Auf einem beigen Hintergrund sieht man zwei Polaroids. Links ist im Polaroid ein Portrait-Foto des Sprechers Louis Friedemann Thiele. Auf dem breiten unteren Rand des Polaroids steht sein Name. Das rechte Polaroid zeigt das Logo des Projekts. Das Logo zeigt auf einem dunkelgrünen Hintergrund einen Kopfhörer und den Schriftzug "Suehören" in Schreibschrift. Darunter steht in Druckschrift "Interview mit einer Stimme". Die Zeichnung und die Schrift sind weiß.

Suehören – Interview mit einer Stimme – Louis Friedemann Thiele

Guden!
Schon ist wieder der 2. Montag im Monat und damit gibt es pünktlich ein neues Interview. Diesmal mit Louis Friedemann Thiele. Er ist vermutlich einer der Sprechenden aus meinem Projekt, die ich am längsten kenne. Also kennen in Form von “ich habe ihn gesehen oder gehört”. Zum ersten Mal getroffen habe ich ihn erst vor zwei Wochen bei der Leipziger Buchmesse ^^

Louis Friedemann Thiele ist Schauspieler, Sprecher und Moderator.
Schon als Teenager stand er vor der Kamera, bis er für eine Schauspielausbildung nach L. A. zog. Nachdem er an der “American Academy of Dramatic Arts” seine Ausbildung beendet hatte, kehrte er wieder nach Deutschland zurück und arbeitete einige Jahre als Theaterschauspieler, bevor es ihn mehr vor die Kamera und das Mikro zog.
Seit mehr als 15 Jahren arbeitet er als Synchronsprecher in Film, Fernsehen und Anime und ist vielen als Connor aus “How to Get Away with Murder”, als Gendry aus “Game of Thrones” oder als Prince Charming aus “Once Upon a Time” bekannt. Außerdem durfte er 2019 und 2023 Cal Kestis in den “Star Wars: Jedi”-Spielen vertonen.
Im Hörbuchbereich findet man ihn vor allem in Romance- und Fantasy-Hörbüchern.

Louis findet ihr auch hier –>   Webseite   Instagram

 

S: Dann fangen wir mal an. Schließlich sagt man ja „Aller Anfang ist machen“.

LFT: Yes, let’s go.

S: Danke, dass du mitmachst. Ich hab mich sehr gefreut, als ihr alle zugesagt habt. Du darfst dich jetzt erstmal in 3 Sätzen vorstellen.

LFT: Mein Name ist Louis Thiele und ich bin professioneller Sprecher von Beruf. Ich mach Werbung, Hörbücher, Synchron, Station Voice, Imagefilm, alles, was man so als Sprecher machen kann. Ich liebe die Abwechslung an dem Beruf. Ich wohne in Köln, ich hab eine Familie und freu mich, dass wir uns heute unterhalten, Sue. Ich glaube, es waren 3 Sätze.

S: Ich zähl tatsächlich nicht mit, aber ich wollte Leute ein bisschen begrenzen, falls sie Angst haben, dass sie dann so ausarten.
Bei dir hat das ja relativ früh angefangen mit dem Business. Deine Familie ist bzw. war selbst künstlerisch tätig mit Schauspiel, Bildgestaltung, also Kamera, und Regie. Meinst du, dass dir das Schauspiel in die Wiege gelegt wurde?

LFT: Du hast deine Hausaufgaben gemacht, Sue (lacht). Schau, ich hab mich früher voll gewehrt dagegen und hab immer gedacht, dass sowas nicht passiert. Aber ich glaube mittlerweile, dass es schon so ist. Zumindest, wenn man aufwächst in so einem Umfeld.
Ich seh das jetzt eben an meinem Sohn, der ist zwei Jahre alt und der saugt alles auf. Was der sieht, was der mitbekommt. Man kann so gut lernen, wenn man jung ist und die Synapsen verbinden sich so schnell und saugen alles auf. Deswegen glaube ich schon, dass ich da viel mitbekommen habe. Und trotzdem war es nicht leicht. Also in die Wiege gelegt bekommen heißt, glaube ich nur, das man ein Talent bekommt oder eine Begabung hat und Begabung ist echt nicht alles, weil du auch rausfinden musst, wie du die Businessseite des Ganzen für dich klar bekommst. Und deswegen ja, ich glaube, so die Empathie und eine Begabung für Schauspielerei und Sprechen, die hab ich schon mitbekommen, aber ich musste ziemlich viel noch machen.
Man kann eine Tür öffnen oder geöffnet bekommen, aber durchgehen muss man immer selber.

