Guden!
Die nächsten drei Wochen sind um, also geht es auch im ADHS-Alphabet weiter auf dem Blog.
D wie Diagnose
Beim D soll es um das Thema “Diagnosen” gehen. Denn eine Diagnose kann sehr viel helfen, ist aber nicht immer so leicht zu bekommen.
Ende Oktober hat Anna von Klinski sehr treffend in ihrer Story gesagt “Meine ADS-Diagnose hilft mir oft meine Persönlichkeit zu verstehen.” Und das kann ich nur unterschreiben. Anna ist eine meiner neueren Profilentdeckungen und ich mag ihren Content sehr. Sie geht ähnlich offen wie ich mit ihrem ADS um und einen Besuch bei ihr kann ich nur empfehlen.
Wusstet ihr, dass Schilddrüsenerkrankungen, Anfallsleiden und Schädel-Hirntrauma auch die typischen ADHS-Symptome hervorrufen können und deswegen zu Fehldiagnosen bei der Diagnostik führen können? Auch andere psychische Störungen können ähnliche Symptome zeigen. Unter anderem deswegen ist es so schwer eine Diagnose zu bekommen. Dazu kommen lange Wartezeiten auf einen Platz bei einem Psychiater oder Psychotherapeuten und die Vorstellung “Erwachsene können doch kein ADHS haben”.
Das Ding ist…weder lösen sich die Symptome mit dem Erreichen des 18. Lebensjahrs einfach auf, noch haben Erwachsene plötzlich Symptome. Nein. Sie kämpfen ausnahmslos seit ihrer Kindheit mit dem ADHS und seinen Folgen. Aber es wurde sehr wahrscheinlich dann nie richtig diagnostiziert (wenn überhaupt).
Ich bin sehr froh, dass ich meine Diagnose seit fast 20 Jahren kenne. Weil ich mich selbst dadurch an manchen Tagen besser verstehe. Weil ich, wenn ich alleine nicht weiterkomme, mir Hilfe suchen kann und mit den richtigen Stichworten diese auch finde (egal ob durch eine Person oder das World Wide Web).
Diagnosen können eventuell ganze Welten für Menschen verändern. Warum macht man es uns dann so schwer sie zu bekommen?
E wie Ernährung und Lebensmittel
Essen ist ein teilweise sehr schwieriges Thema bei mir. Und meiner Erfahrung nach auch bei anderen Menschen mit ADHS. Ich bin sehr wählerisch und so sehr ich manchmal ein Gericht oder ein Lebensmittel liebe, kann es am nächsten Tag oder der nächsten Woche wieder bäh sein. Typischer Hyperfokus auf Lebensmittel halt. Genauso kann ein Lebensmittel, was jemand um mich herum liebt, absoluter Graus für mich sein. Einfach nur weil die Konsistenz nicht passt. Und ein paar Jahre später liebe ich vielleicht genau diese Sache und könnte sie seeeehr oft essen. So geht es mir beispielsweise mit Brokkoli. Früher absoluter Graus, heute liebe ich ihn. Nicht selten sind die Probierlöffel, die meine Eltern in meiner Kindheit eingeführt haben beim gemeinsamen Essen, unbemerkt von meinen Eltern wieder im Topf gelandet (Sorry Mama xD). Irgendwann wusste ich, wie ich den Teller halten muss, damit keiner meiner Eltern es von Sofa aus sieht, dass das Essen immer noch auf dem Teller liegt. Und auch heutzutage reagiere ich fast allergisch auf Sätze wie “Du hast nur nicht richtig probiert” oder so etwas. Weil sich das immer so anfühlt, als würde man mir befehlen, was ich zu essen habe. Das kann mir auch mal Gerichte kaputt machen, so dass ich sie erst Jahre später probiere.
Durch meine Medikamente hatte ich in der Kindheit sehr wenig Hunger. Worauf ich mir von meiner Umgebung auch mal den ein oder anderen Spruch anhören durfte, weil ich so dünn war. Angeblich würde das an meinem Essen liegen. War eher uncool. Aber auch heute habe ich Tage an denen ich ohne Probleme zwei Teller nacheinander esse und an anderen fast gar nichts. Dann fällt mir abends auf, dass ich unbedingt was essen sollte vor dem Schlafen gehen. Meist ende ich dann mit Käsespätzle oder Buchstabensuppe am Esstisch, da das zwei der Gerichte sind, die immer gehen. Meine Ernährung ist vielleicht nicht immer die beste, bedingt auch durch ADHS. Aber sie funktioniert für mich und das ist die Hauptsache. Solltet ihr mal mitbekommen, dass ich den ganzen Tag nichts gegessen habe, dann fragt am besten einfach, was ich gerade brauche oder besorgt eine Portion Pommes und eine Cola. Das geht immer und mein Kreislauf wird euch lieben.
F wie Finanzen und die liebe ADHS-Steuer
Finanzen…gaaanz schlimmes Thema. Damit umgehen kann ich nur sehr schlecht und ich weiß nicht, wie oft im Leben meine Eltern mir schon finanziell wortwörtlich den Ar*** gerettet haben. Anders kann ich es einfach nicht sagen.
Vergessene Rechnungen, zu wenig Geld für monatliche Abbuchungen auf dem Konto, weil ich unbedingt Sache X haben musste, mehrere große Ausgaben in einem Monat für die eigentlich kein Geld da ist. Die Liste könnte ich ewig so fortführen. Überblick über meine Finanzen ist schwierig.
Was auch mit dem Thema Finanzen einher geht, ist die sogenannte ADHS-Steuer. Dabei handelt es sich um keine reguläre Steuer wie die Mehrwertsteuer oder die Kfz-Steuer. Nein, gemeint ist mit diesem Begriff, dass Menschen mit ADHS quasi eine Steuer für ihre Erkrankung zahlen. Vergessene Rechnungen führen zu Mehrkosten. Abos, die kaum genutzt werden, sind quasi sinnlos. Durch fehlende Feinmotorik oder Tollpatschigkeit gehen vielleicht auch mal Dinge kaputt, die dann repariert oder ersetzt werden müssen, was wiederum zu Kosten führt. Rezeptgebühren für ADHS-Medis, Fahrtkosten zu Ärzt*innen. Auch da kann die Liste ewig fortgesetzt werden. Ihr versteht, was ich meine, denke ich. Wir Menschen mit ADHS zahlen oft drauf. Und das ist oft anderen Menschen gar nicht so bewusst.
Habt eine schöne Restwoche!
Eure Sue
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