Auf einem beigen Hintergrund sieht man zwei Polaroids. Das rechte Polaroid zeigt das Logo des Projekts. Das Logo zeigt auf einem dunkelgrünen Hintergrund einen Kopfhörer und den Schriftzug "Suehören" in Schreibschrift. Darunter steht in Druckschrift "Interview mit einer Stimme". Die Zeichnung und die Schrift sind weiß. Links ist im Polaroid ein Portraitfoto des Synchronschauspielers Toni Michael Sattler. Auf dem breiten unteren Rand des Polaroids steht sein Name.

Suehören – Interview mit einer Stimme – Toni Michael Sattler

Guden!
Dieses Interview musste ich leider um eine Woche schieben, aber jetzt ist es endlich da! Und diesmal geht es um Toni Michael Sattler.

Toni Michael Sattler ist Synchronschauspieler, Dialogbuchautor und Dialogregisseur.
2015 begann er mit dem Upload von „Creepypasta“-Videos auf YouTube, die er vertonte und einsprach. Seit 2018 ist er Teil der Synchronbranche und ist in Animes, Serien und Filmen vertreten. Hören konnte man ihn u. a. in „The Case Study of Vanitas“, „Bleach“, „Blue Period“ und „Ninjago“.  Aber auch im Gamingbereich ist er unterwegs und ist in „Final Fantasy VII Remake“, „Final Fantasy XVI“ und „League of Legends“ zu hören.
Wer mehr Lust auf Hörbücher und Hörspiele hat, kann auch dort in den Genuss von Tonis Stimme kommen. Dort kann man ihn in den Vertonungen der „HeXXen 1733“-Büchern finden, sowie in Folgen der Hörspielreihen „Wayne McLair“ und „Andi Meisfeld“.

Toni findet ihr auch hier –>   Webseite   Instagram   Twitch   YouTube   Shop

 

Anmerkung vorweg: In diesem Interview wird immer wieder „Vince“ als Name fallen. Damit ist der Sychronschauspieler Vincent Fallow gemeint, dessen Interview im Januar online ging.

Sue (S): Vielen Dank, dass du hier dabei bist. Hat mich sehr gefreut, dass ihr alle mitmacht. Du darfst jetzt erstmal eine Aufgabe erfüllen und dich in drei Sätzen vorstellen.

Toni Michael Sattler (TMS): Also, mein Name ist Toni Michael Sattler. Ich bin Synchronschauspieler, Dialogbuch- oder Synchronbuchautor und Sprech- oder Dialogregisseur. Ich weiß nicht, welcher Begriff wirklich der feste dafür ist, aber…That’s me!

S: Tatsächlich hatte ich mit Franci Friede im ersten Interview auch schon einen kleinen Austausch über die Begrifflichkeiten, weil ich mich aktuell dazu erziehe Synchronschauspieler mehr zu sagen, weil ihr ja eher Schauspiel macht, als nur zu sprechen.

TMS: Es wird halt wieder gesagt: “Das Schauspiel bedeutet doch, du siehst die Person vor dir, weil du SCHAUST.” Ja, aber nee. Das meinen wir nicht. Vince sagt auch gerne Stimmschauspieler.

S: Das hab ich auch schon einmal bei ihm gehört. Ich weiß, das ihr wenig reguläre Arbeitstage habt, aber wie sieht denn für dich der ideale Arbeitstag aus?

TMS: Der ideale? Gott…äh…Idealer Tag als Sprecher wäre ich stehe auf, ich muss zu nem Studio und muss so erst um zehn da sein. In Berlin vielleicht um elf, damit ich nicht super früh aufstehen muss, um rüberzufahren. Hab dann bis ungefähr 18 Uhr einfach nur tolle Termine mit tollen Leuten in tollen Studios mit schönen Projekten, wo alles glatt läuft, die Bücher toll sind, die Regie nice, alle haben Bock auf alles und am Ende ist 18 Uhr Schluss und ich muss nicht noch in die Spätschicht und darf dann entspannt nach Hause ins Hotel oder so und kann dann in Ruhe meinen Tag verbringen, in dem ich was anderes mache. Zeit mit meiner Liebsten verbringe oder vielleicht zocke oder was anderes Cooles tue. Wobei natürlich die Arbeit selbst vor dem Mikrofon schon eine der schönsten Sachen ist, die ich mir in meinem Leben vorstellen kann.

S: Ja, sonst hättest du dich ja auch nicht 2018 dazu entschieden Synchronschauspieler zu werden oder zumindest erste Projekte anzunehmen. Zumindest steht diese Jahreszahl bei Wikipedia als Start quasi.

TMS: Ja, tatsächlich. Aber da hatte ich meine ersten vier Jobs. So der richtige Start ging eigentlich 2019 los. 

S: 2019 hatte ich auch im Kopf heute Morgen vor dem Interview und hab mich dann natürlich gut vorbereitet und nochmal kurz Dinge gelesen und war so „Hier steht 2018, aber okay, vielleicht hat da etwas angefangen und 2019 war der richtige Start“. Du bist noch nicht so lange dabei, sind ja „nur“ 4 Jahre. Aber bist du vor Aufnahmen noch aufgeregt oder gehst du da inzwischen lockerer ran?

TMS: Da ich ja mittlerweile mehrere Seiten aus der Branche kenne, die vom Dialogbuchautor und vom Regisseur halt auch noch, eher nicht so.
Ich bin teilweise eher nervös, wenn ne Person mir gegenüber…also nehmen wir mal an, ich komm ins Studio und die Person, mit der ich arbeite, gibt mir das Gefühl die unterschätzt mich oder traut nichts zu, weil sie glaubt „wer kann das schon sein, da kommt so ein Hampelmann“. Aber das passiert halt eigentlich so gut wie nie.
Ich hatte bisher immer das Glück gehabt, das die meisten Leute einfach super lieb, zuvorkommend, nett und Spaß an ihrer Arbeit haben. Auch wenn ihnen das Projekt nicht so wichtig ist, haben sie zumindest Spaß an ihrer Arbeit in irgendeiner Art und Weise.
Aufregung höchstens, wenn ich merke „Oh hier geht es um ein ganz, ganz besonderes Projekt und das will ich auf keinen Fall versemmeln“. Dann vielleicht bei einem der ersten Terminen oder beim allerersten Termin. Oder wenn ich mit neuen Leuten arbeitete und es ist jemand sehr bekanntes. Jemand der lange dabei ist. Weil Leute die lange dabei sind, meistens, meiner Meinung nach, eine sehr feste Meinung haben und ein sehr festes Bild davon haben, wie etwas zu funktionieren hat.

S: Als würde ich das mit der Aufregung bei Menschen, die lange dabei sind, nicht kennen. Ich weiß schon, warum ich Friede und dich oder auch einen Vince in den ersten paar Monaten drin habe und die anderen erst später.

TMS: Aber ich glaub da sind auch sehr viele super super lieb. Ich hatte das Glück auf der Vienna ComicCon mit Felix Mayer, Maria Koschny, Manja Döring und Hans-Georg Panczak zusammensitzen. Hans-Georg Panczak ist die Stammstimme von Mark Hamill, Manja Döring die Stammstimme von Natalie Portman und dann hast du natürlich Maria Koschny, also Jennifer Lawrence‘ Stammstimme, und Felix Mayer, der Cloud, Ash, Peter Parker (Anmerkung: Figuren aus Final Fantasy 7, Pokemon und Spider-Man) und massenweise geile Sachen gesprochen hat und ich dazwischen mit meinen 4 Jahren in der Branche. Es war schon halt mega mega cool und die waren sowas von unglaublich lieb. Das war so krass.
Also man hat sich auch unglaublich gut verstanden, Jokes gemacht, war auch gemeinsam essen. Gerade bei Maria fand ich das so super cool. Ich kenn ihre Mutter hauptsächlich, dadurch das ich schon bei ein paar Workshops von Katharina Koschny gewesen bin und ich ihre Meinung und ihr Können sehr hoch ansetze und sie absolut abfeier und jetzt endlich mal ihre Tochter kennengelernt zu haben ist einfach wunderschön.
Was auch noch richtig witzig ist…das ist eigentlich peinlich. Ich hab Manja Döring getroffen und sie hat sich bedankt für meine Regie und ich hab das gar nicht mehr im Kopf gehabt, das ich mit Manja zusammen gearbeitet habe. Und wir hatten unglaublich Spaß. Ich erinner mich noch gut daran, aber ich bin so ein bisschen aus allen Wolken gefallen, weil ich die Verbindung nicht gezogen habe auf der Con. Sie war auch nicht böse oder in irgendeiner Art und Weise beleidigt. Sie fand es eigentlich ganz witzig.