S: Also die Motivation und Lust ist vielleicht schon da, aber man muss selber gucken, ob man das macht oder nicht.

LFT: Ja, auf jeden Fall.

S: Sieht man auch an einigen Kindern von Schauspielenden, die in Krimiserien die Söhne und Töchter der Kommissare sind und am Ende werden sie aber Ärztin oder so was.

LFT: Ey, total. Ich hab nach dem Abi erstmal BWL studiert, weil ich unbedingt irgendwas Bodenständiges machen wollte und die Schnauze voll hatte von so einem unbeständigen Leben und wollte das eigentlich überhaupt nicht. Aber dann hab ich es abgebrochen und wollte unbedingt mal am Meer leben. Und ich hab auch relativ früh angefangen zu drehen.
Mit 13 hab ich im Tatort mitgespielt und dann kamen noch so ein paar Fernsehspiele und Serien und so weiter. Die Kohle, die ich da verdient hab, hatte ich gespart und dann hab ich ein Stipendium bekommen an der „American Academy of Dramatic Arts“. Ich hab mich nie an einer deutschen Schauspielschule beworben, ich wollte immer nur weg. Ich hab gedacht „Jetzt komm, du bist jung und bekommst die Chance“.
Ich hab das BWL-Studium in München abgebrochen und bin in die USA. War keine überlegte Entscheidung, Sue. War eine krasse, impulsive Bauchentscheidung und ich hab es einfach durchgezogen.

S: Das ist so schön (lacht). Ich habe mir als dritte Frage tatsächlich was zu den USA überlegt. Ich hab sogar den Namen deiner Hochschule rausgesucht, weil du in irgendeinem Podcast mal meintest „Wow, es hat mal jemand den Namen rausgesucht. Das ist voll schön.“, also hab ich das auch gemacht. Und jetzt hast du es mir vorweg genommen (lacht).
Hast du dich denn direkt auf L.A. fokussiert, vielleicht auch wegen dem Surfen, oder warst du so „Hauptsache USA“?

LFT: Es hatte mehrere Gründe. Es war wegen dem Surfen, definitiv. Weil man eben am Pazifik ist und die Möglichkeit hat am Strand zu wohnen in einer Großstadt. Ein Kumpel von mir, der war ein bisschen älter und hatte Design studiert, der hat mir irgendwann erzählt, dass er jetzt nach Los Angeles geht und dort bei der Designschmiede von BMW anfängt. Die sitzen nicht in München, sondern der bayrische Automobilhersteller hat sein Designzentrum in den USA, in der Nähe von L.A. Und da meinte ich „Wie krass, geil. Mega“. Und dann hab ich irgendwie gedacht „Okay, was gibt es da für Schauspielschulen? Ich hab irgendwie auch Bock. Ich will auch nach L.A. Wir könnten da eine WG machen“ und so ist das eigentlich entstanden.
Ich hab dann ein bisschen recherchiert und hab, dadurch das meine Mutter einen amerikanischen Regisseur kannte, eine Schule empfohlen bekommen. Die hatten einen Korrespondenten in Amsterdam sitzen, d. h. ich musste für das Vorsprechen nicht extra in die USA fliegen, sondern konnte nach Amsterdam mit dem Zug. Ich hab das Vorsprechen da gemacht und ich wurde angenommen. Und dann war es einfach der Weg. Der Kumpel und ich hatten dann wirklich eine WG für ein halbes Jahr in Santa Monica in einer 2-Zimmer Wohnung. So kam das.

S: Das ist schon sehr cool.

