Guden!
Und schon geht es weiter mit Lisa Cardinale. Lisa habe ich auch auf der NiConvention 2023 kennengelernt und seitdem mehrfach auf Veranstaltungen gesehen. Sie war eine der Personen wegen der ich spontan doch auf die Dokomi in Düsseldorf gegangen bin xD
Lisa Cardinale ist Hörbuch-, Synchron- und Gamesprecherin, sowie Podcastmoderatorin.
Schon in der Kindheit hat Lisa ihren ersten Werbespot gesprochen. Doch bis sie sich komplett dem Sprechen zuwandte, sollte es bis 2018 dauern. Seitdem kann man sie regelmäßig in verschiedensten Produktionen hören. Dazu zählen beispielsweise Salamandine in „Cross Ange“, Wiene in „Danmachi“ und Conduit im Spiel „Apex Legends“.
Lisa findet ihr hier –> Webseite Instagram
S: Du darfst jetzt erstmal eine Aufgabe erfüllen und dich in 3 Sätzen vorstellen. Es dürfen a) sehr verschachtelte Sätze sein und b) ist die Zahl, um Menschen zu begrenzen, die sich sonst nicht so gut zusammenfassen können.
LC: Und wenn ich nur zwei Sätze brauche? Ich weiß gar nicht, was ich über mich erzählen soll.
S: Das ist auch okay. Es gab auch Menschen, die alles in die ersten Sätze packen wollten und dann fehlten ihnen Infos für den 3. Satz. Du bist nicht allein.
LC: Ich heiße Lisa Cardinale, komme aus der Nähe von Düsseldorf und bin Hörbuch, Synchron- und Gamesprecherin. Das sind so meine Hauptdinge.
S: Ja, deine Liste ist etwas länger, wenn man alle Bereiche aufzählt, habe ich heute festgestellt. Weil du gefühlt in jedem Bereich drin bist.
LC: Aber ich mache sehr wenige Erklärfilme (grinst). Ich mache fast alles außer Erklärfilme…(überlegt) doch ich hab schon mal einen Erklärfilm gemacht. Telefonansage…Notfallansagen…ich habe so ziemlich alles gemacht.
S: Wie sieht denn für dich der ideale Tag als Sprecherin aus?
LC: Der ideale Tag? Auf jeden Fall keinen Termin vor 10 Uhr (lacht). Also schön entspannt in den Tag starten auf jeden Fall. Dann mach ich ein wenig Papierkram, E-Mails beantworten. Und dann geht es idealerweise in ein Tonstudio. Und dann vielleicht noch etwas zuhause aufnehmen. Über Schalte oder so. Ich glaube, das ist eine schöne Mischung.
S: Klingt nach einem guten Arbeitstag. Bist du denn noch vor Aufnahmen noch aufgeregt oder gehst du nach all der Zeit, die du jetzt sprichst, locker an die Sache heran?
LC: Wesentlich lockerer als früher. Es gibt immer noch Momente…ich würde nicht sagen so richtig nervös nervös, aber es gibt schon noch Momente, wenn es ein neues Studio ist, guck ich erst mal wie die Leute so drauf sind. Wie die viben. Oder wenn es ein krasses Projekt ist und ich denke „Hier musst du liefern“, dann bin ich schon nervös vorher. Aber nicht mehr so krass wie am Anfang. Ich hab schon eine relativ gute Sicherheit und fühl mich vor allem wohl am Mikro und im Tonstudio. Deshalb geht das mittlerweile.
S: Das ist schon mal gut, wenn man sich wohlfühlt. Das ist schon wichtig. Du musst ja relativ ruhig stehen beim Sprechen, weil man hört ja fast alles. Aber wie viel bewegst du dich beim Sprechen und gibt es etwas, was dir regelmäßig die Takes versaut?
LC: Regelmäßig nicht, aber ich bin schon eine bewegte Person. Gerade in meiner Kabine, die ist nicht so riesig, wenn ich wild und groß gestikuliere habe ich schon voll gegen das Mikrofon oder gegen den Popschutz geschlagen. Es gibt ein Tonstudio, da knarzt der Boden ein bisschen an einer Stelle. Und ich erinner mich noch an eine Aufnahme eines Hörspiels. Da ging es um eine richtig eklige Szene und da war ich so hibbelig und bin von einem auf das andere Bein gewippt. Und wurde mehrfach darauf aufmerksam gemacht, dass die Geräusche des Bodens mit drauf sind. Ich geh auch viel über meine Körperhaltung in die Emotionen. Aber ich habs besser im Griff.
S: Mein Highlight ist, dass man bei einer Sprecherin, weil sie sehr von der Szene ergriffen war und angefangen hat mit ihrer Figur mit zu weinen, die Tränen, die auf das Textbuch gefallen sind, gehört hat. Sie haben dann alle Takes, zehn Stück oder so, nochmal aufnehmen müssen.