S: Ich glaube sie weiß auch, wie viele Menschen man teilweise begegnet oder wenn Social Media dazu kommt, wo du irgendwelche Namen liest, und dann hast du plötzlich ein Gesicht dazu und die Namen sind vielleicht nicht so ähnlich wie bei mir und meinem Usernamen. Ich glaube, das ist ihr auch bewusst. Aber ja, als würde ich nicht auch Katharina und Maria Koschny kennen. Das ist schon sehr cool!
Du hast ja ähnlich wie ich ADHS. Wie sehr beeinflusst dich das bei Aufnahmen und was läuft vielleicht besonders gut wegen deinem ADHS?

TMS: Was verdammt gut läuft ist, das es jedes Mal was Neues ist. Also jedes Projekt, jede Rolle ist immer wieder unterschiedlich. Selbst wenn es dramatisch ruhig ist, finde ich es besonders gut, weil ich an ein ganz anderes, ein viel stärkeres Schauspiel, was mir sehr nahe liegt, ran gehen kann. Bei Anime kannst du halt ein bisschen mehr auf die Tube drücken, wobei es da mir mittlerweile schwerfällt, in diese Grundhaltung zurückzugehen, die man beim Sprechen im Anime hat, weil ich so viel Real mittlerweile gemacht habe, so dass es länger her war, das ich Anime gesprochen hab. Vor kurzem bin ich wieder in ein Projekt reingekommen, wo ich wieder im Anime sprechen sollte und es wurde sehr viel gearbeitet, um meine Art des Sprechens mehr zu beeinflussen und wieder mehr in die Anime-Schiene zu drücken.
Ich glaube aber auch, dass das ganze Drumherum da noch mitspielt, also wie die anderen da mit einem zusammen wirken, also wenn alle relativ laut und präsent sind und ich versuche da mehr realistischer reinzugehen, so dass ich rausfalle und angepasst werden muss.
Was ich eigentlich sagen wollte…ADHS! Ja. Also jeder Termin ist anders, dann jeder Take ist halt immer so ein kleiner Schnipsel. Du hast einen kleinen Ausschnitt, du machst den, danach gibt es ein Häkchen. Eine Liste abarbeiten! Du gehst zum nächsten Take und dann sagt die Regie vielleicht noch „Gut, ja, toll! Okay, weiter“. Du kriegst halt immer direktes Feedback. Das sind alles Sachen, die bei mir voll drauf hauen. Die genau das erfüllen, was ich brauche, um einfach komplett Spaß zu haben bei meiner Arbeit. Immer wieder Abwechslung, es geht immer weiter. Du kannst den Progress sehen, weil jeder Take in einer Liste abgearbeitet wird. Und wenn die Leute, die mit dir arbeiten auch noch Spaß dabei haben. Wow, was willst du mehr. Das ist schon cool.

S: Ich kenn das. Meine Vorbereitung für „Suehören“ ist auch so. Ich habe eine Tabelle in Notion. Und dann steht da das Datum, wann ich mit euch rede und das Datum, wann es veröffentlicht wird und dann ist da so einen Status mit 5 Dingen zur Auswahl mit Angefragt, Zusage, Absage, Terminiert. Fragebogen rausgeben ist ein Häkchen, was ich abhaken kann. Also ja, ich kenne das mit den einzelnen kleinen Sachen, die man abhaken kann.

TMS: Das ist tatsächlich so ein Punkt, an den ich gerne kommen würde, an denen ich selbst es schaffe, solche Sachen zu erarbeiten, Pläne, irgendwelche ToDo Lists, die ich dann auch wirklich abarbeiten kann. Ich komm nicht mal zu nem guten Planungsding. Das ist auch ein Grund, warum ich mir nach 2 ½ oder 3 Jahren eine Disponentin zugelegt habe, die meine Termine einträgt und alles für mich regelt, weil ich ne absolute Niete bin, was das angeht. 

S: Ist aber auch ein hartes Learning und ich bin seit…ich überlege gerade, wann ich meinen ersten richtigen Kalender bekommen habe…ich glaube 2018 oder so und seitdem habe ich Dinge zum Abhaken. Ich habe schon sehr viele Systeme mit Abhaken und Terminen und so ausprobiert. Sagen wir es mal so.  Deswegen mal gucken, wie lange das System, das ich jetzt habe, funktioniert. Vielleicht wird irgendwann auch Notion mal langweilig und dann brauche ich die nächste. Du könntest das kennen. Das gute ist, das Notion als Anwendung sehr variabel ist und ich kann es immer wieder ändern und mein Gehirn verarschen (lacht).
Beim Sprechen muss man ja eigentlich relativ ruhig vorm Mikro stehen, weil jedes kleine Geräusch ist dann in der Aufnahme drin. Aber gibt es etwas, was dir regelmäßig deine Takes versaut, so dass du sie wiederholen musst?

TMS: Ja ich beweg mich relativ viel und nein, ich bin nicht der Meinung, dass nur durch die Bewegung irgendwelche Geräusche entstehen. Geräusche entstehen nur wenn du irgendwo gegen haust oder Sachen trägst, die Geräusche machen. Und ich hab auch keine Kette oder irgendwelche anderen Sachen. Die ziehe ich dann aus, wenn sie Geräusche machen könnten.
Und der Grund, warum ich mich viel bewege oder viel Körperspannung aufbaue, ist, der Körper lügt nicht. Und das ist eine der besten Zitate oder eine der besten Weisheiten, die ich in den letzten Jahren mitnehmen durfte. Der Körper lügt nicht. Wenn du lachen willst, wenn du lächeln willst, wenn du traurig sein willst, dann muss der gesamte Körper mitmachen. Ich könnte jetzt richtig krass lächeln, wie ich es gerade tue. Ich mach ein mega krasses Grinsen. Aber es klingt nicht automatisch so, als würde ich lächeln, so wie ich es jetzt gerade mache. Es gibt so kleine Feinheiten, die man hören kann, anhand des ganzen Körpers. Da ist so eine starke Spannung, die komplett in die Beine, in den Arsch, in den Intimbereich gehen, die mitspielen beim Spiel mit der Stimme. Wir haben nur die Stimme und müssen alles über die Stimme projizieren können auf diesen Charakter. Das bedeutet das dein gesamter Körper alles geben muss, um es durch die Stimme nach außen zu transportieren. Deswegen halte ich es für nicht möglich oder zumindest verdammt schwer, beim komplett ruhig einfach nur dasitzen oder stehen, irgendwie emotional wirklich das rüber zubringen, was man eigentlich brauch. Man muss schon wirklich eine gewisse Spannung im Körper haben, damit das funktioniert. Deswegen bin ich auf jeden Fall vor dem Mikro so gut wie nie am Sitzen. Ich sitze höchstens bei nem Hörbuch, ansonsten vermeide ich es und versuche immer zu stehen, weil ich aus eigenem Stand die Energie aufbringen möchte, dass es auch immer gut klingt.
Und was mir regelmäßig meine Takes versaut, regelmäßig nicht unbedingt, aber es gibt mal so ein paar Hasswörter wie Spiegelglas oder Kugel. Das Wort Kugel ist die Hölle. Manchmal kann es sein, dass ich ein bisschen ins nordische rutsche. Das versaut mir meine Takes. Und wenn ich früh vors Mikro gehe, nicht aufgewärmt bin und nur einen Kaffee und Milch getrunken habe. Das ist das Schlimmste. Da habe ich schon so oft gemerkt, wie ich plötzlich an einem Take 20-mal hänge, weil irgendwas nicht über die Lippen will. Weil es klebt, weil ich mich nicht vorbereitet habe. Das sollte man vermeiden. 