LFT: Es ist eigentlich cool, wenn man das jetzt erzählt. Damals war es einfach…Ich hab gar nicht so drüber nachgedacht. Es war nicht so „Wuhu, krass“ und ich plan alles akribisch. Sonders es war impulsiv und ich war jung und ich hab gedacht „Komm, ich geh jetzt raus“.

S: Hat schon was (lacht). Mein größtes Abenteuer war mit fast 19 alleine nach Hamburg zu ziehen. Meine Familie hat früher in Hamburg gewohnt und ist im Sommer vor meiner Geburt nach Hessen gezogen. Ich bin das einzige von uns Kindern, die nicht in Hamburg oder Umgebung aufgewachsen ist. Und dann bin ich für drei Jahre für ein FSJ und eine Physiotherapie-Ausbildung nach Hamburg gezogen. Die Physio-Ausbildung hab ich aber schnell wieder abgebrochen und bin zurück zu meiner Mama gezogen.

LFT: Wie war es wieder zurückzuziehen? Also, wenn du davor drei Jahre irgendwie alleine schon gelebt hast.

S: Man könnte es sich super schlimm vorstellen wieder bei seiner Mutter einzuziehen. Aber es war ein bisschen wie eine Frauen-WG, weil das Kochen haben wir beispielsweise auch getrennt. Wir haben das Wohnzimmer und die Bäder zusammen genutzt, aber es sind auch zwei Stockwerke, d. h. ich hatte mein Zimmer und ein großes Bad für mich und sie war meist oben im Wohnzimmer und Küche und so. Dadurch war es wirklich fast wie eine WG mit einer etwas älteren Person.
Vor allem dank meiner ADHS ist es ja auch nicht ganz so leicht mit Finanzen und so. Während ich studiert habe drei Jahre lang, konnte ich aber zuhause wohnen und Lebensmittel wurden mit eingekauft, bei finanziellen Problemen bekam ich Unterstützung. Das war ganz gut als Sicherheit.
Ich hab dich 2011 in der Erstausstrahlung in einer Folge der „Rosenheim Cops“ gesehen. In der „Preis der Schönheit“.

LFT: Ja, logo (lacht). Ja klar.

S: Und deine letzte Schauspielrolle ist von 2018. Ist inzwischen ein bisschen her. Ist Schauspiel überhaupt noch für dich im Fokus oder konzentrierst du dich mehr aufs Sprechen?

LFT: Schauspiel ist nicht mehr im Fokus. Ich hab letztes Jahr noch eine Episodenhauptrolle in etwas ähnlichem wie den „Rosenheim Cops“ gehabt. Das nennt sich „Watzmann ermittelt“.
Das läuft immer so, die von der Produktion fragen bei deiner Agentur an und nennen den Drehzeitraum und fragen nach den Sperrterminen. Ich lass mir dann aber immer die Drehtage lieber nennen und versuche diese Tage frei zu machen, weil sprechen bei mir schon von montags bis freitags, mein Nine to Five Job ist. Und dann haben die das hinbekommen und wir haben an einem Samstag, einem Freitag und später nochmal an einem Samstag gedreht. Die konnten mir das zusichern. Es gibt natürlich immer die Möglichkeit, dass sich etwas verschiebt wegen dem Wetter zum Beispiel. Aber so geht das.
Ich bekomm immer mal wieder Anfragen, aber wenn man dann sagt, dass man bestimmte Sperrtermine hat, sind die immer ziemlich abgeneigt. Und deswegen…ich liebe das Sprechen total. Ich mach das fast jeden Tag. Es ist so abwechslungsreich und zielgerichtet. Deswegen finde ich das cool und Schauspielerei ist ziemlich aus meinem Fokus raus.

S: Das mit „Watzmann“ freut mich tatsächlich sehr. Ich bin so Eine, auch wenn man ZDF und ARD gerne als Oma-TV in meiner Generation bezeichnet und bei den Jüngeren, ich liebe halt diese ganzen Krimiserien und deswegen kenne ich auch „Rosenheim Cops“. Ich gucke die seit 2008 oder so fast jede Woche. Inzwischen übers Internet, aber ich guck sie immer noch relativ regelmäßig. Deswegen finde ich aber auch „Watzmann“ sehr gut (lacht).