LC: Oh mein Gott! Dann war sie aber ja richtig drin!
S: Ja (lacht). Aber diese Holzboden fügt sich da perfekt mit ein.
LC: Das muss ich noch erzählen. Ich mach ja immer noch Cheerleading und es gab einen Film, wo ich eine Cheerleaderin gespielt bzw gesprochen habe. Und dann gab es diese klassische Szene an der Sideline und ich hab wirklich die ganze Zeit mitgeklatscht oder mit den Händen auf die Oberschenkel gehauen. Ich war so „Es tut mir sooo leid, ich weiß, dass ich das nicht machen darf, aber es ist so in meinem Muskelgedächtnis drin“. Aber ich habe es dann irgendwann hinbekommen (lacht).
S: Das ist natürlich ein bisschen schwierig. Du warst ja lange Teil des Hörtalks, einem Forum für Hörspielinteressierte. Wie bist du denn darauf gekommen?
LC: Ich bin durch einen Kumpel darauf aufmerksam geworden, da der mir davon erzählt hat von diesem Forum, in dem Hobbymäßig Hörspiele produziert werden. Und dann hab ich das ausprobiert. So bin ich generell zum Sprechen gekommen.
Ich finde das einen ganz ganz tollen Space, um sich die ersten Schritte zu gehen und sich mal auszuprobieren, Erfahrungen zu sammeln. Und auch für Leute, die schreiben oder ein bisschen schneiden/Sounddesign machen wollen. Da ist ja der komplette Prozess dabei.
S: Du bist übrigens die dritte Person, in meinen Interviews, die zum Hörtalk gehörte (grinst). Von Vincent findet man dort Produktionen und von Marie Burghardt. Ich liebs einfach. Es ist großartig (lacht).
Du hast in der Vergangenheit sehr viele Workshops gemacht. Ist das eine Sache, die du jeder Person ans Herz legen würdest, die anfangen möchte professioneller zu sprechen, die keine Schauspielausbildung oder eine vergleichbare Ausbildung hat?
LC: Ich glaube gerade, wenn du keine Schauspielausbildung hast, ist es nicht verkehrt sich weiterzubilden und Input zu bekommen, von Leuten die das schon lange machen. Ja.
Ob es unbedingt DER Weg sein muss, den ich jetzt gegangen bin, lass ich mal so dahingestellt. Jeder bringt ja auch ganz unterschiedliche Sachen mit und braucht dementsprechend was anderes. Ich bin immer Fan davon ganz viel mitzunehmen. Ich mag es viele Workshops zu besuchen, weil ich da viel lerne und manchmal auch lerne, was ich NICHT machen möchte. Und man lernt ganz viele Menschen kennen, mit denen man sich austauschen kann und teilweise sind da richtig tolle Wegbegleiter fürs Leben dabei.
S: Machst du auch noch welche? Ich hab da nur Infos aus der Vergangenheit gefunden.
LC: Aktuell bin ich für nichts angemeldet, aber auch da gibt es noch ein, zwei Sachen, die mich interessieren, wo ich mehr in die Tiefe gehen will oder eine andere Sichtweise möchte…ja. Aber ich bin noch im Einzeltraining. Das hatte ich gerade nicht so als Workshop, weil das eher in der Gruppe ist.
S: Aber Coaching ist auch wichtig.
LC: Deshalb immer das, was man meint, was man gerade braucht. Entweder wird gerade ein klassischer Workshop angeboten oder es gibt eine Person, bei der man sagt „Das finde ich gut, was sie macht“. Und einfach mal anfragen, ob die Person Unterricht gibt und ob man sich zusammensetzen kann. Find ich richtig gut.
S: Ich habe tatsächlich erst durch das Teilen von Einzelcoachings kapiert, dass eine meiner liebsten YouTube-Personen, die inzwischen Synchronsprecherin ist, auch Hörbücher einliest. Ich hatte sie nur als Synchronsprecherin auf dem Schirm und dann seh ich plötzlich die Instagram-Stories der Einzelcoachings.
LC: Ich weiß, wen du meinst (lacht).
S: Gibt es ein Projekt, das dir besonders in Erinnerung geblieben ist? Und wenn ja, welches?
LC: Das ist eine sehr, sehr schwierige Frage, wie ich finde. Ich hab jetzt nicht das eine Projekt, aber es gibt, glaube ich, viele Dinge zu erzählen. Viele Dinge, die mir positiv, wie auch negativ in Erinnerung geblieben sind. Das ist bei mir oft abschnittsweise. Am Anfang ist natürlich alles noch „Wow, oh mein Gott“ gewesen. Jetzt habe ich diese Momente auch noch, aber auf einer anderen Ebene. Deshalb habe ich nicht diese eine Sache, glaube ich (überlegt).