S: Ich habe bisher vier Interviews gemacht und erst eins mit Kamera gemacht, weil ich das von den Gästen abhängig mache. Aber bei Franci, bei Marie Burghardt und bei dir, ich weiß immer, wann ihr lächelt oder lacht, ich sehe das vor mir, weil ich das einfach raushöre. Weil ich euch a) natürlich kenne und dann auch ungefähr weiß, wie ihr klingt, wenn ihr lacht, aber ich b) es auch einfach höre, wie sich eure Stimme verändert. Was ich sehr schön finde, weil anscheinend höre ich inzwischen ein paar Feinheiten raus, was ich irgendwie sehr schön finde nach einem dreiviertel Jahr sehr viel Verbindung mit Synchronisation und nach jahrelangem Serien gucken. Ich habe, glaube ich, inzwischen genug Synchrondinge gehört, das ich es erkenne, aber es fällt mir auch immer mehr auf, das immer der ganze Körper mitmacht.

TMS: Es ist halt auch so krass, weil viele Sachen, die lernt man oder merkt man auch erst, wenn man sich damit beschäftigt. Und wenn man sich gar nicht damit beschäftigt und nur Sachen guckt und als gut oder schlecht empfindet, kann man halt gar nicht beurteilen, warum finde ich das eigentlich jetzt nicht so gut oder das besonders gut. 

S: Gibt es denn ein Projekt, was dir besonders in Erinnerung geblieben ist und wenn ja welches?

TMS: Was tatsächlich der Fall ist, dass es manchmal Projekte gibt, die ich vergesse und irgendwann überrascht bin, wenn ich mich darin höre. Aber das sind eher kleine Projekte. Selbstverständlich Videospieltechnisch „Final Fantasy“. Da brauch ich gar nix dazu sagen.
Was mir stark im Kopf geblieben ist, war als ich für „Der Schwarm“ gesprochen habe. Da war Christoph Cierpka in der Regie und der ist einfach einer der richtig richtig guten Regisseure.  Da wurde mir vorher schon gesagt „Oh mein Gott, Toni du hast einen Termin bei Christoph und viele Leute würden einfach alles stehen und liegen lassen, um bei ihm sprechen zu dürfen“ und ich war schon so „Okay, was geht da ab?“. Und dann bin ich da gewesen und es waren nur zehn Takes. Zehn Takes, in denen ich ein Gedicht zitiert habe am Anfang von der Schwarm. Und ich habe jeden Take zwei Mal gemacht. Den ersten Take fand er immer super und den zweiten wollte er einfach nochmal machen, weil er grundsätzlich zwei macht. Es war ein unglaublich angenehmes Gefühl bei ihm zu sein. Wie er einen in Empfang genommen hat, wie er einen betreut hat. Er hat nicht mal groß etwas geändert an meinen Takes. Aber er hat mir ein unglaublich angenehmes Gefühl gegeben da vor dem Mikrofon zu stehen. Und ich habe im Nachhinein von meiner Disponentin die Nachricht bekommen, dass da ein richtig richtig tolles Feedback zurückgekommen ist.
Aber was mir wirklich sehr gut in Erinnerung geblieben ist, weils auch gar nicht mal so lange her ist, ist, das ich vor kurzem in einem queer Drama, in einem LGBTQ-Drama mitgesprochen habe, als einer der Hauptcharaktere für die Interopa und die Arbeit da einfach unglaublich gut war. Das war eines der schönsten Projekte, die ich bisher gehabt hab, weil die Arbeit unglaublich genau war, alle super lieb, alle super verständnisvoll in allen Dingen und es ein Realfilm gewesen ist, der sehr emotional und das Schauspiel, die Technik an dem Ganzen, ich wurde richtig herausgefordert bei dem Projekt. Das war richtig richtig cool. Aber ich muss den Film noch gucken, weil ich dafür in letzter Zeit nicht so die Zeit hatte. Er heißt „Nuovo Olimpo“ und das ist ein italienisches Kino, wo sich zwei Männer treffen und sie verlieben sich ineinander. 

S: Ich muss einen Film auf meine Watchlist setzen. Also nicht nur, weil du mitsprichst, sondern auch weil es anscheinend auch Italien drin hat. Außerdem mag ich queere Projekte. In meinem einen Romanceprojekt oder gefühlt in jedem Projekt gibt es mindestens ein queeres Paar.

TMS: (lacht) Weißt du was ich richtig geil finde? Ich spiel ja gerade sehr viel „Baldurs Gate 3“ und ich spiele „Spider-Man 2“. Und ich finde es so cool, wie selbstverständlich und auch ohne es zu hinterfragen queere Inhalte einfach drin sind. Es ist nichts, was irgendwie extra besonders erwähnt, hervorgehoben oder gepushed werden muss. Es wird als eine Selbstverständlichkeit behandelt und ist dadurch auch nichts, was in irgendeiner Art und Weise, wie gepushed wirken könnte. Es ist wirklich genauso wie es in unserem Leben sein sollte, eine Selbstverständlichkeit in unserem Leben, die wir brauchen. Einfach Toleranz gegenüber allem. Auch Verständnis, Liebe, alles. We need that! Das finde ich auch einfach unglaublich schön und das habe ich gerade in diesen 2 Projekten bemerkt und das finde ich einfach toll.

S: Ich bemerke bei mir auch einen Wandel im Schreiben. Aber auch von den Figuren her. Selbst bei diesen Fanfictionfiguren. Die sind natürlich vorgeben beim Aussehen, weil sie aus Serien oder Filmen sind. Aber es war auch immer so, wenn ich irgendwas hinzugefügt habe, war das so richtig normativ. Und heutzutage in den eigenen Geschichten, die haben dann unterschiedliche Sexualitäten, ohne dass das groß angesprochen wird, die haben vielleicht auch einen Partner des gleichen Geschlechts. Völlig normal inzwischen in meinen Geschichten, dass da irgendwie Queerness mit drin ist. Und ich liebe es natürlich, weil queer ist toll.
Das Leben in der Kreativbranche ist ja nicht immer leicht. Als Sprecher hat man vielleicht auch sehr viel Druck, dem man ausgesetzt ist. Gab es Momente, in denen du am liebsten alles hingeschmissen hättest und wenn es sie gab, was tust du dann dagegen?