LFT: Ja, es ist wirklich so. Viele junge Leute schauen kein Fernsehen mehr oder schauen RTLplus. Oder auf den Streaming-Plattformen.

S: Dafür guck ich die ganzen Shows bei RTL und Vox nicht. Ich bin einfach mehr in der Krimibubble drin.
Gab es denn Momente, in denen du am liebsten alles hingeschmissen hättest? Und wenn es sie gab oder noch gibt, was tust du dann?

LFT: Ich glaube ich bin kein Typ dafür alles aufzugeben, alles hinzuschmeißen. Das liegt nicht in meiner Natur.
Es gab und gibt viele Momente, in denen ich frustriert bin, in denen ich mich ärger, in denen ich traurig bin, Sachen nicht funktionieren, wie ich sie mir vorgestellt habe. Oft ist das der beste Motor, um neue Motivation zu bekommen, um Grenzen auszutesten, um Grenzen zu erweitern und aus der Komfortzone herauszugehen und schöne Dinge entstehen zu lassen. Ich war ja auch mal drei Jahre am Theater und ich war da total unglücklich. Es hat mir überhaupt nicht gefallen und dann bin ich von Essen nach Köln gezogen und stand hier mit nix. Hab auch gedacht „Okay krass. Was soll ich machen? Ich weiß nicht, wie es weitergeht“. Und da war ich schon eine Zeitlang schon so down…oder nicht down, ich war so orientierungslos. Und dachte „wohin?“.
Und ich hab wenn du so willst das Theater hingeschmissen, aber das hatte einfach den Grund, weil ich gedacht habe, ich will hier nicht in 10 Jahren sein und mich ständig beschweren, wie schlimm alles ist. Wenn ich es nicht gut finde und mich nicht hier wohl fühle, muss ich es halt ändern. Aber ich habe es geändert, ohne was Neues zu haben. Und das machen ja auch viele, dass sie sagen „Ich kann den Job erst wechseln, wenn ich einen neuen habe“. Ich hab einfach gedacht, ich zieh nach Köln.
Klar war ich noch jung. Aber ich finde sowieso die Zwanziger sind die Zeit, in der man viel ausprobieren kann und man kann scheitern und daraus lernen. Man kann rausfinden, was man mag und vor allem was man nicht mag.
Insofern, hinschmeißen ist eigentlich gut. Scheitern ist gut, weil es einen voran bringt. Ich finde das gehört zum Leben dazu. Das Eine kommt, das Andere geht. Das Leben ist ein ewiger Zyklus.

S: Ja, das trifft es ganz gut. Ich weiß, dass ihr wenig reguläre Arbeitstage habt. Aber wie sieht für dich denn der ideale Arbeitstag als Sprecher aus?

LFT: Der ideale Arbeitstag ist für mich, wenn ich mit Menschen arbeiten darf, die toll sind, die mich inspirieren. Mit denen ich gerne Zeit verbringen. Die einfach wunderbare Menschen sind, tolle Seelen und Herzen haben. Was ich dann mach, ob ich dann Hörbuch sprech oder Synchron mache, ist gar nicht so ausschlaggebend.
Gut, “Star Wars” ist so natürlich mein absolutes Herzensding und ich freue mich, wenn ich für Cal Kestis [Anmerkung: Figur aus Star Wars Jedi: Fallen Order] im Studio stehe, aber es sind so die Menschen, mit denen man zu tun hat, was mich auch begeistert und was für mich ideal ist.

S: Was musst du unbedingt dabei haben, wenn du für eine Hörbuchaufnahme ins Studio fährst?

LFT: Mein iPad und meinen Kopfhörer. Wasser gibt es meistens vor Ort. Auch einen Tee. Wenn ich Tee mit Honig will, nehm ich den auch mit.

S: Das mit den Kopfhörern fühle ich. Ich bin immer schon jemand, der in seiner Jackentasche immer In-Ear-Kopfhörer hatte. Aber ich habe sie nie unbedingt gebraucht. Und dann habe ich Over-Ear gekauft mit Bluetooth, dachte eigentlich, dass ich immer vergessen werde die Kopfhörer rechtzeitig zu laden. Aber seit ich in Bochum wohne, laufe ich nur noch mit denen rum. Die hängen inzwischen sogar an meiner Garderobe, sobald sie aufgeladen sind.

