Auf einem lila-pinken Hintergrund sieht man in weißer Schreibschrift links "J bis L" und darunter in schwarz auf einem weißen Streifen "DieSueschauerin". Rechts ist ein schwarzes Polaroid zu sehen, auf dem ADHS-Alphabet steht

[ADHS-Alphabet] J bis L

Guden!
Über Weihnachten und Silvester gab es eine kleine Pause, aber inzwischen bin ich auch mit dem Alphabet wieder zurück. Und da schon die nächsten drei Wochen rum sind, stelle ich euch die nächsten Buchstaben vor.

J wie Jungen und Mädchen mit ADHS – Eine Frage des Geschlechts

Wusstet ihr, dass vor allem Jungen im Kindesalter diagnostiziert werden? Und das Mädchen meist erst sehr viel später oder nie diagnostiziert werden? Ist leider die harte Realität, da für ADHS oft in den Köpfen der Gesellschaft Zappeligkeit als Hauptsymptom feststeht. Es geht teilweise soweit, dass sogar Personen aus der Medizin immer noch der Ansicht sind, dass ADHS eine reine Jungenkrankheit ist und nur durch Hyperaktivität auffällt. Aber ADHS ist ein Spektrum. Es gibt die Hyperaktiven, es gibt die Ruhigeren, Träumenden und alles dazwischen. Und weibliche Personen zeigen tatsächlich andere Symptome bzw. Symptome werden nicht als Symptom von ADHS identifiziert. Außerdem sind sie oft Meisterinnen im Masking. Das bedeutet, dass wir uns anpassen und versuchen die Erwartungen an ein weibliches Verhalten in der Gesellschaft zu erfüllen, auch wenn wir das eigentlich niemals wirklich schaffen. Aber Masking hilft uns dabei es zu versuchen. Nicht selten werden Symptome bei weiblichen Personen als Depression, Angststörung oder eine Persönlichkeitsstörung gesehen, was zu Fehldiagnosen führt. Ich bin quasi zu eines der “glücklichen” Mädchen, das schon als Kind diagnostiziert wurde. Ich bin aber sehr sicher, dass das nur geklappt hat, weil ich nicht die Einzige in der Familie mit ADHS bin und die Diagnose deshalb nahelag.

 

K wie Konzentration und Hyperfokus

Konzentration ist das eine Ding, das immer mit ADHS in Verbindung gebracht wird. Besser gesagt die Non-Existenz davon. Was nicht ganz richtig ist, finde ich. Unsere Konzentration ist schon da. Aber vielleicht einfach nicht bei den wichtigen Dingen wie Terminen, der Person uns gegenüber oder der roten Ampel, an der wir gerade stehen. Stattdessen planen wir Projekt X im Kopf, denken über unsere Einkaufsliste nach oder überlegen wie wir das neuste Kreativprojekt umsetzen können. Ich kenne diese Situation auf jeden Fall viel zu gut 😅 Aber auch im Haushalt gibt es diese Situationen. Dann in Form von vergessenen Nudelwasser, das fast komplett aus dem Topf verschwunden ist oder von Töpfen, die auf dem ausgeschaltetem Herd stehen und darauf warten, dass sie warm werden 🤭😅 Schuld daran ist, neben der Fähigkeit sich auf die „richtige“ Sache in dem Moment zu konzentrieren, meist der Hyperfokus. Das ist ein Zustand, der Minuten, Stunden oder sogar Tage andauern kann. Wir sind so tief in einer Sache drin, dass wir alles um uns herum vergessen. Wir sind quasi abgeschnitten von der Welt, wenn wir in einem Hyperfokus stecken. Ich drücke das extra eher negativ aus, weil dieser Zustand natürlich toll sein kann, wenn man etwas neues lernt oder ein Projekt beenden möchte. Aber neurodivergente Menschen brauchen eine Menge Kraft für den Hyperfokus und fühlen sich danach eventuell ausgelaugt. Wir kriegen nichts mit, also auch oft Hunger und Durst nicht. Ohne Essen und Trinken gibt es aber auch keine neue Energie. Und wir können uns selten aussuchen worauf sich der Hyperfokus bezieht. Er ist plötzlich einfach da. Und auch wenn er wie eine besondere Fähigkeit klingt und mich Menschen schon darum beneidet haben, finde ich ihn manchmal sehr nervig und würde diese Fähigkeit gerne abgeben.

 

L wie Listen und andere Organisationstools

Ich habe aufgehört zu zählen, wie oft mir schon von meinem Umfeld gesagt wurde, dass ich mir doch eine ToDo-Liste schreiben soll oder Tool X nutzen soll. Dummerweise sind die wenigensten Tools irgendwie brauchbar für mich. Und mir wurde im Leben zu oft gesagt, was ich tun soll. Da reagiere ich quasi allergisch drauf. Über die Jahre habe ich selbst ein paar Dinge gefunden, die funktionieren. Und viele sind auf irgendeine Weise interaktiv.

Mein Hirn reagiert eher auf hier ein Kästchen abhaken, dort etwas verschieben, da den Status über ein Drop-down-Menü anpassen. Hauptsache etwas verändert sich und es ist nicht nur ein Haken, den ich mit einem Stift in ein Kästchen male. Das mir all diese Interaktiviät von Programmen mehr bringt als der Haken liegt vermutlich an meinem Hirn. Denn mir fehlt Dopamin und das wird durch die kleinen Aktionen ausgeschüttet. Wie ich immer in meinem Disclaimer anmerke, ist ADHS sehr unterschiedlich und euch anderen mit ADHS kann das abhaken einer Papierliste schon sehr viel bringen. Mir leider nicht. Aber Listen und Organisationstools sind, ähnlich wie so viele Dinge, die uns helfen sollen, einfach eine Sache des Ausprobierens. Habt eine schöne Woche!

 

Habt eine schöne Restwoche!
Eure Sue

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