TMS: Das Coole ist, ich habe ganz am Anfang meiner Karriere, als ich mich entschlossen habe, da reinzujumpen, ein wundervolles Telefonat mit Martin Sabel gehabt.
Martin Sabel ist ein Sprecher aus Hamburg, der auch schon sehr lange in der Branche arbeitet, ein absolut liebenswerter Kollege. Und der hat mir damals gesagt, worauf ich mich einstellen muss. Und er hat gesagt „Toni, es kann sein, dass du irgendwann an den Punkt kommst, an dem du alles hinschmeißen willst. Also es kann sein, dass es super lange dauert, bis du irgendwie großartig Fuß fassen kannst, in dieser Branche. Es kann schnell gehen, es kann alles passieren, das weiß man halt nie. Es hat sehr viel mit Glück, mit Timing zu tun. Es kann und wird höchstwahrscheinlich der Punkt kommen, an dem du hinschmeißen willst und du einfach aufhören willst mit allem. Gib niemals auf und mach weiter.“
Es gibt so ein anderes Zitat „Erfolg ist auf Dauer nicht zu vermeiden“, irgendwie so. Wenn man an etwas dran bleibt, kommt der Erfolg irgendwann. Du musst nur dranbleiben. Und das habe ich mir halt zu Herzen genommen.
Es gab mal Phasen, in denen ich eher hart lernen musste, dass man sich nie in eine Rolle verlieben sollte, die man noch nicht bekommen hat. Ich hab relativ früh am Anfang so Situationen gehabt, dass ich zum ersten Mal Castings hatte und ich sofort dachte „Oh mein Gott, ich hätte die Rolle so gerne“. Und dann habe ich viele Castings einfach gar nicht bekommen. Manchmal kriegt man nicht mal Bescheid gesagt, ob man es bekommen hat oder nicht. Es kann gut mal passieren, dass sich einfach niemand mehr meldet. Das gab es ein paar Mal. Vor allen Dingen in so Situationen, in denen es einfach wunderschön gewesen wäre, wenn ich die Rolle bekommen hätte, weil das irgendwie eine schöne Verbindung zu meinem besten Freund Vincent gestanden hätte oder so. Aber ich versuch dann immer das Positive daran zu sehen, mit wem ich im Casting war. Vor allem ist es auch immer noch eine Entscheidung des Kunden. Und selbst wenn du mega gut wärst, der Kunde entscheidet am Ende immer noch und wenn er die andere Person passender findet oder die andere Stimme mehr gefallen hat, hat das auch nichts mit Können zu tun. Das musste ich hart lernen. Das sind so Sachen, wo man einfach ein sehr dickes Fell in der Branche generell brauch. Weil auch Kritik sehr hart fliegen kann. Oftmals bekommt man den Lolli hingehalten, nur um ihn dann direkt wieder weggenommen zu bekommen.  

S: Das finde ich ein sehr schönes Bild. Es gibt so Bloggerseiten, wo man sich quasi für Rezensionsexemplare bewerben kann. Und dann gibt es natürlich nur eine limitierte Zahl. Oder du schickst Geschichte in Ausschreibungen rein und dann heißt es „Nee, deine Geschichte ist nicht in der Anthologie“ oder so Sachen. Natürlich tut das weh, aber dieser Lolli-Vergleich passt da auch sehr gut.
Gibt es denn etwas, was du am meisten am Sprecher sein liebst?

TMS: Boah, ich weiß gar nicht, was ich da aussuchen soll. So vieles daran ist so unglaublich toll. Die Menge an Menschen, mit denen man zusammenarbeiten darf. Und wie viele unterschiedliche Leute, die du dann meist natürlich über einen kürzeren Zeitraum näher oder weniger näher kennenlernen darfst. Und das man immer wieder woanders ist. Das man rumkommt. Das sich alles so anfühlt, wie eine gewaltige Familie, wo jeder von jedem schon mal etwas voneinander gehört hat. Die Branche ist ein Dorf, gefühlt. Das ist, glaub ich, das, was ich am meisten daran…
Am Anfang würde ich noch sagen, die Arbeit vorm Mikrofon das unglaublich schöne ist. Aber mittlerweile sind es echt die Menschen. Es ist das gesamte Drumherum. Mitzuerleben, wie so Generationen nacheinander irgendwie in diese Branche einsteigen wollen und wie sich da alles entwickelt und wie die Älteren versuchen die Jüngeren zu fördern. Leute sich unterschiedlich ausprobieren. Die einen fangen an Dialogbücher zu schreiben, die anderen sind in der Regie. Und dann entsteht dieser Trubel um die Leute. Dann gibt es da eine Situation, wo in der Animebranche extrem viel tut und du hast irgendwie einzelne Leute in der Regie, die eine unglaubliche Expertise im Anime-Bereich haben. Aber natürlich gibt es auch die nicht so tollen Sachen, wie Arbeitsweisen von bestimmten Studios, die es halt trotzdem einfach gibt, über die man sich ärgern kann. Selbst wenn man in einem Studio ist, wo eventuell etwas nicht so gut läuft. Die Leute sind trotzdem toll. Aber ich habe auch öfter mal mitbekommen, dass es die weiblichen Kolleginnen nicht so gut haben oder nicht so einfach haben. Dass das da mal ganz ganz beschissen laufen kann. Ich hab glücklicherweise bisher solche Situationen nie wirklich gehabt.

S: Ich hatte das ja schon mal in deinem Discord-Server angedeutet, dass wir immer noch versuchen das Geburtsdatum von Franci Friede aus Wikipedia entfernen, weil Leute von Studios oder Projekten sich gegen sie entscheiden, weil da eine bestimmte Jahreszahl steht. Da hat sie teilweise schon Stammschauspielerinnen nicht mehr sprechen dürfen und wurde ausgetauscht. Und die Person, die für sie ausgetauscht wurde, ist vielleicht zwei oder drei Jahre jünger als sie. Also wo ich mir so denke „Leute, was ist los?“
Aber ich finde das sehr witzig eben mit der großen Familie. Ich hab Franci um Rat gefragt für die Anfragen, wen duze und wen sieze ich am besten und hab zwei Beispiele genannt. Mit einer der Personen hab ich schon länger geschrieben und den Rest habe ich dann wirklich gesiezt. Und alle haben mir quasi im ersten Satz gesagt, dass man sich duzen könne, das man sich schon über Insta kennen würde und so etwas. Und ich musste auch an die NiCon denken. Ich kannte vor allem Vince von den Ehrengästen und Sandro Blümel etwas über Insta. Wir saßen dann in der Hotellobby abends unter anderem mit Sandro, Lisa Cardinale und Benjamin Stolz, der sich erstmal meiner Begleitung und mir vorgestellt hat, weswegen ich im ersten Moment sehr überrascht war, und Sandro umarmte mich zur Begrüßung, weil wir uns über Insta schon ausgetauscht hatten und ich kam gar nicht darauf klar (lacht). Auch als Lisa sich ganz normal mit mir unterhalten hat. Ich brauchte einen Moment, um das zu checken. Ich krieg auch teilweise von den Sprechenden über Insta eine Sprachnachricht, wenn die nicht tippen können oder so. Ich persönlich schicke Sprachnachrichten nur, wenn ich mit Leuten mehr Kontakt hatte und die schicken sie einfach so an mich. Obwohl ich eigentlich ja nur die Fanseite und die Bloggerseite kenne, aber mit den Hörbüchern und Hörspielen wird man so richtig reingezogen in die Familie.

TMS: Es ist auch so, selbst wenn man sich super lange nicht gesehen hat, man ist dann immer wieder so „Oh mein Gott, wie geht’s dir?“ Wenn wir auf kleinen Konzerten waren wie bei den „Love Rockets“, die so Cartoon- und Anime-Intros spielen. Lisa Cardinale und Henrike Tönnes und so sind dann auch vor Ort und man feiert zusammen und denkt sich so, dass man sich lange nicht gesehen hat. Das ist einfach toll. Richtig, richtig toll Leute wiederzusehen.  

S: Das Schlimme ist, ich hab ja mit super vielen, natürlich über Suehören, aber auch über das Rezensieren von Hörspielen und Hörbüchern super viel Kontakt mit Sprechenden und die kennen alle meinen Namen, die kennen mich teilweise aus Stories von ihren Kolleg*innen habe ich festgestellt, weil ich in den Antworten auf Suehören-Anfragen auf jeden Fall einmal gelesen habe „Ja, ich kenn dich auf jeden Fall aus Stories von Sprecher X“. Live habe ich nicht so viele getroffen, aber selbst wenn wäre das halt auch wie ein Familientreffen, weil die mich irgendwie alle zuordnen können, was ein stranges Gefühl ist.