LFT: Ich mag meine Kopfhörer und ist vielleicht auch so eine Hygienesache, wenn man 5, 6 Stunden im Studio ist. Im Sommer wenn es heiß ist, fängt man an zu schwitzen oder so und die will ich dann nicht vollschwitzen für die nächste Kollegin oder den nächsten Kollegen.

S: Gibt es denn ein Buch, das du unbedingt einlesen wollen würdest? So ein Lieblingsbuch, darf auch schon erschienen sein, bei dem du vielleicht sagst, wenn es eine Neuaufnahme geben würde „Fragt bitte mich“.

LFT: Ich mach es kurz. „Oh, wie schön ist Panama“, weil ich das meinem Sohn vorlese und er es liebt. Und ich fänd es einfach mega geil, wenn ich das neu aufnehmen könnte. Und dann geh ich mit meinem Sohn in die Buchhandlung und wir kaufen die CD und er freut sich, dass sein Papa es ihm vorliest.

S: Die Geschichte ist schon echt schön. Ich hatte das als Kind auch zuhause (lacht).

LFT: Die Geschichte ist voll schön. Die Geschichte ist auch für Erwachsene schön und die Parabel aufs Leben ist großartig.

S: Jaaaa. Es gibt Sprecher*innen, die ihre Texte akribisch vorbereiten mit Anmerkungen, Farben und was es noch alles gibt. Andere lesen es einmal. Manche bereiten sich gar nicht vor und lesen es quasi erst im Studio. Zu welchem Team gehörst du?

LFT: Ich gehör zu Team „Einmal lesen und dann ins Studio“. Ich bin niemand, der sich jede Betonung aufschreiben muss. Ich schreibe mir auf welche Figur wo und wann redet oder wenn ich merke „Oh das ist ein super verschachtelter Satz, da muss ich auf etwas achten“. Aber ich bin auch immer jemand, der sich gerne nochmal neu inspirieren lässt und sich nicht zu krass festlegt. Ich hab auch gemerkt, wenn ich mich zu krass festlege und ich liege falsch und der Regisseur oder die Regisseurin sagt mir, dass ich etwas anders machen muss oder in einer emotionaleren Haltung, dann kann ich schnell umschwenken. Ich bin definitiv Team „Ich geh ins Studio und lass mich nochmal neu inspirieren“.

S: Das machst du auch sehr gut und es scheint zu funktionieren.

LFT: Das höre ich sehr gerne, Sue, danke (lacht). Ich sag nicht, dass eine akribische Vorbereitung schlecht ist. Aber es muss einfach funktionieren.

S: Nein, nein, nein. Absolut nicht. Andere Kollegen lesen es gar nicht vorher, aber es funktioniert ja trotzdem.

LFT: Ich sag dir ganz ehrlich, es gibt auch Bücher, wenn du eine Reihe machst oder du weißt, du kennst den Autor, die Autorin und du weißt in welche Richtung das geht, dann ist es manchmal auch so, dass ich das erste Kapitel lese, dann les ich quer und das letzte Kapitel und such mir wichtige Stationen raus. Bei mir funktioniert das, wenn man den Autor kennt, wenn man weiß, wie ist die Sprache und wo die Geschichte hingeht.

S: Aber von wegen, dass du das gerne hörst…Ich fühl mich ja manchmal fast schlecht, wenn ich, gerade Pia und dich, in den letzten vier Monaten oder so gefühlt einmal die Woche in Stories und Beiträgen verlinke (lacht). Auch wenn ich weiß, dass ihr euch darüber alle sehr freut.
Welche Momente liebst du denn am meisten am Sprecher sein?

