Auf einem beigen Hintergrund sieht man zwei Polaroids. Das linke Polaroid zeigt ein Portrait-Foto der Sprecherin Kerstin Draeger. Auf dem breiten unteren Rand des Polaroids steht ihr Name. Rechts ist im Polaroid das Logo des Projekts. Das Logo zeigt auf einem dunkelgrünen Hintergrund einen Kopfhörer und den Schriftzug "Suehören" in Schreibschrift. Darunter steht in Druckschrift "Interview mit einer Stimme". Die Zeichnung und die Schrift sind weiß.

Suehören – Interview mit einer Stimme – Kerstin Draeger

Guden!
In meiner Kindheit habe ich stundenlang, während sich alle um mich rum nach dem Mittagessen zurückgezogen haben, „Reiterhof Dreililien“ gehört. In dem Hörspiel geht es um den namensgebenden Reiterhof und eine Gruppe von Jugendlichen und ich bin so gerne ihren Abenteuern gefolgt. Das ich 20 Jahre später dank einem Projekt mit einer der Sprecherinnen aus diesem Hörspiel ein Interview führen dürfte, hätte ich damals auf keinen Fall gedacht. Und selbst heute frage ich mich an manchen Tagen, ob das wirklich passiert ist ^^ Aber dieser Post und die Aufnahme auf meinem Computer sind wohl Beweis genug, dass ich mit Kerstin Draeger gesprochen habe xD

Kerstin Draeger ist Synchronschauspielerin, Hörspielsprecherin, Schauspielerin, Dialogregisseurin und Dialogbuchautorin.
Durch ihre Familie stand sie schon früh vor der Kamera und dem Mikro, so dass sie schon als Kind mit „Den Kindern vom Alstertal“ bekannt wurde. Über die Jahre hat sie in verschiedensten Serien, Synchronprojekten und Hörspielen mitgewirkt. Auch im Gamingbereich, wie in „Guild Wars 2“ oder „Valorant“ findet man sie wieder.

Kerstin findet ihr auch hier –>   Instagram

 

S: Vielen Dank, dass du dich für dieses Interview zur Verfügung stellst. Und du darfst als allererstes eine Aufgabe erfüllen und dich in drei Sätzen vorstellen.

KD: Drei Sätze…das war schon der erste (lacht).

S: Es dürfen auch mehr sein, aber ich wollte nur Leuten helfen sich zu begrenzen, wenn die sehr ausladend antworten wollen.

KD: Gut…Ich bin Kerstin Draeger, Schauspielerin und Synchronschauspielerin. Mutter von fünf Kindern und wohne in Hamburg (lacht) Drei Sätze.

S: Ja. Passt doch perfekt. (lacht). In deiner Familie bist du nicht die einzige Synchronschauspieler*in. Unter anderem ist dein Bruder seit den 80er Jahren ein Teil von TKKG, du darfst schon bei diversen Hörspielreihen als Gast dabei. Aber wie fing das eigentlich bei dir an? Und was liebst du am Beruf?

KD: Also das fing relativ früh an bei mir. Jeder weiß das eigentlich, dass mein Vater auch Synchronsprecher war und Schauspieler in erster Linie. Da hat er halt so Sachen vorgesagt, da konnte ich noch nicht mal lesen. Und da fing da das dann an. Ob das mir dann Spaß gemacht hat, weiß ich gar nicht mehr so. Richtig Spaß gemacht hat es mir dann, als ich für den Rias Berlin, das ist so ein Rundfunksender im amerikanischen Sektor, im Kinderfunk mitmachen durfte. Und auf einmal auch Geld dafür bekam. Also 20 D-Mark damals. Das fand ich richtig toll. Jetzt habe ich es nicht wegen des Geldes gemacht, aber ich fand es natürlich super, dass ich ein bisschen was sparen konnte. Und meinte auch immer, dass ich das auch umsonst machen würde, weil mir das immer großen Spaß gemacht hat.
Also einerseits so ein bisschen durch die Schule durch den Vorlesewettbewerb, den ich mal gewonnen habe, und durch die Arbeit für Rias Berlin und gleichzeitig ab und zu bei meinem Vater was gesprochen. Und was ich am Beruf…mir macht es einfach Spaß im Dunkeln, also Synchron ist ja so im Dunkeln, mich ausdrücken zu können. Also mal so richtig, sieht ja keiner, ne, so richtig mal doofes Gesicht machen oder mal richtig rumbrüllen. Das hat immer sehr gefallen an dem Beruf.