Von Workshops, da hatte ich einen Moment, der war so „Wow, oh mein Gott“, weil eines meiner Synchronidole in der Regie saß und ich die Stimme die ganze Zeit gehört hab und ich musste mich so auf mich konzentrieren, um meinen Job zu machen und nicht immer so ins Schwärmen zu verfallen.
S: Fühle ich (lacht).
LC: Und die Person vorher zu sehen und so nach dem Motto „Oh mein Gott, er*sie ist hier“. Jetzt versuche ich immer etwas entspannter zu sein und nicht ganz das krasse Fangirl raushängen zu lassen.
S: Die Probleme kenne ich, aber das funktioniert manchmal einfach nicht (grinst).
LC: Bei mir auch nicht.
S: Du bist, neben Hörbüchern und Synchronisationen, unter anderem auch bei einem Podcast dabei, der sich um Mordfälle aus dem Raum Fulda, der Rhön und Osthessen befasst und jetzt auch mit Mordfällen aus NRW. Wie kamst du zu „Mörderische Heimat?“
LC: Durch einen anderen Podcast. Also ich habe den Zeno Diegelmann in einem anderen Podcast-Projekt kennengelernt, bei denen ich die Off-Stimme gesprochen habe. Das war „Die rote Bar“. Das sind zwei Freunde, Matts und Zeno, die hatten in jeder Folge ein individuelles Intro ala Harald Schmidt. Und das hatte sich irgendwann aufgelöst und Zeno hat mich angeschrieben und mir von seinem neuen Projekt mit True Crime erzählt und mich gefragt, ob ich die Off-Stimme sein möchte. Und jetzt bin ich schon ganz schön lange dabei und habe jetzt den Job als Off-Stimme aufgeben müssen leider…aber dafür bin ich jetzt als Moderatorin dabei.
S: Finde ich gut. Gab es denn Momente, in denen du am liebsten alles hingeschmissen hättest und wenn es sie gab oder gibt, was tust du dann?
LC: In dem Moment, in dem ich mich so fühle, fühle ich mich erstmal verzweifelt und schlecht und denke ich hänge das Mikrofon an den Nagel. Das ist zum Glück, aber schon lange nicht mehr vorgekommen. Das war eher in der Anfangszeit. Ich erinner mich noch an ein Synchroncasting. Sagen wir mal so, der Regisseur und ich haben nicht so miteinander gevibed, es war mein erstes Casting in einem Synchronstudio. Das hat dann ziemlich gedauert und der Regisseur wurde immer ungeduldiger und lauter. Aber dann durchziehen! Und hab versucht zu atmen und versucht mich nicht so in die negative Stimmung ziehen zu lassen. Ich bin dann auch durchgekommen. Aber sowas nagt an mir. Dann gab es dieses eine Hörbuch, wo es viele schlechte Rezensionen gab. Du hast zehn positive Dinge da stehen und eine negative. Das zieht dann schon mal runter. Aber mittlerweile sehe ich das etwas entspannter. Manche Menschen sind da echt…was die da hinschreiben! Die sind da echt beleidigend, wo ich dann denke „Es hilft grad keinem, was du hier schreibst“…
S: Ich bin seit 11 Jahren Bloggerin und habe gefühlt sämtliche Arten von Rezensionen gelesen. Aber genau deswegen tue ich das, was ich so tue, und schreibe dann auch Hörbuchrezensionen aus gutem Grund.
LC: Ja! Und es ist auch okay, manchmal steht da etwas dabei, was ich als Feedback gut annehmen kann. So nach dem Motto „Es muss dir nicht gefallen, aber wenn du es irgendwie benennen kannst, dann kann ich das für mich aufnehmen und hinterfragen.“ Das ist dann konstruktiv und nicht „Oh mein Gott, diese Stimme geht mir so auf die Nerven. Ich kann nicht zuhören“.
S: Bringt auch einfach nix. Gibt es denn eine Serie, einen Anime oder eine Filmreihe oder ähnliches, in der du unbedingt mal mitsprechen möchtest?
LC: Also ich hätte mal richtig Bock so eine richtig fiese Disney-Bösewichtin zu sein. Ich fühl mich ein bisschen wie Ursula. Wenn ich die Wahl hätte lieber die Bösewichtin. Das Ding ist so viele Sachen sind inzwischen abgedreht. Da kann man nicht mehr irgendwie…Aber ansonsten fände ich es echt cool mal eine Schauspielerin zu haben, die ich ein bisschen begleiten kann – verschiedene Rollen von ihr zu sprechen. So dass man ein bisschen zusammen wachsen kann und sich ein etwas ausprobieren kann. Wenn man eine Schauspielerin besser kennt, ist man mehr drin, finde ich.