TMS: Ja, auf jeden Fall. Also ich hatte das letztens auch, das ich bei irgendeiner Ensemblemenge für „Ninjago“ war. Da saß ich hinten bei der Regie und hab gewartet, dass ich dran bin. Und dann kamen die Leute raus und ich kannte einen auf jeden Fall persönlich schon und die anderen waren so „Du bist doch Vertoni und du streamst immer mit Vince zusammen. Hast du schon das und das gespielt und dies, das, jenes?“ Das war einfach super funny.
Vor allem so Insta-Sachen. Wenn ich gerade dabei bin einfach nur irgendeinen Schrank aufzubauen und mir dann plötzlich irgendwie mehrere Leute sagen „Und wie läuft das mit dem Schrank zusammenbauen, seid ihr schon ein bisschen weiter?“. Ich vergesse immer, was das für einen Impact hat, wenn man privatere Sachen teilt, weil das jeder sieht und alle kommentieren sie das. Im richtigen Leben finde ich das einfach mega witzig, das zu sehen.

S: Ich war auf dem CSD in Köln und dann war da ein Bekannter, der auch ein bisschen bloggt, aber eher der Leser ist und mich vor allem über Streamende kennt, bei denen ich Moderatorin bin. Und dann hat er ein Foto mit mir geteilt und bekam die Nachricht, von der ich später einen Screenshot bekam, „Ey, die kenne ich aus den Stories von zwei Sprechern“. Und ich war so „Okay cool, das ist das erste Mal, dass mir das passiert, aber es ist sehr witzig.“
Ich habe das Gefühl, das wird auch nur noch schlimmer bei mir, dass mich Leute aus irgendwelchen Stories kennen, aber dran gewöhnt habe ich mich noch nicht.
Kommen wir zu Herzens- oder Wunschprojekten. Gibt es eine Serie, einen Film oder einen Anime, bei dem du unbedingt mitsprechen möchtest oder eine Spielreihe? Auch wenn das mit dem Spiele eine sehr klare Antwort sein könnte.

TMS: Ja, was heißt „klare Antwort“. Es gibt viel zu viele Spiele. Also „Final Fantasy“, da bin ich ja schon drin.

S: Sag ich ja (lacht)

TMS: Ich möchte natürlich noch mehr „Final Fantasy“. Alles „Final Fantasy“ immer her damit. Es gibt auch Projekte, die gibt es nicht auf Deutsch. Wie zum Beispiel „Vampire the Maskerade: Bloodlines“. Beim ersten Teil war ich noch sehr gehyped, jetzt wo es ein anderes Entwicklerteam das macht, bin ich mir nicht mehr so sicher, ob das so gut wird.
Aber ich will unbedingt nochmal einen Protagonist in einem Videospiel sein können. Das ist noch eines der ganz großen Dinge, die ich unbedingt gerne hätte in meinem Leben. Ich hätte auch unglaublich gerne einen „Spider-Man“ gesprochen. Er ist einer meiner Lieblingshelden. Aber was ich z. B. unglaublich geil finden würde, wäre „Devil May Cry“, Vince als Dante und ich als Vergil. Das wäre einfach ein absoluter Traum.
Generell ein Projekt, wo Vince und ich beide Main Protas sind oder halt absolute Rivalen, wo es einen richtig dicken Fight gibt, wo wir uns gegenseitig anschreien. Das ist immer noch so ein Ding, was wir beide wollen.

Es gibt zu viel. Gibt mir alles! Give me everything, ich kann mich nicht entscheiden, das ist zuviel.

S: Das ist völlig okay, ich würde euch sofort in ALLEM sprechen lassen. Dieses mit „unbedingt zusammenarbeiten wollen oder zusammen in einem Projekt sein wollen“ haben halt auch Franci und Vince, zumindest im Kontakt, zu mir schon sehr häufig erwähnt. Die Friede meinte auch so „Ja, wenn du mal ein Hörbuch brauchst, ich mach dir das sofort“. Und ich so „Ja cool. Ich hab da so ein Buch, aber es gibt zwei Perspektiven“. Und Franci darauf sehr begeistert „Oh, wer macht denn das Zweite? Vielleicht Vincent?“ Es würde nicht so passen leider, aber sie war direkt on Fire für Vince und er ist genauso. Ich finde das immer wieder so schön, wenn man das merkt, wenn sich zwei oder drei Sprechenden am liebsten überall als Figuren zusammen hätten. 

TMS: Bei Vince und mir ist das vor allem so…ich war noch ein bisschen eher schon in der Branche, er ist so ein halbes Jahr später reingekommen und wir haben uns genau an diesem Anfang kennengelernt und haben unseren gesamten Verlauf unserer Karriere verfolgt und unterstützt. Und das ist nochmal so ein Ding zu dem „was das Schönste an der Branche ist“ die Menschen hatte ich ja gesagt. Ohne diese Entwicklung mit jemandem zusammen, nicht nur er, es gibt auch andere, aber generell diese gemeinsame Entwicklung, wie als ob wir alle in unterschiedlichen Schulklassen sind und uns zusammen hocharbeiten. In einer Schule, die toll ist. Nicht wo man gemobbt wird und so. Eine Schule, in der man sich gegenseitig hochhyped und unglaublich viel Spaß in dem ganzen hat, das ist das geilste an dem Ganzen.
Ich glaube, es wäre auch nicht so unglaublich toll verlaufen, wenn Vince nicht da gewesen wäre und wir gemeinsam diesen Weg nach oben gegenseitig verfolgt hätten und immer wieder gecheckt hätten „Wo ist der andere gerade, was macht er, was geht hier ab?“

S: Das ist einfach schön. Du bist ja nicht nur Sprecher, wie schon häufiger rauskam, sondern auch Regisseur und Dialogbuchautor. Unter Regie kann sich wahrscheinlich jeder etwas vorstellen. Das gibt es auch beim Film und es gibt Parallelen dazu. Aber was ist ein Dialogbuch und was machst du mit dem eigentlich?

TMS: Ein Dialogbuch ist im Prinzip das Skript, von dem derjenige den Text bekommt, um ihn auf die Lippen vom Bild zu sprechen. Und als Dialogbuchautor bekommt man das Videomaterial und eine Rohübersetzung im besten Fall. Und die schreibt man auf Lippe. Man guckt aufs Bild und schreibt und achtet unter anderem auf Labiale und Halblabiale. Labiale bedeutet, wenn sich der Mund komplett schließt, wie bei einem M, B oder P. Man versucht so zu schreiben, dass in der deutschen Sprache Labiale da drauf treffen. Halblabiale sind wie bei N, F oder V. Das du eben merkst, das es ein halbgeschlossener Mund ist.
Du versuchst den Text so zu schreiben, dass er auf die Rolle passt. Der Sprachgebrauch sollte an die Rolle angepasst sein und das möglichst die markanten Labiale getroffen werden. Wir reden meistens von den Labialen, die entweder am Anfang oder am Ende eines Satzes sind, weil man da am meisten drauf achtet. Wenn relativ schnell gesprochen wird, verspielt sich ganz gerne mal etwas. Manchmal gibt es aber auch Situationen, in denen du manchmal sagen musst „Ja kacke, hier geht es einfach nicht“. Wenn zum Beispiel ein Charakter zum anderen „Ich liebe dich“ sagt. Weil „I Love You“ und „Ich liebe dich“ schon sehr hart auffällt, dass das nicht gleich ist. Da kommt man manchmal nicht drumherum, aber man versucht diesen Zauber aufrecht zu erhalten, das die Figuren wirklich plötzlich in unserer Sprache sprechen und dass das einem nicht auffällt, dass das drauf getextet wurde.
Es ist so krass, wie magisch sich das ganze anfühlt, wenn du plötzlich ein Dialogbuch hast, was unglaublich gut auf Labiale geachtet hat. Fühlt sich an, wie ein gewaltiges Puzzlespiel, weil du versuchst mit Worten einen Satz so zu puzzeln, dass er perfekt ins Bild passt. Das ist soooo cool! Aber das schwierige dabei ist natürlich, wenn du Dialogbuchautor bist und du stellst dir eine Betonung oder irgendwie einen Ablauf eines Satzes in deinem Kopf vor, du hast es nachher ja nur niedergeschrieben. Und die Person, die nachher vor dem Mikrofon steht und die Regie müssen dann irgendwie checken auf welche Art und Weise du das geschrieben hast.
Da steht dann sozusagen nicht nur der Text im Deutschen drin, sondern auch noch wann im Bild die Person zu sehen ist oder wie sie zu sehen ist. Ist sie im Bild zu sehen und der Mund ist klar zu sehen, ist sie im On. Wenn sie plötzlich mitten in einem Satz, es gibt einen Schnitt und sie ist nur noch von hinten zu sehen, ist sie im Konter. Wenn sie aus dem Bild rausläuft und gar nicht mehr zu sehen ist, du sie aber immer noch hören kannst, ist sie im Off. Und wenn sie zu sehen ist und vielleicht die Hand vor dem Mund ist, ist sie verdeckt.
Es gibt unterschiedliche Sachen, die man auch noch zusätzlich in dieses Skript reinschreibt, damit man vom Timing erkennen kann, wann und wo ist welches Wort. Und es steht dann nicht nur, wo die Person ist und wie sie zu finden ist, sondern auch noch die Pausen, die eine Person während der Sätze aufsagt. Wenn ich flüssig mit dir rede und dann eine Pause mache, muss die auch dementsprechend notiert werden. Solche Sachen sind alle da drin und Synchronsprechende, die sehen das alles und die müssen das kennen und verstehen und direkt umsetzen können. 

