas. Hast du drei Top Favoriten aus 2023?

HT: Das ist zum einen eine Kurzgeschichtensammlung von Marina Leky „Kummer aller Art“. Super süß, kleines Büchlein. Eigentlich mit kleinen Kolumnen von ihr. Träumchen, absoluter Obertraum. Dann…was hab ich 2023 noch gelesen? Das Problem ist, es verschwimmt im Kopf und ich muss immer kurz aufpassen, dass es kein Hörbuch ist.

S: Als würde ich das nicht kennen. Du darfst es aber auch gehört haben. So ist es nicht.

HT: Okay, wenn das so ist, ist es “Im Auftrag ihrer Majestät“. Sehr schöne Reihe, da hab ich ein paar von gehört. Und gelesen…ach so, natürlich! Jonathan Strout „Scarlett in Brown“. Großartig, sehr schön! Große Liebe!

S: Gibt es denn auch ein Buch, dass du unbedingt einlesen wollen würdest? So ein richtiges Lieblingsbuch, dass vielleicht auch schon erschienen ist als Hörbuch, bei dem du aber sagst, wenn es eine Neuauflage gibt, fragt mich bitte?

HT: Ja, „Drachenreiter“ von Cornelia Funke. Oder noch besser die „Geisterjäger“-Reihe. Die noch viel lieber. Das wäre geil! Die hab ich beim Babysitten meinen Babysitterkindern vorgelesen. Die war der Grund, warum ich irgendwann gesagt habe „Da hättest du aber schon Lust“. Da wäre ich am Start, aber ist natürlich längst vorbei. Aaaaber, das wärs! Und es gibt tatsächlich noch ein Kinderbuch, was ich unfassbar gerne auch als Hörbuch lesen würde und das ist eins, das ist von Kerstin Rossland und das heißt „Agathe Bond“. Agathe ist eine über 100 Jahre alte Schildkröte und ist Geheimagentin und es ist nur geil. Die trifft dann halt aus verschiedenen Gründen auf einen Jungen, mit dem ist sie dann in einem Team und es ist nur lustig und nur schön. Es gibt noch kein Hörbuch. Eines Tages wird es dieses Ding als Hörbuch geben und dann werde ich es lesen. Es ist ein actionreiches Kinderbuch mit einer Schildkröte als Geheimagentin. Ich bitte dich! Es gibt zwei davon und beide möchte ich machen. Das wird irgendwann mal ein Crowdfunding-Ding. Ich sage es dir.
Und ich würde total gerne mal so was richtig cooles im Fantasybereich machen. Das ist eigentlich, warum ich angetreten bin. Das wäre auch nochmal was. Also so etwas in der Richtung von Harry Potter.

S: Ja…das hätte was.

HT: Da könnte ich mich mal austoben.

S: Joa. Die sind dann ja auch entsprechend dick, wenn es in die Richtung geht.

HT: Ja und es gibt entsprechend spannende Figuren drin, die man gut illustrieren kann.

S: Gab es denn Momente, in denen du am liebsten alles hingeschmisschen hättest? Und wenn es sie gab oder noch gibt, was tust du dann?

HT: Nein. Nein. Das tut mir Leid, da kommen wir nicht weiter. Das gibt es nicht. Aber ich bin auch nicht der Typ für alles hinschmeißen. Das ist eher so „Gib mir eine Challenge und ich beiß mich fest“. Aber ich hatte das nie. Ich war nie frustriert mit diesem Beruf. Nie. Ich hab den noch nicht so lange hauptsächlich sozusagen. Ich hab es lange schon nebenher mit anderen Dingen verbunden. Eigentlich mein Hauptgeld damit verdienen, tu ich erst seit 3 Jahren. Und es gibt es einfach nicht, dass ich denke „Scheiß drauf, jetzt lass ich das“. Weil ich bin so froh, dass ich den endlich gefunden habe und etwas gefunden habe, in dem ich voll aufblühe und alles das vereint, was ich mir für ein ideales Berufsleben vorstelle. Nämlich keinerlei Langeweile, wenig Vorhersehbarkeit. Ich seh natürlich gerne schon voraus, dass mein Jahr mit Projekte voll ist. Aber jedes Projekt ist anders. Deshalb bin ich damit aber auch nicht frustriert. Ich habe keine Strategien, für wenn man alles hinschmeißen will. Ich mach immer weiter.

S: Sich einfach durchbeißen ist auch eine Strategie. Nicht aufgeben. An sich ist das auch eine Strategie.

HT: Aber die Sache ist auch, jetzt überlege ich grade so. Wenn wir mal vom Sprecherberuf weggehen, hatte ich ja schon Dinge, bei denen ich gesagt habe „So, jetzt will ich alles hinschmeißen“. Und habe da geflissentlich hingehört und ein bsischen abgewartet und dann wohl abgewogen hingeschmissen. Ich hab zum Beispiel irgendwann gesagt „Ich möchte nicht mehr in der freien Wirtschaft Englischunterricht machen“. Und dann habe ich das hingeschmissen. Könnte man ja auch genauso sagen. Und auch das ist wichtig, dass man das kann. Also man muss ja nicht um jeden Preis aushalten. Das ist vielleicht ganz wichtig. Ich glaube das wichtige ist, dass man dann guckt, wieso will man hinschmeißen, was ist der Grund für die Frustration. Und wenn man das weiß, kann man entweder weiter durchgehen oder der Grund ist wichtig genug, um das zu lassen. Und dann kommt auch was neues. So ist meine Erfahrung.