S: Das verstehe ich. Ich glaube ich würde auch eher hinter dem Mikro mich irgendwie zum Quatschkopf bereit erklären als vor der Kamera. Wenn ich so darüber nachdenke.

KD: Ich habe ja als Kind auch ein bisschen gedreht. Aber dann habe ich gemerkt, dann kam das dann vom Synchron, das ich wahnsinnig viel mit dem Gesicht mache. Und das ist eher was fürs Theater und nicht für den Film. Da muss man sich eher reduzieren. Aber ich bin auch von Haus aus jemand, der sehr viel Mimik hat. Meine Mutter meinte immer „Du machst viel zu viel mit dem Gesicht“. Aber das bin ich halt. So ist das.

S: Als würde ich das nicht kennen, also… (grinst). Ich weiß, das ihr wenig reguläre Arbeitstage habt. Wie sieht denn für dich der ideale Arbeitstag aus? Wenn du ihn dir erträumen könntest quasi?

KD: Also im Moment, weil ich auch jeden Morgen meinen Sport mache, d. h. ich rudere auf meinem Rudergerät. Damit ich, ich gehe ja nun langsam auf die 60 zu und die Muskeln bauen ab. Das geht ja schon mit 20, 30 los. Deshalb finde ich den idealen Tag, ich stehe auf, mache meinen Sport und dann fange ich erst so um 10:30 Uhr oder 11 Uhr im Studio an. Das ist eigentlich das perfekte. Und dann sprech ich so ein bisschen. Nicht zu lange, finde ich. Also drei Stunden reichen eigentlich an Konzentration. Dass das auch alles sauber klingt und das man sich das alles merkt. Obwohl im Moment hat sich das alles etwas verändert und dann sind die Texte unten eingeblendet. Man kann also geradeaus gucken, freut sich der Tonmeister, weil man nach vorne guckt, und genau. Deswegen ist es schon ganz schön so drei Stunden ein bisschen was zu sprechen. Dann am besten noch mit Kollegen schön Mittagessen gehen. Irgendwo.
Ich arbeite im Moment auch oft in einem Studio, das mitten in der Innenstadt ist. Da kann man sich aussuchen, wo man zum Mittagessen geht. Ist fast so ein bisschen wie Urlaub. Dann kann man vielleicht noch ein bisschen arbeiten, ein bisschen sprechen oder auch mal Regie machen. Und dann ist Feierabend. Dann reicht das auch. Ich hatte auch schon Tage, da habe ich abends noch ein bisschen geschrieben. Ich schreibe ja auch Dialogbücher, aber da reiße ich mich nicht herum. Ich mach lieber den einen Tag das und den anderen Tag das. Und nicht zu viel (lacht). Kein Burnout.

S: Nee, bitte nicht. Das wäre schlecht. Bist du denn nach all dieser Zeit, die du dabei bist, noch aufgeregt oder gehst du eher locker an die Sache?

KD: Das kommt drauf an, wo ich mich befinde. Ab und zu spreche ich ja auch in Berlin und da kenne ich ja niemanden. Wenige. Vielleicht noch Sven Plate oder so. Der diesen tollen 1-Minute-Star ins Leben gerufen hat. Den kenne ich schon ewig, mit dem habe ich mal einen Film gedreht, da waren wir 14. Da waren wir ganz klein noch und seitdem kenne ich Sven schon. Wenn ich in Berlin bin, den Regisseur nicht kenne und das Drumherum nicht kenne, dann fremdel ich erstmal und denke so „Oahhh, bei dir machen sie die großen Kinofilme und ich komme ja NUR aus Hamburg“. Und vielleicht denken die ja ich kann das gar nicht. Und hab das Gefühl ich muss es erstmal beweisen, dass ich hier auch richtig bin. Und da bin ich dann manchmal auch aufgeregt und hab ein bisschen Schiss. Aber in Hamburg kennt man…die Bubble ist ja nicht so groß, jeder kennt jeden. Da hab ich überhaupt kein Muffensausen mehr oder bin aufgeregt. Das macht Spaß. Das ist auch was anderes, als wenn man dreht. Ich hab ja auch viel gedreht und da war ich immer aufgeregt. Das war nicht so wie im Synchron, weil man da ja nicht den Text vor sich hat. Beim Live-Hörspiel ist das auch nochmal was anderes, weil da hast du trotzdem den Text. Aber beim Dreh musst du ihn ja auswendig können. Wenn dann noch die Scheinwerfer das Gehirn so brutzeln, das Gehirn fängt an zu kochen, dann sieht es schlecht aus manchmal. Dann hatte ich auch schon mal einen Hänger total. Das war mir total peinlich. Das habe ich beim Synchron ja überhaupt nicht. Deswegen bin ich nicht mehr aufgeregt.