S: Also quasi so etwas wie eine Feststimme. Selbst wenn es zeitlich begrenzt ist.
Es ist für mich als Sueschauerin auch immer ganz cool, wenn ich halt Stimmen immer wieder bei der gleichen Schauspielerin oder so höre. Auch wenn ich weiß, dass es nicht die Originalstimme ist, aber man identifiziert das trotzdem irgendwie damit.
LC: Voll. Ich muss auch sagen, dass es mir oft schwer fällt, wenn ein Schauspieler oder eine Schauspielerin plötzlich eine neue Stimme hat. Das bedeutet nicht, dass die neue Stimme schlecht ist. Absolut nicht! Aber an einige Stimmen bin ich nun mal 30 Jahre gewöhnt. Oder Schauspielerinnen, die grundsätzlich unterschiedliche Stimmen haben. Das verändert auch so sehr den Charakter.
S: Definitiv. Hast du denn einen Tipp für alle Synchronanfänger*innen da draußen, die professioneller sprechen möchten? Egal ob hauptberuflich oder nebenberuflich?
LC: Ja, nehmt Unterricht. Probiert euch zuhause aus. Nehmt gute Demos auf. Und dann ans Tonstudios schicken. Dran bleiben, es ist ein hartes Pflaster. Ellbogen nutzen viele, aber ich mags lieber wenn ,an sich gegenseitig unterstützt. Auch ich bin jetzt endlich in einem Synchronstudio drin, hat nur drei Jahre gedauert (lacht), bis ich endlich eingeladen wurde. Und wie gesagt, ich denke mit einer guten Ausbildung oder eben, wenn man gut Unterricht genommen hat und gute Demos aufgenommen hat – sich damit zu bewerben ist gut. (grinst).
S: Ja. Damit hast du den offiziellen Teil schon geschafft. Ich habe mit meiner Instagramcommunity ein „This or That“ entworfen. Und du musst dich jetzt für einen der beiden entscheiden. Du darfst immer auch ein, zwei Sätze zum Erklären hinterhergeben, aber du kannst auch nur mit dem Wort antworten.
Hörspiel oder Hörbuch aufnehmen?
LC: Hörspiel.
S: Kaffee oder Tee?
LC: Tee.
S: Synchronauftrag oder Lesungsauftrag/Liveveranstaltung
LC: Synchron. Synchron.
S: Pizza oder Pommes?
LC: Boah, es gibt leider sehr wenig gute Pizza, deshalb ist die Chance vielleicht eher eine gute Pommes zu kriegen wahrscheinlicher, deshalb nehme ich die Pommes, aber eine geile Pizza ist noch cooler.
S: Lange Aufnahme über mehrere Stunden oder kurze Aufnahme über mehrere Tage?
LC: Och, lange Aufnahme an einem Tag.
S: Sommer oder Winter.
LC: Frühling und Herbst.
S: Auch gut. Anime-Synchro oder Realseriensynchro?
LC: Wahrscheinlich krieg ich jetzt die Schelte von einigen, aber Realfilm.
S: Das ist völlig okay, hier wird niemand gescheltet oder es gibt Ärger mit meiner Bratpfanne.
LC: (lacht) Nicht die Mama.
S: Oder Rapunzel (lacht).
LC: Da merkt man, wer welche Generation ist (lacht). Oh mein Gott.
S: Homestudio oder Tonstudio?
LC: Tonstudio.
S: Wenn du selber liest Taschenbuch oder Hardcover?
LC: Whatsapp-Nachricht?! (grinst). Dann Taschenbuch eher.
S: Ich wurde mal gefragt, warum eBook nicht dabei ist. Aber ich konnte halt nur zwei Begriffe nehmen.
LC: Wenn ich privat lese, dann Taschenbuch. Weil eBook…Das Tablet hab ich den ganzen Tag vor der Nase. Das will ich nicht noch privat.
S: O-Ton oder Synchro beim Selber gucken?
LC: Synchrooo.
S: Und Serie oder Film gucken, wenn du dich für ein Medium entscheiden musst?
LC: Serie.
S: Damit sind wir fertig.
LC: Von der Serie habe ich irgendwie gefühlt mehr, finde ich. Dann denk ich immer so, dass ich mehr in die Charaktere und Story rein kann. Wenn es gut gemacht ist.
Das war es schon mit Lisa Cardinale und unserem Interview. Die Socials von Lisa findet ihr oben, falls ihr jetzt neugierig geworden seid. Wir lesen uns in diesem Format dann wieder in einer Wochen!
Habt eine schöne Zeit!
Eure Sue
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