S: Als würde ich das nicht kennen mit einer abgebrochenen Physioausbildung.

HT: Ja, man hat ja aller Wahrscheinlichkeit nach nur das eine Leben und darin muss man sich irgendwie gut fühlen. Der Job ist ja nur das mit dem verbringst du nur deine allermeiste Zeit. Und wenn das nicht etwas ist, was du gerne tust, wo du das Gefühl hast…ich bin so glücklich, dass ich nicht denke „Endlich Feierabend“. Sondern ich habe einen Job, bei dem ich denke „Oh, schon Feierabend? Schade“. Und das ist das, wonach man streben sollte. Und wenn das bedeutet, man schmeißt was hin, dann schmeißt man halt hin. Da fragt später kein Mensch mehr nach.

S: Hast du denn grundsätzlich einen Tiopp für alle Sprechanfänger*innen da draußen, die professioneller sprechen möchten? Egal ob hauptberuflich oder nebenberuflich?

HT: Ja, lasst euch von vernünftigen Kolleginnen und Kollgen weiterbilden. Nehmt alles mit, was ihr kriegen könnt. Seht zu, dass ihr euch auch im schauspielerischen Bereich weiterbildet, parallel dazu. Das ihr in eine gute Verbindung kommt mit euren Emotionen, damit die auch wahr sein können, während ihr sprecht und lest. Saugt alles auf, was irgendwie geht und versucht euch nicht von geldgeilen Organisationen einwickeln zu lassen. So.

 

S: Du hast tatsächjlich den offiziellen Fragenteil schon geschafft. Aber eine Sache müssen wir noch machen. Ich habe mit meiner Insta-Community zusammen ein This or That entwickelt. Es ist klar ein Begriff. Du darfst auch gerne deine Wahl mit ein, zwei Sätzen erklären, muss aber nicht. Das ist dir freigestellt.
Hörspiel oder Hörbuch?

HT: Hörspiel, weil schneller und idealerweise sogar im Dialog mit anderen, wenn aber nicht, da kann man noch mehr spielen. Rettet das innere Spielkind.

S: Kaffee oder Tee?

HT: Tee. Earl Grey all day.

S: Es hat jemand bei dem Rätsel auf Instagram geschrieben „Ich brauche nur Hinweis 1 mit dem Tee. Das ist Henrike!“ (lacht). Ich musste sehr lachen, als ich es gelesen habe.
Synchronauftrag oder Lesungsauftrag?

HT: Lesungen! Immer, immer Lesungen.

S: Pizza oder Pommes?

HT: Pizza

S: Lange Aufnahme über mehrere Stunden oder kurze Aufnahmen über mehrere Tage?

HT: Egal (lacht).

S: Soll ich dir was verraten? Ich lass auch dein “Egal” gelten und kann dir das nächste sagen.

HT: ich bleibe bei “Egal”. Ich kann mich nicht entscheiden.

S: Das ist völlig okay. Sommer oder Winter?

HT: Sommer.

S: Home Studio oder Tonstudio?

HT: Tonstudio. Weil ich soviel in meinem Home Studio bin, dass ich mir manchmal vorkomme wie in einem Hamsterkäfig und ich hab das Gefühl ich seh kein Tageslicht. Wenn ich zumindest in einem anderen Studio bin, muss ich ja raus ins Tageslicht.

S: Taschenbuch oder Hardcover beim Selber lesen.

HT: Ich bin ja so ein…Hardcoveropfer. Hardcover. Ist einfach irgendwie schöner. Aber manche gibt es ja nicht…also kommt aufs Buch an.

S: Ich warte ja noch auf eine Special Edition im Hardcover von „Let’s be wild“, weil es das von Anabelles 1. Buch auch gibt…aber nur auf Tschechisch.
O-Ton oder Synchro beim Selber gucken?

HT: O-Ton, leider. Ich weiß, dass ist echt blöd. Aber ich bin halt so anglophil, weil ich auch bilingual unterwegs bin und seit meiner Kindheit quasi, dass ich mir angewöhnt habe, wenn ich weiß, das sind Freunde oder Kollegen in einer Serie dabei, dann werde ich mir das einmal in der Synchro anhören, aber die Serie an sich gucke ich meistens auf Englisch. Manchmal ist die englische Sprache einfach mir näher bei solchen Sachen.

S:  Wenn du dich entscheiden musst zwischen zwei Medien…Serie oder Film?

HT: Serie. Hat man länger was von oft.

S: Das stimmt.

 

Das war es schon mit Henrike Tönnes und unserem Interview. Die Social Links von Henrike findet ihr oben, falls ihr jetzt neugierig geworden seid. Wir lesen uns in diesem Format dann wieder in einer Wochen! 

Habt eine schöne Zeit!
Eure Sue

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