S: Klingt auf jeden Fall sehr plausible, warum es beim Dreh schlimmer ist als beim Mikro.

KD: Ja, es hat sich beim Dreh aber auch noch was verändert. Früher als ich anfing und so 14 oder 15 war, das ist ja auch schon ein bisschen her, da gab es noch nicht diese Technik. Man hatte ja noch Bänder. Und wenn man dann zum Schluss dran warst mit dem letzten Satz und den hast du dann verkackst. Dann konnten die die ganzen Bänder wieder wegschmeißen. Und heutzutage ist es „Cut, wir setzen da wieder ein“. Da ist das nicht so schlimm. Da ist es vielleicht ärgerlich ein paar Minuten verschwendet zu haben, aber nicht das Material. Von daher, da ist es ein bisschen entspannter geworden. Trotzdem bin ich jetzt nicht heiß drauf wieder vor der Kamera zu stehen. Obwohl, das habe ich jetzt (lacht). Mein Sohn ist auf der Schauspielschule und durfte ohne Text einfach mal da rumstehen als Mutter. Fand ich sehr gut.

S: Wie viel bewegst du dich denn vor dem Mikro und gibt es etwas, was dir regelmäßig deine Takes versaut, weil du irgendwo gegenkommst oder so?

KD: Ich habe, das siehst du auch, hier so einen großen Knopf, mit dem man gegen das Pult kommt, wenn man sich bewegt. Ich lege oft auch so Schmuck ab. Den vergesse ich dann auch regelmäßig anzulegen (lacht). Und dann muss ich „leider“ sagen „Jetzt müsst ihr mich wohl nochmal buchen, ich muss ja meinen Schmuck abholen“ (lacht). Ich finde die Kunst ist es halt das ein bisschen aus dem Beckenboden, sozusagen, zu tun, als ob es furchtbar anstrengend ist. Da freut sich natürlich der Ton, wenn man sich nicht so viel bewegt. Die können das nicht immer so gut regeln. Die sind ganz froh, wenn man das eben nicht macht. Ein bisschen Bewegung ist nicht schlecht. Oder sie wenigstens künstlich herzustellen, als ob es sich so anhört, als wäre da eine Bewegung drin.

S: Das mit dem Schmuck kenne ich tatsächlich. Ich hatte bei einem Interview ein Bettelarmband mit Anhängern an. Und zum Glück veröffentliche ich die Interviews nur als Text (grinst). Ich habe echt lange gebraucht, um im Nachhinein zu verstehen, was ich bei dem Interview an hatte.
Was ist denn dein Ausgleich zum Sprechen?

KD: Mein Ausgleich zum Sprechen ist…ich hab so ein wenig angefangen…obwohl das auch mit Sprechen zu tun hat. Ich habe mir Duolingo geholt und versuche Spanisch zu lernen (lacht). Ich bin ja so eine die dann auf jeden Fall auf dem ersten Platz landen will in der Liste und deswegen spreche ich dann auch viel zu viel. Da bekommt man die meisten Punkte. Ich seh es morgens eigentlich immer als Warmsprechen. Duolingo ist zwar auf Spanisch, aber das ist gut zum Warm sprechen und gleichzeitig Punkte abzusahnen. Ist aber nicht wirklich ein Ausgleich.
Ach, ich war aber gerade drei Tage mit meiner Tochter Richtung Ostsee unterwegs und habe einfach mal nichts gemacht. Ein Buch gelesen, irgendwas, wo man nicht sprechen muss. Einfach nur lesen, leise lesen. Und Spaziergänge und so. Mache ich zu selten, aber das wäre jetzt ein schöner Ausgleich. Kochen! Gefüllte Paprikaschoten. Habe ich neu entdeckt, dass ich da Datteln rein mache und Tofu. Kochen ist auch noch ein Ausgleich.