S: Ich liebe es, wie viele Infos ich so bekomme. Ich habe vor allem das Sprechen im Kopf, dass ich das als Thema für Suehören habe. Dadurch, dass ich aber so viele verschiedene Menschen habe, die teilweise auch mehr Hörbuch oder Synchron machen oder so wie du noch 5000 Dinge drumherum, sind es noch so viele Zusatzinfos, die in diesen Interviews drin stecken. Ich liebe das sehr. In anderen Interviews wurde erklärt, was ge-xt heißt, du hast das mit den Labialen erklärt.
Wenn du dich jetzt für eine Sache entscheiden müsstest, das Sprechen würdest du vermutlich eh niemals aufgeben, aber wenn du dich entscheiden müsstest, ob Regie oder Dialogbuch. Wenn du ein Sache der beiden für immer behalten könntest und die andere Sache erstmal aufgeben müsstest, was würdest du nehmen?

TMS: Okay, wenn ich eines von den beiden nehmen müsste…naja, wenn ich so die Zukunft der Synchronbranche betrachte, dann würde es eh eher auf Regie hinauslaufen. Ich muss auch sagen, Dialogbuch schreiben macht viel Spaß, aber ich habe immer das Gefühl, wenn mir was im Weg steht, ist es das Dialogbuch schreiben. Wenn ich Freizeit haben will, einen Sprecherjob oder andere Sachen machen will, ist es immer das Dialogbuch, das ich hin und her schieben muss. Weil es halt sehr flexibel von der Arbeitszeit ist.
Wenn du eine sprechende Person bist, hast du deinen festen Termin, gehst ins Studio und arbeitest da. In der Regie ist das ähnlich, nur dass du da deine acht Stunden arbeitest und wieder nach Hause gehst.
Deswegen ist das für jemanden, der auch gerne mal prokrastinierst oder ein Problem mit Zeitorganisation hat, nicht so clever mit dem Dialogbuch noch zusätzlich…
Das Problem ist, dass ich nicht kacke bin und es macht mir trotzdem Spaß macht. Und es ist ein wichtiges zusätzliches Standbein, um seine Zukunft zu sichern.
Ich finde das Sprecherjobs durchaus gut bezahlt werden, aber du musst sie bekommen und niemand garantiert dir, dass du regelmäßig deine Sprecherjobs bekommst. Dialogbücher kriegt man da schon ziemlich gut und man wird auch, wenn man es richtig gut anstellt, gut bezahlt. Es gibt genügen Situationen, in denen Studios gerne mal dumpen und einem nicht die Arbeit richtig vergüten, wie es sein sollte, aber es gibt inzwischen die GVR, die Vergütungsregelung, die für Dialogbücher und Regisseure angesetzt werden, damit alle fair bezahlt werden. Das Schlimme ist nur, wenn das Dumping bei Leuten ist, die wirklich gut sind und die sehr leicht an andere Jobs kommen können, wo sie gut verdienen können, während die Branche ganz dringend neue Dialogbuchautoren braucht. Es wird händeringend an allen Ecken gesucht.
Und in der Regie, dass ist das, was mir natürlich noch mehr gefällt, da arbeite ich wieder mit Personen. Mit vielen unterschiedlichen Personen und alle sind anders, müssen unterschiedlich gehandhabt werden. Wenn jemand eher jünger ist oder ich die Person besser kenne, kann ich mit der Person mehr dumme bescheuerte Witze machen und Regieanweisungen geben, die ein bisschen albern sind. Und wenn ich jemanden dabei habe, der schon älter ist oder länger dabei ist, bin ich natürlich ein bisschen respektvoller. Ich hab natürlich immer Respekt, aber ich bin dann weniger albern und gehe ganz anders an das Ganze heran. Ich bin immer bereit zu lernen und mehr zu machen und finde es halt so cool, dass durchs Sprechen, durchs Schreiben so viel Erfahrung zusammen kommt und durch die Regie auch nochmal oben drauf, so dass ich das Gefühl habe, das Synchrongame hoffentlich irgendwann mal durchzuspielen. Und Regie möchte ich auf jeden Fall weiter machen, wenn das mit dem Sprechen irgendwann mal nicht mehr sein sollte. Ich möchte so lange in dieser Branche bleiben, wie ich kann. Es ist einfach ein absoluter Traum und es ist das Schönste, was ich mir vorstellen kann.

S: Fühle ich. Ich liebe meine Arbeit als Sozialarbeiterin, aber gleichzeitig habe ich…das Bloggen war die ganze Zeit schon mit drin, aber es war nie so groß. Jetzt habe ich den Videoschnitt bei Vincent Fallow und bei Franci Friede mach ich noch was. Es macht einfach schon sehr viel Spaß und ich liebe das Medienzeug ein bisschen.
Das mit dem Respekt fand ich gerade sehr witzig, also das mit den älteren Personen oder die, die schon länger dabei sind. Es gibt die Hörspiele „Wayne McLair“ von Paul Burghardt und er hat mal erzählt, wie Klaus-Dieter Klebsch für „Wayne McLair“ aufgenommen wurde und wie krass das für ihn war. Jedes Mal, wenn ich Klaus-Dieter Klebsch jetzt höre, denke ich an „Wayne McLair“ und Paul. Und dann kamst du auch gerade genau mit so etwas mit länger dabei sein und mehr Respekt und weniger Späße quasi und ich musste direkt wieder an Paul und Klaus-Dieter Klebsch denken. Aber ich kenne solche Situationen auch selbst von Suehören. Die Leute sind super lieb, aber ich hab halt auch Hammer Respekt davor, was sie alle tun. Selbst bei Vince und dir, dass ich so denk „Okay cool und ich darf mit euch zusammenarbeiten“ (lacht).

TMS: Eine Sache, die mir sehr schnell klar geworden ist, wenn man dann mal länger dabei ist und mehr Leute kennenlernt, dass halt auch immer generell gesagt wird „Das sind alles auch nur Menschen“. Und ja! Das sind auch alles nur Menschen.
Das ist so witzig, wenn man länger mal mit Leuten zu tun hat und man hinter Fassaden schauen kann. Es sind alles Menschen, die sind in keiner Art und Weise höher gestellt. Die sind auch einfach alle mit ihren eigenen Macken und liebevollen Seiten und sind alle auf ihre eigene Art und Weise weirde Menschen (lacht). 

S: Definitiv. Hast du denn einen Tipp für alle Synchronanfänger*innen da draußen, die jetzt vielleicht professioneller sprechen möchten? Vielleicht nicht hauptberuflich, weil das ganze ja sehr hart sein kann, aber zumindest vielleicht nebenberuflich mehr sprechen wollen. Gibt es da etwas, was dir am Anfang geholfen hat oder was du jetzt weitergeben wollen würdest?