LFT: Ich mag die emotionale Seite, dass mich Texte berühren. Ich mags mit meiner Stimme zu bewegen, das finde ich toll. Ich finds schön, dass man sich in Geschichten reinfühlt. Ich mag aber auch die Vielseitigkeit. Ich finde Werbung großartig, ich finde manchen Industriefilm auch geil, weil es auch eine Kunst ist sowas zu erzählen. Informationen zu vermitteln, dem ganzen eine Haltung drunter zu legen.
Ich mag die Vielseitigkeit und Abwechslung. Man kann so zielgerichtet arbeiten. Man geht ins Studio, das Mikro wird eingestellt und dann kannst du loslegen. Wenn ich drehe, ist das ein ganz anderes arbeiten. Bis man wirklich etwas dreht, bei einem Kinofilm vielleicht effektiv eine oder zwei Minuten des fertigen Films, ist das natürlich ein viel größeres Ganzes. Beim Sprechen kann man viel effizienter und zielgerichteter arbeiten. Und es sind einfach verdammt coole Menschen in dieser Welt unterwegs. Und das finde ich großartig.

S: Ja, definitiv. Tatsächlich wird „Suehören“ als Podcast weitergehen. Und dann nicht nur mit Sprechenden. Mit allen möglichen Menschen, die eine Leidenschaft haben. Dank dem Untertitel „Interview mit einer Stimme“ passt das ja auf sehr viele Menschen. Ich habe zum Beispiel auch einen Kumpel, der macht immer „Warhammer“, das mit den kleinen bemalten Figuren, und der könnte stundenlang über sein Hobby erzählen. Oder Buchbloggende. Nach zehn Jahren kennt man genug Blogger*innen, die auch Lust zu quatschen haben.
Was ist denn dein Ausgleich zum Sprechen, mal abgesehen von Surfen, weil die Antwort eh klar ist.

LFT: Ja, abgesehen vom Surfen. Die Antwort ist klar. Abgesehen davon ist es Sport und Familie. Und ganz ehrlich, Sue, mehr Zeit ist fast gar nicht. Es ist Freunde ein bisschen…es ist Sport, Familie und Freunde. Das ist mein Leben.

S: Jo, reicht (lacht). Wie viele Sportarten machst du so? Ich weiß vom Surfen und du machst quasi Fitness. Was man aus deinen Stories kennt, halt.

LFT: Es ist noch Skateboard und Snowboard fahren. Es ist „Calisthenics“, das ist so mit dem eigenen Körpergewicht. Geht so ein bisschen auch in eine Turnerrichtung. Früher hab ich das auch noch exzessiver gemacht. Ist viel am Reck und am Barren. Ich bin kein Jogger. Ich geh gerne schwimmen. Alles, was mit Wasser zu tun hat, finde ich gut. Alle Brettsportarten plus Calisthenics. Und jetzt geht es langsam los, dass mein Sohn alles nachmacht. Wir gehen klettern und sowas.

S: Hast du denn einen Tipp für alle Sprechanfänger*innen da draußen, egal ob sie hauptberuflich oder nebenberuflich sprechen wollen? Also etwas, was man am Anfang jemandem mitgeben könnte?

LFT: Ich finde über allem steht Leidenschaft und Disziplin. Wenn sich jemand ernsthaft für den Beruf interessiert, sollte er sich gut auskennen. Man sollte sich schon mit so ein paar Sprecherinnen und Sprechern beschäftigen, die man gut findet und sollte sich viel von denen anhören und herausfinden, warum man gut findet, wie die etwas machen. Im besten Fall kann man auch von denen lernen. Sachen nachmachen. Sich damit beschäftigen, wie was funktioniert. Man sollte sich viel ausprobieren. Im besten Fall besorgt man sich ein Mikro und probiert viel aus. Man sucht sich den Rat von Leuten, die sich damit beschäftigen und gut auskennen und die einem auch sagen können, wie man etwas besser macht. Man sollte sich aber auf jeden Fall an jemanden wenden, finde ich, der oder die schon wirklich gut in dem Beruf sind. Man sollte sich an niemanden wenden, der noch nie was gerissen hat in dem Beruf, aber sich auf die Fahne schreibt andere auszubilden. Ich lerne immer gern von Leuten, die schon da sind, wo ich gerne hinmöchte.
Disziplin ist wichtig, Leidenschaft ist wichtig. Ich glaube Empathie ist auch wichtig in diesem Beruf. Das sind meine Tipps.