S: Klingt schon gut.
Gibt es denn ein Projekt, was dir aus all deiner Zeit als Sprecherin in Erinnerung geblieben ist? Und wenn ja, welches?

KD: Sagen wir mal so, es ist eine Rolle…eine Schauspielerin, die mir immer mal wieder über den Weg gelaufen ist und die wirklich gute Projekte gemacht hat. In Hamburg ist es ja gar nicht so üblich, dass man Feststimme ist. Das ist eher in Berlin so. Aber ich hatte halt das Glück diese Drea de Matteo in den „Sopranos“ zu sprechen. Und die war so nett auch in anderen Serien aufzutauchen, wie in „Desperate Housewives“ oder „Sons of Anarchy“. Und das fand ich auch sehr nett. Da haben die mich dann immer angerufen, obwohl auch andere Sprecherinnen, die schon mal gesprochen haben. Aber ich habe sie in diesen Serien gesprochen und dann war es denen irgendwie wichtig. Und das war dann toll, weil ich angerufen wurde aus Berlin und fühlte mich schon ein bisschen gebauchpinselt. Und die Rolle, die ist auch einfach eine tolle Schauspielerin. Die hat auch mal einen Emmy bekommen und ja…ich bin zwar überhaupt nicht wie sie…(grinst) obwohl, das kann man nicht sagen. Aber man sieht es mir nicht so an, dass ich auch so rotzig sein. Die ist so ein bisschen so. Künstliche Fingernägel und so. Und macht aber Spaß. Mal so in andere Rollen zu schlüpfen meine ich auch. Mit der Mafia zu tun zu haben und so (lacht).

S: Klingt schon gut.

KD: Und im Moment mache ich eine ganz schöne neue Zeichentricksanimationsserie, wo ich eine Göttin spreche. Kommt hoffentlich bald raus. Das ist im Moment mein Lieblingsprojekt. Ich hoffe, dass es gut ankommt und dass es dann noch viele Staffeln davon gibt.

S: Das wäre definitiv schön (grinst). Gab es denn Momente, in denen du am liebsten alles hingeschmissen hättest und wenn es sie gab oder gibt, was tust du dann?

KD: Also es gab zwei Momente, wo ich mal heulend aus dem Studio bin. Erstmal mit meinem Vater. Das war immer eine schwierige Kombi, weil er natürlich, ich kenne es jetzt auch von meinen Kindern, das man als Elternteil doch den Druck hat, das alles funktioniert. Ich glaube auch mein Vater hatte davor ein wenig Angst und hat mich besonders ran genommen, was mir als Sternzeichen Fische gar nicht so gut getan hat. Und hat immer „Konzentrier dich“ gesagt, was bei mir genau das Gegenteil hervorgerufen hat. Ich wurde immer ängstlicher und fahriger und damit lässt sich nicht gut arbeiten. Mein Vater ist auch kein guter Pädagoge gewesen. Was mir geholfen hat, waren dann die anderen Kollegen. Die meinten dann auch „Der ist aber streng zu dir“ oder „Du machst das doch so toll“. Die haben mich immer aufgebaut.
Sonst…immer schön in die Füße atmen, würde ich sagen. Es gibt Momente, wo ich denke „Willst du meine Rolle sprechen“. Wenn ein Regisseur zu viel erklärt oder einem alles vorspricht. Ich könnte natürlich auch fragen, ob sie mal aufhören können, aber ich denke, dass das nicht förderlich für die Arbeitsatmosphäre ist. Und ich denke auch oft, dass das auch Sprecher sind, die bestimmt auch gerne sprechen würden. Und die sitzen da den ganzen Tag und müssen das umschreiben. Vielleicht ist der Hang das vorzusprechen dann eben…sprechen ist einfacher, statt ein Adjektiv zu suchen, dass das wohl beschreiben könnte, was ich meine. Ich mache ja auch selbst Regie, und ich mach das als Challenge, dass ich daraus lerne. Mich ärgert das immer, andere ärgert das vielleicht gar nicht so. Aber mich ärgert das schon ein bisschen und dann versuche ich das bei mir zu lassen. Das ist viel cooler, weil du demjenigen dann viel mehr Freiraum lässt und vielleicht kommen ganz andere Töne, als wenn ich das sagen würde. Das ist halt auch spannend.