TMS: Also, das fiese ist einfach das die Zukunft aktuell sehr in der Wage hängt und viele davon überzeugt sind, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis der Job ausgestorben ist. Das ist so die aktuelle Zukunftsversion.
Die Zukunft ist halt auch unglaublich spannend. Also wenn man sich den ganzen KI-Kram anguckt, wie unglaublich schnell sich im letzten Jahr bildgenerierte KI, videogenerierte KI, ChatGPT wie schnell sich das entwickelt. Wir können gespannt sein darauf, was nächstes Jahr passieren wird.
Ich sage jetzt mal allen die gerne in diese Richtung rein wollen, setzt euch mit den Sachen auseinander, was ihr erstmal auf eurer Ebene am ehesten tun könnt. Es gibt so ein paar Checklisten Dinger, die ihr erfüllen sollt, damit ihr in der Branche überhaupt sprechen dürft. In der ihr ernstgenommen werdet.
Einer der ersten Sachen ist leider eine saubere deutliche Aussprache mit gutem Hochdeutsch. Selbst wenn ihr von Natur aus irgendeinen Dialekt habt, die Möglichkeit zu haben sofort ins Hochdeutsche zu switchen und eine deutliche Aussprache zu haben, ist leider vorgegeben. Das braucht man. Und ihr müsst natürlich irgendwie gucken, dass ihr an eurem Schauspiel arbeitet. Was viele Quereinsteiger gemacht haben ist halt Fandubbing, wobei das am besten ist, wenn ihr es nur für euch macht und nicht irgendwo öffentlich hochladet, sondern es einfach aus Spaß an der Sache für euch macht. Das hab ich auch schon mit 16 gemacht, weil es Spaß gemacht hat. Ansonsten ich habe mehrere Jahre Horrorgeschichten, Creepypasta Videos gemacht und regelmäßgi an meiner Stimme gearbeitet, in dem ich diese Geschichten vorgelesen habe. Einerseits ist es gut, weil man sich regelmäßig mit seiner Stimme auseinandersetzt, andererseits brauchst du trotzdem jemand, der einem sagt, was denn jetzt gut oder schlecht, du musst halt aktiv an etwas arbeiten und versuchen dich zu verbessern. Und sich etwas zu nehmen, wo ihr an eurer Stimme arbeiten könnt, wo ihr Spaß dran haben könnt und das einfach aus Leidenschaft zu machen und gleichzeitig nebenbei versuchen sich weiterzubilden oder zu gucken, wie kann ich etwas verbessern oder wie kann ich mehr in eine Emotion rein oder wie kann ich von einer Erzählerstimme in eine Dialogstimme umspringen und wie kann ich Charaktere unterschiedlich anlegen. Und das alles zu lernen, in dem man sich umguckt und Workshops macht, das halte ich für eine gute Sache.
Und ansonsten ist der beste Weg für alle, also eine der ersten Antworten, die ich mir auf diese Frage vorstellen könnte, wäre „Mach eine Schauspielausbildung“ oder andere im Interview haben direkt gesagt „Mach es nicht. Hat keine Zukunft.“
Das sind die einzigen zwei Antworten, die ich mir gerade einfallen lassen könnte von den anderen (lacht). Gab es eine andere Antwort am Anfang? So das Allererste, was gesagt wurde?

S: Tatsächlich hat KEINER gesagt „Mach es nicht“. Das Einzige, was passiert ist bzw. ich weiß grade nicht, ob es im Interview war, aber ich weiß das die Friede generell diese Grundhaltung hat, dass sie sagt „Geh an eine Schauspielausbildung, aber geh an eine RICHTIGE Schauspielschule und nicht an diese eine“. Das war so ihre Antwort unter anderem. 

TMS: Ich meine aber auch, dass die, die gemeint ist, keine Schauspielschule ist. Das ist eine, weiß nicht, da gibt es ja alles. Das ist ja nicht nur konzentriert auf Schauspiel. 

S: Ja, auch Synchron und so etwas. Eine Kollegin hat mich, nachdem ich angefangen habe zu arbeiten, auch mal nach Hörbuch sprechen gefragt und wie sie es am besten macht, weil sie ja „diese Werbung für eine Sprecherausbildung gesehen hat“. Und sie hat mir nicht mal gesagt, wofür die Werbung war und ich war so „Ja nee, das machst du bitte nicht“. Du suchst dir einen Workshop oder so was und fängst lieber so an. Aber nicht diese Werbung verfolgen. 

TMS: Da fällt mir eine Sache noch ein, die hab ich auch mal mitgenommen, als ich mich generell um Gesangssachen umgesehen hatte. Es gibt generell immer so eine Voraussetzung, woran du dich orientieren kannst, wenn du mit jemandem, wenn du von jemandem unterrichtet werden möchtest.
Das erste ist „Kann dir die Person, die dir was beibringen will, kann die das selbst?“. Die zweite Sache ist „Hat diese Person Leute ausgebildet, die erfolgreich das umsetzen können, was die Person halt auch kann, und sind die etabliert in der Branche“. Wenn diese Sachen nicht mit Ja beantwortet werden können, solltest du es vielleicht nicht tun.

S: ich muss halt auch immer schmunzeln, wenn ich bei jemandem auf der Webseite lese „Kurse bei“ und dann kommen so andere Synchronsprechende und ich bin so „Kenn ich, kenn ich. Cool, dass du bei der Person einen Workshop gemacht hast“. Das ist immer wieder passiert im letzten Jahr.
Es ist auch nicht so, dass ich nicht schon die Namen gegoogelt haben, die da als Coach oder Workshopleiter*in standen, was sie um diese Synchronworkshops drumherum machen. Einige machen auch Coachings zu Selbst- und Fremdwahrnehmung oder Führungskräftetraining. Einfach nur zur Persönlichkeitsentwicklung oder so und ich würde das als sinnvoll erachten bei mir mit meinem ADHS, einfach nochmal so ein paar Kurse zu machen und dann sind es Sprecher*innen, die lange schon mit Rollen zu tun haben, Weiterbildungen in die Richtung gemacht haben und sich deswegen gut mit Persönlichkeit auskennen und das geben sie weiter. 

TMS: Aber ich wollte die Stimmung jetzt nicht mies machen mit dem Gedanken daran an „Mach es nicht“. Was ich eher als wichtig erachte, eine Sache, ich beibehalten möchte und die ich jedem ans Herz legen möchte ist, dass Kreativität nicht aussterben darf und menschlich bleiben muss. Wenn im medizinischen Bereich durch KI Leuten das Leben gerettet werden kann of course. KI kann auch ein Werkzeug sein, was einem helfen kann. Aber per Knopfdruck Bilder oder Lieder erschaffen…
Und eben halt auch einfach nur Stimmen zu klauen und damit alles generieren zu lassen, ich glaube nicht, dass das der Weg ist. Ich wünsche es mir auch nicht.

S: Definitiv nicht. Ich finde ChatGPT auch ganz cool für…es gibt Reiseblogger, die Vlogs auf YouTube posten und die suchen sich dann noch Infos über irgendeinen Touristenpunkt, an dem sie waren, und machen das dann über die KI, das sie die Infos dafür kriegen und werfen das als Infobox unten ins Video, damit man mehr darüber weiß. Völlig okay, ich finde es auch gut, was KI alles für Menschen mit Behinderung machen kann oder Menschen mit Seheinschränkung. Da kann KI auch sehr gut helfen. Aber alles was irgendwie Kreativität oder kreative Berufe ersetzen soll, sehe ich sehr kritisch. Und so hart es auch ist Geschichten zu schreiben und so, ich möchte es halt auch nicht aufhören, alleine weil ein Buch, was von einer schreibenden Person ist, ist in meinen Augen immer besser als von einer KI.