S: Das klingt nach einem Plan, wenn man das alles ein bisschen beachtet.

LFT: Und Ego ausstellen und ehrlich zu sich selber sein. Wirklich genau hinhören und sagen „Okay, das war gut. Okay, das war schlecht“. Und wenn es schlecht ist, ist es kein Weltuntergang. Es ist die Chance besser zu werden. Nennen wir es Lernbereitschaft. Das kann manchmal bedeuten Ego ausschalten.

S: Manchmal fallen mir ein paar Leute auf, auch beim Bloggen, die…Franci Friede hat das so schön bezeichnet als „Nicht mit dem dicksten Bauchladen ins Studio rennen“. Manche sind manchmal sehr von sich selbst überzeugt.

LFT: Das ist oft ein Zeichen von Unsicherheit. Durch dein Ego versuchst du die Unsicherheit zu verdecken.

 

S: Du hast es schon geschafft. Eine Sachen müssen wir noch machen. Ich habe mit meiner Instagram-Community zusammen ein „This or That“ entwickelt. Du darfst entweder nur mit einem Wort antworten oder, wenn du das möchtest, auch noch ein, zwei Sätze als Erklärung dazu sagen.

LFT: Ich bin der Mann weniger Worte und ich will das unbedingt nur mit einem Wort machen, weil ich das geil finde. Ich liebe „This or That“ und das lebt davon. Da muss man nix erklären (lacht).

S: Hörspiel oder Hörbuch?

LFT: Hörbuch.

S: Kaffee oder Tee?

LFT: Kaffee.

S: Synchronauftrag oder Lesungsauftrag?

LFT: Synchron.

S: Pizza oder Pommes?

LFT: Pizza.

S: Lange Aufnahme über mehrere Stunden oder kurze Aufnahme über mehrere Tage?

LFT: Lange Aufnahme über mehrere Stunden.

S: Sommer oder Winter?

LFT: Sommer.

S: Animesynchro oder Realseriensynchro?

LFT: F*ck (seufzt). Das ist hart.

S: (lacht) Ihr sagt immer alle ich bin so süß. Aber ich kann auch hart sein.

LFT: Das ist echt hart. Realsynchro.

S: Home Studio oder Tonstudio?

LFT: Tonstudio.

S: Taschenbuch oder Hardcover fürs eigene Regal?

LFT: Hardcover.

S: O-Ton oder Synchro beim Selber gucken?

LFT: Oft beides. Aber Synchro. Definitiv.

S: Und wenn du dich zwischen einem der beiden Sachen entscheiden musst. Serie oder Film gucken?

LFT: Serie.

S: Und das war das letzte.

LFT: Das war okay. Aber Anime oder Real war schwer. Aber ich hab dann gedacht besser Real, weil ich es liebe von Menschen abzunehmen, wenn sie sprechen. Du kannst so viel mehr Virtuosität reinlegen in den technischen Aspekt des Synchrons. Und beim Anime ist die Lippenbewegung immer relativ gleich. Du kannst natürlich mehr Virtuosität oft in das Spiel reinlegen, weil Anime eben Genre ist und du krass übertreiben kannst. Aber um der technischen Seite des Synchrons zu huldigen, habe ich mich für Realsynchro entschieden.

S: Tja, bei der Frage hat sich eine Person auch schwer getan. Und Synchron- oder Lesungsauftrag hat auch einige vor Herausforderungen gestellt (lacht).

LFT: Lesungen ist auch cool, aber Synchron ist…ich mag es einfach mich einzusperren mit Regie, Cut und Ton und einfach diesen Beruf zu machen. Es ist cool zu Leuten Kontakt zu haben, vor einem Publikum zu lesen, aber nee…das war für mich klar.

S: Wie gesagt, du machst den ganzen Kram ja auch sehr gut und schon etwas länger.  

 

Das war es schon mit Louis Thiele und unserem Interview. Die Social Links von Louis findet ihr oben, falls ihr jetzt neugierig geworden seid. Wir lesen uns in diesem Format dann wieder in zwei Wochen! 

Habt eine schöne Zeit!
Eure Sue

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