S: Gibt es denn eine Serie, einen Anime oder eine Filmreihe oder sowas, in der du unbedingt mitsprechen möchtest oder irgendetwas, was du auch, obwohl du schon so lange dabei bist, noch ausprobieren möchtest?

KD: (grinst) Ich weiß gar nicht, wird „One Piece“ noch aufgenommen. Ja? Da würde ich dann natürlich gerne mal mitsprechen. Dann wäre mein Sohn, der großer Fan ist, so stolz auf mich, wenn ich das mal aufnehmen dürfte. Aber das wird auch nicht in Hamburg aufgenommen, sondern in Köln oder München.

S: Ich glaube in München. Wenn ich mich nicht ganz vertue mit dem Wohnort von Daniel Schlauch, der die Hauptrolle spricht.

KD: Vielleicht lässt sich da mal was machen (grinst)

S: Wer weiß. Du bist auf jeden Fall nicht die Einzige, die auf diese Frage mit dem Anime geantwortet hat. Und bei einer der Personen, die diese Antwort gegeben hat, hat es inzwischen geklappt.

KD: Aber was wäre noch…eigentlich alle Animeserien, die mein Sohn abfeiert. Bist du auch so ein Animefan?

S: Geht. Ich bin mehr in den Realserien drin. Die ganzen Krimiserien wie CSI und Co. aus 2010er Jahren habe ich alle gesehen. Ich versuche einige kürzere Animes aufzuholen. „One Piece“ ist mir zu lang, aber sonst…
Hast du denn einen Tipp für alle Synchronanfänger*innen da draußen, die selber sprechen möchten, egal ob nebenberuflich oder hauptberuflich?

KD: Wie sie da überhaupt reinkommen in die ganze Geschichte?

S: Zum Beispiel. Oder etwas, das du über die Jahre gelernt hast und gerne am Anfang gewusst hättest.