TMS: Das ist ja das, was ich vorhin außerhalb des Interviews schon meinte, du schlüpfst ja in den Kopf der Person, die es geschrieben hat, sobald du etwas liest. Und wenn eine KI einfach nur etwas geschrieben hat, dann schlüpfst du in den Kopf einer KI…I dont know.

S: Das ist in der Buchbranche auch voll der Wandel. Früher war es ganz oft bei Liebesgeschichten, dass sie sich treffen, dann gibt es Stress und sie trennen sich, dann versöhnen sie sich wieder und das Buch ist fertig. Und heutzutage kommen auch ganz viele Themen dazu, weil die Schreibenden selbst mit Depressionen zu tun haben oder anderen wichtigen Themen, LGBTQ und ähnliches und lassen das in die Geschichten einfließen und ich liebe es, weil es Geschichten realer macht und ich glaube, dass KI das gar nicht so gut kann.
Ich finde nicht, dass du schlechte Stimmung gemacht hast. Es war für mich mehr ein Wink mit dem Zaunpfahl mit „Überlegt es euch gut und guckt, ob ihr das wirklich wollt und dann holt euch entsprechende Werkzeuge“.
Ich finds amüsant mit dem Switchen, was du zum Thema Aussprache meintest. Ich hab das schon gesehen bei Sprechenden, die beispielsweise in „Rosenheim-Cops“-Folgen drin waren und später sprechen sie ein Hörbuch und das war super klar ohne bayrischen Dialekt. Das hatte ich bei Louis Friedemann Thiele so, den ich 2011 in einer Erstausstrahlung einer „Rosenheim-Cops“-Folge gesehen habe. So lange kenne ich ihn quasi schon, auch wenn es mir da nicht bewusst war, wer er ist. Und ich muss mich beim Gucken besagter Folge immer sehr konzentrieren seine Stimme rauszuhören vom dort gesprochenen Bayrisch auf die Stimme, die ich heute von seinen Hörbüchern kenne. Aber das hat auch Paul mal erzählt zu Thomas Nero Wolf, der unter anderem Wolverine synchronisiert und er hat wohl einen ziemlich heftigen Berliner Dialekt und war dann für ein Projekt von Paul im Studio. Sobald die Aufnahme lief, war er im Hochdeutschen und es war super klar und dann in der Pause war der Dialekt wieder da (lacht). 

Eine Sache musst du jetzt gleich noch machen. Ich habe zusammen mit meiner Instagram-Community ein This or That gemacht. Du kannst entweder nur mit dem einen Wort antworten für das du dich entscheidest, du darfst aber auch ein, zwei, fünf Sätze dazu sagen, wenn du es für nötig erachtest, warum du dich gerade für X oder Y entschieden hast.
Hörspiel oder Hörbuch in der Aufnahme?

TMS: Hörspiel. Weil man mehr im Dialog ist.

S: Kaffee oder Tee?

TMS: Tee, weil ich Kaffee meiden sollte.

S: Im Synchron Serie oder Film machen?

TMS: Film.

S: Pizza oder Pommes?

TMS: Pizza. Pommes…was ist das denn? Auf Pizza passt so viel mehr cooler Shit drauf.

S: Ohne Scheiß, das hat diese Woche schon mal jemand im Interview zu mir gesagt (lacht).
Lange Aufnahme über mehrere Stunden oder kurze Aufnahme über mehrere Tage? Möchtest du lieber mehrmals ins Studio rennen und kurze Aufnahmen haben oder eine lange Aufnahme haben und dann hast du ein Projekt hinter dir?

TMS: Kurze. Weil ich nach drei Stunden dann fängt die Qualität an abzunehmen.

S: Das kenne ich von Franci. Die hat ähnliches gesagt und die hat auch ADHS.

TMS: Nicht nur deswegen. Generell. Egal wer dir was erzählt, wenn du über drei Stunden da stehst, trotz Pausen, ist irgendwann alles vorbei. 

S: Sommer oder Winter?

TMS: Winter, weil man kann sich dann einkuscheln und warm kuscheln. Aber im Sommer kannst du dich nicht mehr abkühlen…

S: Du kannst immer mehr anziehen, aber nicht mehr ausziehen.
Animesynchron oder Realsynchron?

TMS: Ahhhh, gemein. 

S: Ich durfte mir schon häufiger anhören, dass ich fies bin.

TMS: Ahhhhhhrgh…Realsynchron.

S: Ich wollte grade sagen, du könntest dich auch für beides entscheiden (lacht).

TMS: Realsynchro…es hängt halt auch immer eigentlich vom Projekt selbst ab. Real kann ich…es gibt im Anime zu viele Fallen, in die man reintappen kann. Im Real hast du viel mehr direkten Körper, den du sehen kannst.

S: Home Studio oder Tonstudio?

TMS: Toooonstudio.

S: Wenn du selber guckst, O-Ton oder Synchro?

TMS: Synchro und wenn sie mir nicht gefällt, O-Ton. Dann switch ich.

S: Okay, ich kenne Sprechende, die von vornherein sagen, dass sie nur noch O-Ton gucken, weil die in den synchronisierten Figuren ihre Kolleg*innen sehen.

TMS: Wenn es gut ist, denk ich da gar nicht dran. Aber oftmals bin ich zu penibel geworden, zu picky in vielerlei Hinsicht, dass ich zu oft rausgerissen werde und ins Englische gehe. Gerade im Videospielbereich, weil das einer der schwierigsten Projekte ist, um Aufnahmen gut hinzubekommen. Da steckt so viel Organisation hinter, die von der Kundenseite geliefert werden muss und die nicht da ist. Auf kein spezielles Projekt jetzt bezogen. 

S: Das war jetzt generell, ja. Die eine Person, bei der ich das regelmäßig höre, die sagt halt auch immer, wenn die Labiale nicht passen, haut es sie raus. Es ist immer ihr Go To-Beispiel, warum sie es nicht gucken kann.

TMS: Ich würd hier kurz ausschweifen, wenn ich darf. Auf welche Bücher ich sehr stolz bin, sind „I woke up at Vampire“, auf Deutsch als „Ich bin als Vampir aufgewacht“ oder so. Ist bei Netflix draußen, ist so eine Teenieserie und geht um ein Mädel, die als Halbvampir aufwacht und diese Bücher zu schreiben hat so Spaß gemacht und ich hab so krass auf Labiale geachtet und die hab ich auf Deutsch angefangen zu gucken, ich kenn sie ja komplett auf Englisch und war am Anfang „oh man, leider finde ich die Hauptstimme zu alt zum Original. Ein paar Stimmen weichen sehr ab“. Aber sobald ich die erste Folge durch hatte und die zweite angefangen habe, hatte ich mich dran gewöhnt. Und ich finde, dass das echt gut geworden ist und da sind Leute drin, die ich seit Jahren nicht gehört habe. Und wenn du ein Buch geschrieben hast und hörst diese Leute deine Texte sprechen. Das ist eines der Projekte, auf die ich wirklich stolz bin.

S: Kann ich mir vorstellen. Ich glaube es ist auch super crazy…In meinem Kopf wird es am liebsten irgendwann auch Hörbücher zu meinen Büchern geben und teilweise lese ich mir die Sachen auch laut vor, um die Sätze gut klingen und so. Und dann aber zu wissen, das eventuell irgendwann jemand wie Vince oder du oder die Friede einfach diese Texte einlesen wird. Allein dieser Gedanke ist schon crazy.
Eine Sache haben wir noch. Serie oder Film gucken?

TMS: Ich guck zwar viele Serien, aber tatsächlich finde ich viele Filme besser. Filme. Weil Filme oftmals mehr Zeit lassen und einzelne Szenen ausklingen lassen und in Serien ist immer alles sehr viel. 

 

Das war es schon mit Toni Michael Sattler und unserem Interview. Die Social Links von Toni findet ihr oben, falls ihr jetzt neugierig geworden seid. Wir lesen uns in diesem Format dann wieder nächste Woche! 

Habt eine schöne Zeit!
Eure Sue

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