KD: Ja. Also am besten ist es natürlich man fängt sehr jung damit an. Das habe ich schon öfter gehört, wenn ein 10- oder 11-jähriger sagt „Ich will Synchronsprecher werden“.
Eine, die auch schon bei mir gesprochen hat, ist ihre Mama mit ihr ins Studio Hamburg gefahren und hat sich vorgestellt. Und die hat das super gemacht und hat viel in Serien gesprochen. Wenn man natürlich so jung ist, muss man sich mit den Eltern etwas rumnerven, bis die zustimmen. Obwohl es auch Eltern gibt, die ihre Kinder dahinschleifen und die haben dann keinen Bock (lacht). Das kann man einmal sagen. Wenn man jung ist die Eltern nerven. Und die Studios abklappern. Kinder werden eigentlich immer gesucht. So früh wie möglich anfangen. Mit 15, 16 wird es dann zumindest bei den Jungs, schon wieder schwierig. Mädels sind aber eigentlich immer gefragt. So 30-jährige sprechen ja auch in den Animes die ganzen Jungs. Das ist unser Plus, auch wenn wir sonst…Frauenrollen gibt es weniger in Serien. Aber da punkten wir. Das ist das für die jungen Leute. Aber wenn du schon älter bist, würde ich das einfach so machen…entweder man ist superbegabt und kommt so rein. Muss gar nicht sein, dass man eine Schauspielausbildung hat. Es ist aber natürlich sehr hilfreich, weil es ist nicht nur so, wenn jemand sagt man hat eine schöne Stimme…das ist schön, zum Beispiel für Werbung. Aber es ist ja breit gefächert. Du musst ja manchmal von Wutausbruch bis hin zum Nachrichtensprecher mit ganz schwierigen Städtenamen aus was weiß ich China, sowas muss man eben…es wird nicht verlangt, dass man es sofort auf den Punkt liefert und es wird da reingehört, wie es ausgesprochen wird, aber darauf muss man gefasst sein, dass man auch das anbieten muss. Die Range ist halt riesengroß. Deshalb ist es eigentlich gut, wenn man Phonetikunterricht nimmt. Das man auch abklärt, ob man einen Dialekt hat. Ich hatte mal eine, der hat man sehr angehört, dass sie aus Süddeutschland kommt. Und dann muss man der Person einfach sagen, dass sie das aus Spaß machen kann, aber das sie niemals in irgendeinem Film auftauchen kann. Weil man es immer raus hört.
Von daher würde ich sagen, dass es wichtig ist, dass man jemanden hat, der einem ehrlich sowas sagt. Workshops an sich sind auch sehr gut. Ich kenne auch viele, die nur einen Workshop gemacht haben, wie zum Beispiel Benjamin Stolz. Das hat bei ihm sehr gut hingehauen, auch wenn er keine Schauspielausbildung gemacht hat. Von daher reicht sowas auch. Ein schöner Workshop, um mal reinzuschnuppern. Gleichzeitig immer rumnerven. „Kann ich mal zugucken, kann ich mich mal hinten reinsetzen. Kann ich dich mal einen Tag begleiten“. Weil man so viel lernt durch dieses Abgucken. Das war früher anders, weil da immer alle zusammen aufgenommen haben. Ich kam da rein, weiß ich noch, in 1979 und da standen wirklich Theaterschauspieler vor dem Mikro. Also früher da gab es auch nicht so viele Serien. Da haben Theaterregisseure die Regie gemacht und Schauspieler haben gesprochen. Da war das noch ein ganz anderer Beruf. Und man durfte da dabei sein. Aber durch Corona hat sich das etwas geändert. Es wurde wieder etwas gelockert, aber das Xen ist geblieben. Bei Heikedine Körting im Hörspiel nehmen wir noch zusammen auf.
Bist du Fan?

S: Waaas? Nein, ich doch nicht. Ich guck auch nicht regelmäßig die Videos deines Bruders und seiner Kolleg*innen, wie sie TKKG zusammen aufnehmen.

KG: Ja, mein einer Sohn Philipp, der auf der Schauspielschule ist, der spricht auch manchmal Synchron. Und seine Schwester Florentine ist bei den „5 Freunden Kids“. Da gibt es auch eine Kids-Variante und sie ist dabei. Fand ich gut. Damit der Name Draeger im Hörspiel weiter dabei ist. Nicht nur mein Bruder und ich ein bisschen. Aber dass das noch weitergeht. Philipp ist bei den „Teufelskickern“. Von dahern, genau das darf nicht aussterben. Da war ich ganz froh, dass sie das Casting gewonnen haben (grinst).

 

S: Quasi Hörspiel-Familie Draeger.
Damit hast du den offiziellen Teil geschafft. Aber es gibt noch ein „This or That“. Du musst dich jetzt also immer zwischen zwei Dingen entscheiden. Du darfst bei mir aber tatsächlich immer auch was dazu sagen, warum du dich für die eine Sache entschieden hast.
Das erste ist lange Aufnahme über mehrere Stunden oder kurze Aufnahme über mehrere Tage?

KD: Kurze Tage über mehrere Tage.

S: Kaffee oder Tee?

KD: Tee. Wegen Bluthochdruck.

S: Wenn du selber liest Taschenbuch- oder Hardcover-Ausgabe?

KD: Hardcover

S: Pizza oder Pommes?

KD: Pizza

S: Aufnahme in einem Home-Studio oder in einem Tonstudio?

KD: Tonstudio

S: Sommer oder Winter?

KD: Sommer

S: Anime-Synchro oder Realserien-Synchro aufnehmen?

KD: Realserie

S: Wenn du selber Fernsehen guckst Serie oder Film?

KD: Serie

S: Synchro in einem Film oder in einer Serie?

KD: Serie.

 

Das war es schon mit Kerstin Draeger und unserem Interview. Die Socials von Kerstin findet ihr oben, falls ihr jetzt neugierig geworden seid. Wir lesen uns in diesem Format dann wieder in den nächsten Wochen! 

Habt eine schöne Zeit!
Eure Sue

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